Besorgniserregend ist der Zustand des Heiligenzimmerner Kirchturms. Steinmetze entfernen lose Teile. Foto: Lohmüller

Steinbrocken sind vom Turm der Heiligenzimmerner Pfarrkirche St. Patricius herabgestürzt. Der Bereich um das marode Gebäude ist gesperrt.

Während die aufwendige Sanierung der Kirche St. Patricius fortschreitet, bereitet der Glockenturm an der Südseite Sorgen.

 

Sandstein vor Ort abgebaut

Die Naturwerksteinelemente des Glockenturms, der zusammen mit der Kirche in den Jahren 1847 bis 1850 unter der Leitung von Baurat Zobel im neogotischen Stil errichtet worden war, bestehen aus Schilfsandstein, der im örtlichen Steinbruch in Heiligenzimmern abgebaut wurde.

Aktuell lösten sich durch Frostabsprengung bis zu 20 Zentimeter große Stücke der Werksteinelemente ab und stürzten zu Boden. Ursache sind Riss- und Schalenbildungen in den Naturwerksteinbauteilen sowie in den verputzten Flächen. Eindringendes Wasser gelangt in die Schadstellen, und beim Gefriervorgang kommt es zu einer Volumenzunahme und Aufweitung der Risse. Die Vorgänge wiederholen sich bei Frost-Tau-Wechsel, was bis zum Absturz von Teilstücken führen kann. Es gibt viele in Frage kommende Ausbruchstellen, da große Teile der Natursteinelemente, wie Pfeilerabdeckungen, Gesimse sowie die Gewände der Wandöffnungen, bereits vorgeschädigt sind.

Der Putz bröckelt am Turm von St. Patricius. Foto:  Lohmüller

Frost lässt Brocken abplatzen

Der Architekt Timo Raible hatte bereits 2015 auf die umfassenden und massiven Schäden am Glockenturm hingewiesen. Im vergangenen Jahr war das senkrecht in der Turmspitze stehende Holz, der sogenannte Kaiserstiel, bereits so stark geschädigt, dass das befestigte, rund hundert Kilogramm schwere Turmkreuz keinen Halt mehr fand, in Schieflage geriet und im Zuge einer Notsicherungsmaßnahme abgenommen wurde.

Parallel besserte man die schadhafte Dachdeckung, soweit es die Möglichkeiten zuließen, mittels Hubarbeitsbühne aus. Seitherige Wetterereignisse und Stürme führten bereits wieder zu neuen Schwachstellen in der notdürftig ausgebesserten Dachhaut.

Im Inneren ist der Dachstuhl des Turmhelms aufgrund beengter Verhältnisse in der Glockenstube und dichtliegenden Konstruktionshölzern im Helm nur schwer zugänglich und damit kaum überprüfbar. Auch die Läuteanlage zeigt Schäden auf, die bereits in einem umfassenden Bericht des Erzbischöflichen Glockeninspektors vom Dezember 2013 dokumentiert sind. Bis dato konnten diese wegen fehlender Finanzierung nicht behoben werden.

Wasser hat die Fassade geschädigt. Foto:  Lohmüller

Absturzgefahr besteht

Besorgniserregend: An den Südfenstern sind Gewändeteile herausgebrochen. Es besteht die Gefahr, dass sich weitere Sandsteinbauteile und auch Fenstergläser lösen und aus der Fassade kippen. Gewände und Stabwerk der Schallöffnungen sind in einem derart schlechten Zustand, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich weitere Schalen lösen und Steinteile herausbrechen. Die hölzernen Schallläden sind morsch und brüchig. Der schützende Anstrich ist bis auf den Putz abgewaschen.

20 Kilogramm an Steinmaterial wurden abgenommen

Aus Verkehrssicherheitsgründen sperrte die Kirchengemeinde den Bereich um den Turm sofort mit Bauzaunelementen ab. Im Folgenden wurde der Steinmetzbetrieb Paulus und Rainer Roth aus Haigerloch beauftragt, eine Notsicherung durchzuführen und lose Sandsteinteile vorsorglich abzunehmen, was bereits vor einigen Tagen geschah.

Allein im Rahmen dieser Notsicherung mussten rund 20 Kilogramm an Steinmaterial abgenommen werden. Im nächsten Schritt soll eine umfassende Schadenskartierung erstellt werden, um Kosten für eine Sanierung des Glockenturms valide ermitteln zu können.

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Weitere Informationen unter www.pfarrkirche-st-patricius-heiligenzimmern.de