Nach sechseinhalb Jahren in Davos zieht es das Pfarrer-Ehepaar Juliane und Martin Grüsser wieder zurück ins Badische. Sie hoffen, dass Kippenheim ihre neue Heimat wird und haben sich für die vakante Pfarrstelle dort beworben. Foto: Decoux-Kone

Bewerbung: Pfarrer-Ehepaar Juliane und Martin Grüsser stellt sich vor / Entscheidung fällt am 18. April

Kippenheim/Schmieheim - Die Tage der Vakanz in der evangelischen Kirchengemeinde Kippenheim sind gezählt: Das Pfarrer-Ehepaar Juliane und Martin Grüsser bewirbt sich um die freie Stelle – und stellte sich bei den Gottesdiensten am Wochenende vor.

Seit Pfarrerin Henriette Gilbert im September 2020 die evangelische Kirchengemeinde verlassen hatte, war ihre Stelle unbesetzt geblieben. Ob Juliane und Martin Grüsser künftig die evangelische Kirchengemeinde von Kippenheim und Schmieheim betreuen, wird sich jedoch erst am Sonntag, 18. April, beim Wahlgottesdienst entschieden.

Nach dem Gottesdienst am Samstagabend gab es von den Gläubigen aber schon einmal viel Applaus für die Bewerbung. Neben Schuldekan Hans-Georg Dietrich freuten sich auch die Besucher der Gemeindeversammlung sichtlich darüber, dass die vakante Stelle wieder besetzt werden kann. Den Gottesdienst in der Kippenheimer Friedenskirche leitete das Ehepaar gemeinsam. Juliane Grüsser war für die Lithurgie zuständig, Martin Grüsser hielt die Predigt.

Wunsch wieder näher bei Familien und Freunden zu sein

Es sind die Osterwochen nach der Auferstehung, dementsprechend bezog er sich auf das Erscheinen Jesu vor seinen Jüngern und im Speziellen auf die Begegnung Jesu mit dem ungläubigen Thomas. Thomas, der nur das glaube, was er sehe, brächten seine Zweifel auf der Suche nach einer Antwort voran.

Seine persönlichen Nöte und Zweifel würden von Jesus auf- und ernst genommen, er gebe Thomas sein ganz persönliches Zeichen, dass er auferstanden ist, erklärte Grüsser. Insofern "gibt er die Hoffnung darauf, dass Gott dem Einzelnen sein ganz persönliches Zeichen gibt".

Im Anschluss an den Gottesdienst stellten sich die beiden Pfarrer den Anwesenden in einer Gemeindeversammlung vor. Zurzeit leben sie noch in Davos in der Schweiz, wo sie sich eine Pfarrstelle teilen. Sie ist für die Religionspädagogik zuständig, er für Seniorenarbeit und Seelsorge; die Gottesdienste teilen sie mit einem dritten Kollegen.

Nach "sehr guten sechseinhalb Jahren" ziehe sie es wieder zurück ins Badische. Es habe weniger damit zu tun, dass sie sich nun entscheiden mussten, ob sie wieder im Dienst der Badischen Landeskirche arbeiten wollten. Ausschlaggebend sei vor allem, dass sie wieder näher bei Familie und Freunden sein wollen.

Juliane Grüsser wurde in der Nähe von Karlsruhe und Thomas Grüsser in Waldshut geboren. Theologie hatte sie in Mainz, Heidelberg und Basel studiert, er in Wuppertal und Heidelberg. Die erste gemeinsame Stelle hatten sie 2006 in Freiburg/St.Georgen.

Die Kontakte mit Freunden in der Schweiz sowie eine Mischung aus Neugierde und Fernweh habe sie damals in die Schweiz gezogen. Nun will das Ehepaar mit drei Kindern im Alter zwischen zwei und 17 Jahren wieder in die Heimat zurück, in Kippenheim wollen die 46- und der 49-jährige nun ein Zuhause finden. Für wie lange, vermochten sie am Samstagabend auf eine entsprechende Frage nicht zu sagen. Als Sprungbrett sehen sie Kippenheim nicht – "wir haben keine Karrierewünsche".

In Freiburg haben die Grüssers einen Zusammenschluss von vier Gemeinden zu einer großen mit 14 .000 Kirchenmitgliedern mitgetragen. Die Erfahrungen dürften sie in Kippenheim und Schmieheim brauchen. Denn künftig wird Dekan Rainer Becker keine kirchlichen Aufgaben mehr in Schmieheim wahrnehmen, Kippenheim und Schmieheim sollen zusammenwachsen.

Wie das Ehepaar diese Aufgabe angehen will? In Teamarbeit – auch mit den übrigen Kollegen im Südbezirk. Die zweite große Herausforderung ist der Wunsch der evangelischen Kirchenmitglieder in Kippenheim nach eigenen Räumen.

Sie wollen wieder ein Gemeindehaus, machten mehrere Gottesdienstbesucher und Kirchengemeinderatsvorsitzender Hans Schillinger deutlich. Die Landeskirche hat das Vorhaben jedoch ablehnt. Insofern sahen Juliane und Martin Grüsser das Gemeindehaus nicht als vorrangig an.

Sie sehen ihre Aufgabe vor allem in der seelsorgerischen Betreuung und allen üblichen Aufgaben, die eine Pfarrstelle mit sich bringt. Juliane Grüsser sieht ihre Schwerpunkte etwa in der Religionspädagogik/Schule, Martin Grüsser in der Seniorenarbeit. Es sollen jedoch fließende Übergänge sein. Manches werde sich in der praktischen Arbeit zeigen, "wir werden es an die Gegebenheiten anpassen".