Franko Koch in seinem zweiten Zuhause: Den Patienten erfüllt er alle möglichen Wünsche Foto: Peter Michael Petsch

Franko Koch wird von seinen Kunden als die Seele des Olgahospitals bezeichnet. Seit 22 Jahren betreibt er dort den Kiosk und hat immer ein offenes Ohr für seine Kunden. Doch wenn das Krankenhaus im Mai umzieht, wird das Olgalädle nicht mit dabei sein.

Stuttgart - Im Kiosk von Franko Koch in der Empfangshalle des Kinderkrankenhauses Olgahospital gibt es allerlei, was die kleinen Patienten glücklich macht. Kleine Gummitierchen, Stofftiere, Puzzles und Süßigkeiten stapeln sich in den Regalen. Auch Hefte mit Unterrichtsstoff gibt es zu kaufen für die Kinder, die länger in der Schule fehlen. Hinter seinem Tresen servieren Koch und seine fünf Mitarbeiter den Besuchern Kaffee und belegte Brötchen. „Ich besorge den Kunden alles, was sie sonst noch brauchen“, sagt der 53-Jährige. Doch es ist nicht nur sein patientenorientiertes Sortiment, das ihn für seine Kunden seit 22 Jahren nahezu unersetzlich macht: Franko Koch gilt wegen seiner freundlichen Art für viele Patienten, Angehörige und Mitarbeiter des Klinikums als die Seele des Krankenhauses.

Doch mit dem Umzug des Olgahospitals im Mai in den Neubau auf dem Gelände des Katharinenhospitals wird es Franko Kochs Olgalädle nicht mehr geben. Das Klinikum Stuttgart möchte den neuen Kiosk dort selbst betreiben, wie es das bereits im Katharinenhospital, im Krankenhaus Bad Cannstatt und im Bürgerhospital macht. „Das hat wirtschaftliche Gründe“, sagt Ulrike Fischer, Sprecherin des Klinikums Stuttgart. Herr Koch sei offensichtlich beliebt und sein Kiosk werde gut angenommen. Die Entscheidung für einen Kiosk in Eigenbetrieb solle sein Engagement daher nicht schmälern. „Herr Koch wusste aber seit langem, dass sein Mietverhältnis ausläuft“, sagt Fischer. Tatsächlich wurde Franko Koch bereits vor einem Jahr mitgeteilt, dass sein Mietvertrag im alten Olgahospital mit dem Umzug gekündigt wird. „Es wurde mir aber signalisiert, dass es für mich im Neubau Möglichkeiten geben wird“, sagt Koch. Doch dazu kam es nicht. Das ist nicht nur für Franko Koch ein schwerer Schlag.

„Ohne die Seele des Hauses wird es auch mit der Genesung der Patienten schwerer werden“, sagt Marion Sattler, die im Kiosk ein Getränk gekauft hat. Mit ihrer erkrankten Tochter ging sie über ein Jahr lang im Olgahospital ein und aus. Nun muss sie wieder viel Zeit im Krankenhaus verbringen, da auch ihr Sohn schwer erkrankt ist. Trotz ihrer persönlichen Sorgen ist es ihr ein Anliegen, sich für Franko Koch einzusetzen: „Ich werde niemals vergessen, wie er mir einen Kaffee spendiert hat, als es mir richtig schlechtging.“ Es sind diese kleinen Gesten und seine freundlichen Worte, die verzweifelten Patienten und ihren Angehörigen Halt geben, sagt sie. Außerdem habe Koch immer tolle Ideen für kleine Geschenke gehabt, mit denen man Kinder aufmuntern kann. „Das ist zu viel Lob“, sagt Franko Koch leise und senkt den Kopf. Seit er auf der Facebook-Seite des Olgalädles verkündet hat, dass er nicht mit umzieht, wird er mit solchen Lobeshymnen, bestürzten Äußerungen und Dankesbotschaften überhäuft. „Ich hatte keine Ahnung, wie beliebt ich bin“, sagt er.

Die Sätze einer Patientin auf seiner Facebook-Seite rühren ihn besonders: „Deine Späße, deine gute Laune und deine aufmunternden Worte werden uns allen fehlen. Du hast uns in unseren schwierigsten Momenten zum Lachen gebracht.“ Panagiota Garini, die Mutter dieser Patientin, kommt in diesem Moment in den Kiosk, um sich Zucker zu holen. „Das ist für uns ein Stück Zuhause“, erklärt sie die Bedeutung des Olgalädles für sie und ihre Tochter. Dass Franko Koch nicht mit umzieht, „nervt einfach“. Ihre Tochter schreibt auf Facebook, dass sie die Hoffnung nicht aufgibt, Franko und sein Team im Katharinenhospital wieder zu treffen und die schwierige Zeit, die sie durchmacht, zusammen mit ihnen zu schaffen. Doch ihre Hoffnung scheint trotz aller Bemühungen vergebens.

Unter den Mitarbeitern des Klinikums wurden etwa 300 Unterschriften für einen Umzug des Olgalädles in den Neubau gesammelt und dem Klinikum-Management vorgelegt. Franko Koch selbst sammelte unter seinen Kunden noch einmal über 1000 Unterschriften, die er an den Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn schickte – ohne Erfolg. Bis zum 24. Mai wird er den Kiosk dennoch weiterbetreiben. „Das ist nicht nur mein Job, sondern mein Leben“, sagt er. Mit vielen Kindern, die über einen langen Zeitraum im Krankenhaus bleiben mussten, hat sich Koch angefreundet. Mit einigen hält er bis heute Kontakt. „Es ist das Schönste überhaupt, wenn man mitbekommt, wie ein Kind wieder gesund wird“, sagt er. Doch ebenso schrecklich sei es, wenn er erleben muss, wie ein Kind den Kampf gegen die Krankheit verliert. In den vergangenen Jahren saßen in seinem Kiosk viele Angehörige, die die schlimmsten Nachrichten verdauen mussten. „Sie brauchen dann jemanden, der ihnen zuhört“, sagt der Kioskbetreiber. Nun, da auch er in einer schwierigen Situation ist, wollen ihm viele etwas zurückgeben und bringen ihm kleine Geschenke. Wie seine Zukunft aussehen wird, kann Franko Koch noch nicht sagen. Vielleicht wird er einen neuen Kiosk aufmachen, aus Mangel an Möglichkeiten jedoch nicht in einem Krankenhaus.

Der künftige Kiosk im Neubau soll laut Klinikum-Sprecherin Ulrike Fischer mit einem ähnlichen Sortiment wie bisher – abgestimmt auf die Patienten von Olgahospital und Frauenklinik – die Kunden zufriedenstellen. Ob dann jedoch noch aufmunternde Worte im Angebot sind, bleibt abzuwarten.