Aktuell gibt es etwa einen Aus- oder Einstieg pro Busfahrt der Lini114 in Schmieheim. Foto: Archiv

Nahverkehr: Angebot mit Ettenheimer Stadtbus kaum angenommen

Kippenheim - Mit einem Gast pro Fahrt ist die Anbindung Schmieheims an die Buslinie Ettenheim nicht gerade eine Erfolgsgeschichte. Dennoch tendiert die Mehrheit der Kippenheimer Räte dazu, am Mobilitätspakt festzuhalten und über Verbesserungen nachdenken.

Einen Entschluss dazu galt es am Montag noch nicht zu fassen. Dennoch bat Bürgermeister Matthias Gutbrod, die Kippenheimer Gemeinderäte sich über die Anbindung des Ortsteils Schmieheim an die Stadtbuslinie Ettenheim Gedanken zu machen. Schmieheim ist seit dem 10. Februar 2020 an die Stadtbuslinie Ettenheim 114 angebunden, die Gemeinde zahlt dafür im Jahr 15 000 Euro. Allerdings lassen die Fahrgastzahlen zu wünschen übrig. Aufgrund der Corona-Pandemie sind diese zwar nicht belastbar, allerdings berichtet die SWEG von 10 bis 20 Beförderungsfällen täglich, also fünf bis zehn Ein- und Ausstiegen an der Bushaltestelle Schmieheim. Das entspricht durchschnittlich einer Person pro Busfahrt. Bis zum 1. Oktober muss sich die Gemeinde Kippenheim festlegen, ob sie eine weitere Anbindung an die Stadtbuslinie wünscht oder nicht.

Auch die Stadt Ettenheim mache sich in ihrem Arbeitskreis Mobilität derzeit Gedanken, wie man die Bürger zum Umstieg auf den Bus bewegen könnte, berichtete Schmieheims Ortsvorsteher Michael Hartmann (FWV). Er glaubt, dass das Angebot besser angenommen würde, würden mehr Orte und Richtungen für die Fahrgäste angeboten, etwa Richtung Ringsheim, Rust oder Lahr.

Umgewöhnung von Auto auf Bus braucht Zeit

Irene Preschle (SPD) überlegte, ob verbilligte Zehnerkarten, wie sie die Stadt Ettenheim zum Teil auch schon angeboten hatte, das Angebot für die Bürger attraktiver machen könnten. Otto Hebding (CDU) forderte, dass die Gemeinde weiterhin an der Förderung der Buslinie dranbleiben sollte. Bei der B 3-Umfahrung habe man um jedes Auto weniger im Ort gekämpft, da könnte man jetzt nicht die Förderung des Nahverkehrs einschränken.

Carola Richter (CDU) erklärte, sie sei auf der einen Seite froh, dass es den Mobilitätspakt gebe, auf der anderen Seite müsse man sich jedoch überlegen, wer dieses Nahverkehrsangebot überhaupt annehme. Die Bushaltestellen in Schmieheim seien so gelegen, dass sie sich gerade Ältere dreimal überlegen würden, ob sie sich dorthin auf den Weg machen würden – gerade wenn sie auf dem Rückweg noch Einkaufstüten transportieren müssten. Auch Bürgermeister Matthias Gutbrod stimmte zu, dass in Schmieheim nicht die Älteren in den Bus einstiegen würden, um einzukaufen, "das kriegen sie dort seit Jahren anders organisiert".

Für Lothar Stulz (FWV) sprachen die Zahlen eine eindeutige Sprache: "Die Kosten und die Fahrgastzahlen stehen in keiner Relation. Da können wir jedem, der da mitfahren will, auch gleich das Taxi bezahlen", erklärte er. Wenn das Angebot so wenig angenommen werde, sollte man das Geld lieber "in andere, wichtigere Sachen" investieren. Dem widersprach Schmieheims Ortsvorsteher Michael Hartmann. Die Leute auf den Nahverkehr umzugewöhnen, sei ein langer Prozess, an dem man dranbleiben müsse. Während es in der Stadt normal sei, 500 bis 600 Meter zur nächsten Bushaltestelle zu laufen, werde bei solchen Strecken auf dem Land lieber auf das Auto zurückgegriffen. Das zu ändern, werde Zeit brauchen.

Dieter Kirschbaum (FWV) schlug vor, eine öffentliche Befragung durchzuführen, um festzustellen, unter welchem Aspekten die Schmieheimer das Angebot annehmen würden. Das fand Bürgermeister Matthias Gutbrod aber schwierig: "Wir bieten ja schon etwas an. Der Bus fährt fast stündlich."

Gemeinde Kippenheim stellt auf elektronische Akten um

Ein weiteres Thema im Gemeinderat war die Ordnung des Zwischenarchivs: Die Gemeinde Kippenheim stellt auf elektronische Akten um und will ihr Zwischenarchiv zur besseren Erfassung deshalb neu ordnen. Im Zwischenarchiv befinden sich Akten, die nicht akut benötigt, aber über einen bestimmten Zeitraum hin aufbewahrt werden müssen. Nach der Aufbewahrungsfrist wird dann entschieden, ob diese endgültig vernichtet oder ins dauerhafte Archiv übernommen werden.

Da es bei der Neuordnung des Zwischenarchivs zahlreiche Vorschriften zu beachten gibt und die Aussonderung von Dokumenten eine verantwortungsvolle Aufgabe ist, will die Verwaltung deshalb auf eine professionelle Firma zurückgreifen. Empfohlen wurde der Gemeinde vom Ortenauer Kreisarchivar die Firma Archiv-In-Form aus Potsdam, die bereit wäre, das Zwischenarchiv für gut 21000 Euro brutto zu ordnen. Dem stimmte der Gemeinderat einstimmig zu.