Pfarrer Xavier Savarimuthu ist seit Februar in der Seelsorgeeinheit Oberndorf tätig. Foto: Störzer

Die katholische Seelsorgeeinheit Raum Oberndorf ist seit Februar um einen Pfarrvikar reicher: Xavier Savarimuthu. Der aus Indien stammende Christ gibt trotz Heimweh nicht auf, denn er ist sich sicher, dass Gott ihn genau an dieser Stelle braucht.

Oberndorf - Xavier Savarimuthu wuchs als ältester Sohn in einer katholischen Familie in Chinthamani, Tamil Nadu auf; einem der Bundesländer Südindiens. In Indien bilden Christen eine Minderheit. Die Mehrheit der Bevölkerung gehört dem Hinduismus an. "Politik und Religion sind in Indien eng miteinander verknüpft", erzählt Savarimuthu. Spreche man negativ über den Hinduismus, so habe das schlimme Folgen.

Besuch im sonntäglichen Gottesdienst war Pflicht

Mit dem katholischen Glauben sei er groß geworden. "Jeden Sonntag musste ich in den Gottesdienst gehen", erinnert er sich. "Ich war in einer katholischen Schule und wenn ich nicht im sonntäglichen Gottesdienst war, gab es dort Ärger." So, sagt er rückblickend, habe er aber auch seinen festen Glauben entwickelt. Es sei also gut für seinen Werdegang gewesen.

Studierte Philosophie und Theologie

Nach Abschluss der zwölften Klasse arbeitete Savarimuthu als Plastikverkäufer. Danach habe er einen Job gehabt, bei dem es seine Aufgabe war, Fernsehkabel anzuschließen. "Während dieser Zeit habe ich meinen Ruf von Gott bekommen", erzählt er mit fester Stimme. Es folgte die Anmeldung zum Priesteramtskandidaten bei seiner Heimatdiözese Palayamkottai. Von 2005 bis 2008 studierte Savarimuthu Philosophie in Pune und von 2012 bis 2015 Theologie am Priesterseminar in Chennai, der Hauptstadt von Tamil Nadu. Zwischendurch sammelte er Erfahrung in der Arbeit mit Kindern, indem er Neunt- und Zehnklässlern einer englischen Schule die Sprache Tamil beibrachte.

Dem Wunsch seiner Mutter gefolgt

Savarimuthu folgte schließlich dem Wunsch seiner Mutter, die ihm kurz vor ihrem Tod sagte, sie habe eine Verheißung erhalten: Er wurde am 1. Mai 2016 zum Priester geweiht. Es folgten zwei Jahre als Pfarrvikar und zwei Jahre als Pfarrer in Tamil Nadu. Ein Mitbruder habe ihn dann nach Deutschland eingeladen. Sein Bischof habe ihn gewarnt: "In Deutschland ist alles anders. Es wird schwierig für dich." Aber er habe hinter Savarimuthus Entscheidung gestanden.

Tatsächlich wurde es schwierig für Xavier Savarimuthu. So schwierig, dass er nach seinem A1-Sprachkurs in Tübingen ein Rückflugticket nach Indien buchte. Doch zwei Tage vor seinem Abflug dann das Umdenken: "Ich bleibe doch in Deutschland." In dieser Zeit habe er gelernt: "Ich muss immer rausgehen und nicht in meinem Zimmer bleiben." Sonst kommen Einsamkeit und Zweifel.

Fühlt sich für seine Geschwister verantwortlich

"Ich bin der Älteste von vier Geschwistern. Meine Brüder sind 29 und 26 Jahre als, meine Schwester ist 23", merkt Savarimuthu an, der mit seinen 40 Jahren einen großen Altersunterschied zu seinen Geschwistern hat. Er fühle sich für sie verantwortlich, sagt er und gewährt dadurch tiefe Einblicke. Seine Familie fehle ihm sehr.

"Man muss in Deutschland mehr auf die Leute zugehen." Corona mache das nicht leicht. "Ich habe gelernt, dass der Anfang immer schwer ist. Die Kultur, die Leute, das Wetter: Alles ist hier anders. Doch wenn wir eine solche Herausforderung anpacken, bekommen wir mehr Kraft", sagt er und es klingt schon fast wie eine Predigt. "Man darf nicht stehen bleiben, sondern muss immer weitergehen." Mit seinem Motto "Wer probiert, der gewinnt" streut er künftig sicherlich Motivation in seiner Kirchengemeinde.

Die Gläubigen kritisierten seine Aussprache

Am Anfang waren die Gläubigen in der Seelsorgeeinheit mit seiner Aussprache nicht zufrieden. Doch er gab nicht auf und übte fleißig weiter Deutsch. "Mittlerweile loben sie mich, weil sich mein Deutsch verbessert hat." Das Sprachniveau A1 erreichte er durch einen 15-tägigen Intensivsprachkurs bereits in Indien. Nach seiner Ankunft in Deutschland 2021 folgte sofort der Deutsch Intensivkurs in Tübingen – der Pandemie geschuldet jedoch im Online-Format.

Einmal im Monat gehe er zum Pastoralkurs auf der Liebfrauenhöhe in Ergenzingen. Dort bekomme er viele Ideen zur Gestaltung von Gottesdiensten, aber auch Einblicke in die deutsche Kultur. "Als Priester kann man immer etwas lernen", zeigt er sich wissbegierig. Dieser Austausch tue ihm gut. Zudem treffe er dort die 13 anderen Priester, mit denen er den Intensivkurs in Tübingen absolvierte. Acht davon kommen ebenfalls aus Indien, fünf aus Afrika. Alle arbeiten nun als Priester in Baden-Württemberg.

Vertrag mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart geschlossen

Savarimuthu zelebriert pro Woche rund vier Gottesdienste. Dabei wechselt sein Einsatzort zwischen den acht Gemeinden der Seelsorgeeinheit: Altoberndorf, Beffendorf, Bochingen, Epfendorf, Harthausen, Hochmössingen, Oberndorf und Talhausen. Er hat einen Vertrag mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart geschlossen. Darin ist festgehalten, dass er sieben bis zehn Jahre bleiben darf.