Betreuung: Kippenheimer Räte beschließen, drei Standorte zu prüfen
Kippenheim - Dass ein Waldkindergarten eine gute Idee ist, darüber waren sich die Kippenheimer Räte schnell einig. Allein die Standortfrage sorgte für lange Diskussionen.
Die Kindertagesstätten in Kippenheim und Schmieheim geraten an ihre Kapazitätsgrenzen: Aktuell sind rund 225 Kinder in den drei Kindergärten angemeldet. Im nächsten Kindergartenjahr können aufgrund des Platzmangels rund zehn Kinder nicht zum gewünschten Zeitpunkt aufgenommen werden (wir berichteten). Zudem sind die Einrichtungen an ihre Erweiterungsgrenzen geraten: Um dort mehr Platz zu schaffen, müsste man "bestimmt einen siebenstelligen Betrag in die Hand nehmen", rechnete Bürgermeister Matthias Gutbrod vor. Wesentlich kostengünstiger wäre die Schaffung eines Waldkindergartens, der würde als Gebäude nur einen Bauwagen für geschätzte 100 .000 Euro brauchen. Zudem liege er voll im Trend, wie Eli Yacout vom evangelischen Kindergartenkuratorium am Dienstag dem Gemeinderat berichtete.
Zwei neue Stellen: Auch Erzieher schätzten den Waldkindergarten und bevorzugten sie bei ihrer Jobwahl, obwohl dafür ein Sonderzertifikat nötig sei berichtet Yacout. Insgesamt 1,6 bis 1,8 Fachkräfte wären für den Kippenheimer Waldkindergarten vorgesehen, zwei Betreuer müssten ständig vor Ort sein. Damit fallen im Personalbereich Mehrkosten von 100 .000 Euro für die neue Gruppe an. Die evangelische Landeskirche will keine weiteren Zuschüsse zu einer neuen Kindergartengruppe geben – egal, ob Wald oder normal. Auch sie finde das schade, könne daran aber nichts ändern, erklärte Yacout auf Nachfrage von Lothar Stulz. Aber man wolle das Vorhaben zumindest unterstützen, indem man die Trägerschaft für den Kindergarten übernehme.
Praktische Aspekte: Prinzipiell waren die Räte von der Idee eines Waldkindergartens begeistert, allerdings nicht von den möglichen Standorten. Für diese hatte Gutbrod den Bereich der Haselstaude in Kippenheim oder den Bereich Feuerwehrhütte in Schmieheim in Betracht gezogen. Denn diese seien nicht nur am Waldrand gelegen, sie hätten auch Storm- und Zu- und Abwasserleitungen und eventuell (nach Absprache und Prüfung) die Möglichkeit, die Toilette im Sängerheim oder der Hütte mitzubenutzen, um so beim Bauwagen Kosten zu sparen.n
Standorte zu "elternunfreundlich": Mit diesen beiden Standort-Vorschlägen stieß er aber bei einigen Räten auf wenig Gegenliebe: Die Standorte seien zu weit entfernt und der Weg zu ihnen zu steil, als dass die Eltern sie mit dem Rad oder per Fuß erreichen könnten. Man sei also immer aufs Auto angewiesen, kritisierten Julian Siefert (SPD), Markus Studer (CDU) und Irene Preschle (SPD). Gutbrod mahnte jedoch zum Realismus: "Selbst wenn der Kindergarten nur wenige Meter entfernt ist, bringen die wenigsten Eltern ihre Kinder mit dem Rad oder zu Fuß – wenn der Kindergarten etwas außerhalb ist, nehmen sie schon drei Mal das Auto. Das können wir nicht zum Kriterium machen." Dennoch müsse man im Hinblick auf die CO2-Bilanz den Eltern aber die Möglichkeit dazu geben, ihre Kinder umweltfreundlich zu bringen, befand Preschle.
Wasser- und Stromanschluss nötig: Man könne mit dem Kindergarten nicht ins "Niemandsland" mahnte Gutbrod an. Zwar seien viele Bäume oder Wald keine Vorschrift, aber es dürfe etwa kein Wasserlauf in der Nähe sein, der eine Gefahr für die Kleinen darstellen könnte. Und auch Wasser- und Stromanschlüsse sollten schon vorhanden sein, sonst würde das schnell teuer. Von allen alternativ dazu gewählten Plätzen traf dieses Kriterium nur auf den von Studer genannten Platz oberhalb beim Schwimmbad zu. Dieser wird nun gemeinsam mit den anderen beiden von Yacout und dem Kommunalverband für Jugend und Soziales auf seine Eignung geprüft werden, wurde einstimmig beschlossen. Losgehen könnte es mit dem Waldkindergarten bereits im Januar oder Februar 2022 – vorausgesetzt alle Genehmigungen sind bis dahin da – inklusive einer Baugenehmigung für den Bauwagen.
Zurück zur Natur
Auf wenige Projekte wäre er bislang im Vorfeld so positiv angesprochen worden wie auf die Schaffung einer Waldkindergarten-Gruppe, erklärte Bürgermeister Gutbrod. Tatsächlich wünschten sich viele Eltern für ihre Kinder eine naturnahe Erziehung, bestätigte Yacout in ihrem Vortrag. Beim Waldkindergarten wären die Kinder wären das ganz Jahr über draußen, egal zu welcher Jahreszeit. Der Bauwagen dient ihnen nur als Unterschlupf bei extremen Wetterverhältnissen.