Das Hirtensingen mit speziellen Haslacher Weihnachtsliedern hat eine lange Tradition. Foto: Wölfle

Ursprung von lokalen Weihnachtsliedern oft unbekannt. Einige erklingen nur zu Dreikönig oder Neujahr.

Haslach/Wolfach/Hausach - Sie sind vom Fest genau so wenig wegzudenken wie der Baum: Weihnachtslieder. Neben den allseits bekannten gibt es im Kinzigtal einige, die nur dort gesungen werden.

Viele Kinzigtäler Weihnachtslieder werden nicht nur an Weihnachtengesungen, manche erklingen sogar ausschließlich zu Dreikönig oder zu Neujahr. Vor allem in Haslach wird die Tradition des Dreikönigssingens aufrecht erhalten. Haslach: Die Sammlung der in Haslach zum Liedgut des Dreikönigsingens zählenden Lieder umfasst insgesamt zehn Weihnachts-, Hirten- und Dreikönigslieder – eine Sammlung, die von Kanonenwirt Xaver Thoma (1856 bis 1947) von seiner Wanderschaft, die ihn nach Bayern und Österreich geführt hatte, mitgebracht worden sei, wie zuverlässige Quellen berichten. Heinrich Hansjakob führt in seinen Jugenderinnerungen zwar nur vier der insgesamt zehn Lieder an, doch betont er "weil zudem bislang ungedruckt wert, dass ich ein oder das andere ganz oder teilweise mitteile".

Die Sammlung "Haslacher Weihnachtslieder" wird auch betitelt mit "Alte Weihnachtslieder aus dem Schwarzwald". Über Herkunft und Alter dieses Liedguts etwas Genaues zu sagen, ist schier unmöglich. Die Lieder werden fast ausschließlich in Haslach und vereinzelt in den Nachbardörfern gesungen. Das älteste dieser Lieder "Ich lag in einer Nacht und schlief" ist allerdings schon 1560 in einem Nürnberger Druck belegt und das "Ihr Hirten, erwacht" findet sich laut den Forschungsergebnissen von Werner Scheurer aus Offenburg in der Trierer Stadtbibliothek auf einem Druck aus den Jahren 1744/58. Das "Singet preiset" gehörte zudem zum Bestand des alten "Freiburger Diözesangesangbuchs" um 1850. Alle übrigen Haslacher Weihnachtslieder, so vermutet Scheurer, stammen wahrscheinlich aus der Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts.

Wo genau "Ich lag in der Nacht und schlief" seinen Ursprung hat, lässt sich nicht feststellen. In Metnitz in Kärnten, wo es ebenfalls gesungen wird, wird darauf hingewiesen, es stamme aus Schwaben. Neben Metnitz findet sich das Lied noch in vier weiteren Ortschaften des Bundeslands Kärnten.

Der Haslacher Senffabrikant Heinrich August Schaettgen, der mit Heinrich Hansjakob befreundet war, war es, der zusammen mit Hauptlehrer Eduard Laible den Wert dieser Lieder erkannte. Durch Vermittlung von Pfarrer Heinrich Hansjakob gewann er den Organisten und Chorleiter Johann Baptist Diebold als Bearbeiter der Melodien. Diese erschienen dann 1906 als "Neun alte volkstümliche Weihnachtslieder aus Haslach im Kinzigtal" im Druck. Wolfach: Ein kostbarer Schatz an alten Kirchenliedern ist im Wolfacher "Grünen Büchle" überliefert, dem "Liederbuch der katholischen Pfarrei Wolfach-Kinzigtal". Erstmals erschien es 1889 und erlebte bis 1948 fünf Auflagen. Als die letzten Exemplare vergriffen waren, wurde das Liederbuch als Anhang dem 1985 durch das Erzbistum Freiburg herausgegeben "Beiheft zum Gotteslob" angefügt.

Insbesondere zur Weihnachtszeit werden auch heute noch Lieder aus dem "Grünen Büchle" gesungen. Am bekanntesten ist sicherlich die "Wolfacher Fassung" mit dem gegenüber der originalen ersten Strophe von Josef Mohr abweichenden Text "das traute hocheilige Paar, das im Stalle zu Bethlehem war, bei dem himmlischen Kind". Diese Fassung geht zurück auf eine im 19. Jahrhundert in evangelischen Gesangbüchern verbreitete Variante, die heutzutage noch in evangelischen Kirchen in der Schweiz und von der Glaubensgemeinschaft der Amischen in den USA gesungen wird.

Das Lied "Was tönet aus den Triften" ist außer in Wolfach nur in einer vom Kloster Untermarchtal herausgegebenen "Sammlung mehrstimmiger Lieder für katholische Kreise" überliefert. Textlich lehnt es sich an die dritte Strophe des Studentenlieds "Gesang verschönt das Leben" an. Die Melodie geht zurück auf eine um 1800 anonym überlieferte Vertonung des von Johann Martin Miller (1750 bis 1814) gedichteten Lieds "Was frag ich viel nach Geld und Gut".

Hausach: "Beim Geläut der Weihnachtsglocken" wird traditionell bei der Neujahrsserenade in Hausach gesungen. Woher es stammt, kann niemand genau sagen. Der Text stammt aber von dem österreichischen Benediktinerpater Leo Fischer (1855 bis 1895). Chordirigent und Organist Johannes Diebold komponierte 1915 einen Chorsatz für das Lied. Zwar ist "Beim Geläut der Weihnachtsglocken" in Hausach in keinem Kirchenliederbuch zu finden, aber in dem Beiheft mit alten Liedern, das zum Wolfacher Gotteslobs gehört, taucht es auf. Dort ist zu lesen: "Text und Weise: Johann Diebold".

1929 brachte der Ettlingen tätige Kirchenmusiker Berthold Waßmer (1886 bis 1969) eine Fassung für vierstimmigen gemischten Chor mit Tenor und Bass heraus. Der Hausacher Komponist Karl Schmider vertonte das Lied vierstimmig für den Hausacher Chor Liederkranz.

Info: Liedsammlung und Texte

Die Haslacher Weihnachtslieder-Sammlung:

1. Ihr Hirten erwacht, 2. Stille rings, 3. Ei was hundert tausend Freuden, 4. Ach was für große Freude, 5. Singet preiset Gott mit Freuden, 6. Ich lag in einer Nacht und schlief, 7. Ei Brüder seht ihr nicht, 8. O Jesulein, 9. Hört Menschen die ihr diese Erd, 10. Potz hundert lieber Bua

Text "Beim Geläut der Weihnachtsglocken":

Beim Geläut der Weihnachtsglocken muss frohlocken mein Gemüt. Heute ist die dornenlose Himmelsrose aufgeblüht. Mit den Hirten möcht ich ziehen zu Maria gar so gern. Gleich den Weisen möcht ich haben, reiche Gaben für den Herrn. Mit der Engel Lied vereinen möcht’ ich meinen Jubelton. Bethlehem, vor deinen Toren, ward geboren Gottes Sohn.