Früh geboren, von Sorgen begleitet und trotzdem gesund: Die im Mai 2023 geborenen Drillinge Sharif, Sleiman und Ayloul aus Hebron verdanken ihr Leben dem Caritas Baby Hospital in Betlehem. Auch heute noch werden sie von den Ärzten dort untersucht.
Sharif, Sleiman und Ayloul haben in 14 Lebensmonaten ihr Gewicht verzehnfacht. Für die Eltern Amira und Bahjat Rabab’a und für die Ärzte am Caritas Baby Hospital ist das ein Grund zur Freude. Denn als das Trio im Mai 2023 viel zu früh auf die Welt kam, hingen die noch jungen Leben nur an einem seidenen Faden. Auf der auf Frühgeburten und neonatale Intensivpflege spezialisierten Station des Krankenhauses wurden die Kinder behandelt und werden dort bis heute begleitet.
Interessiert beobachtet Sharif Rabab’a, wie sein Finger in der Mulde des Sauerstoffmessgeräts verschwindet. Dann lacht er und schaut Krankenschwester Mary mit seinen großen braunen Augen an. Herzschlag und Sauerstoffsättigung des Jungen sind top. Dabei hatte der kleine Palästinenser aus al-Dhahiriya, einer Kleinstadt südwestlich von Hebron, alles andere als einen leichten Start ins Leben.
Sharif wurde als erster der Drillinge geboren. Mit 8,4 Kilogramm ist der Junge nun längst auf der sicheren Seite. 800 Gramm wog er bei der Geburt, 1,4 Kilogramm sein Bruder Sleiman. Seine Schwester Ayloul kam mit 1,2 Kilogramm auf die Welt, heute ist sie mit fast 12 Kilo Körpergewicht die stärkste im Bunde. Vor allem Sharifs Zustand sei kritisch gewesen, erinnert sich die auf Frühgeburten und neonatale Intensivpflege spezialisierte Neonatologin, Dr. Amal Fawadleh.
In der Familie gab es schon Mehrlingsgeburten
Mutter Amira ist in der 33. Schwangerschaftswoche, als die drei Kinder in Hebron per Kaiserschnitt fast zwei Monate zu früh zur Welt kommen. Die Risiken einer Frühgeburt waren der 19-jährigen Hausfrau bekannt. Mehrlingsgeburten haben in ihrer Familie Tradition: „Meine Tante hat Zwillinge. Meine Großmutter sogar zweimal Zwillinge. Nur Drillinge sind bei uns neu.“
Die Neugeborenen müssen zunächst in Inkubatoren versorgt werden. Aber das staatliche Krankenhaus in Hebron kommt mit seiner Ausstattung bei der Versorgung der Frühchen an seine Grenzen. Die Ärzte bieten den Eltern an, ihre Babys an die Spezialisten des Caritas Baby Hospitals in Bethlehem zu überweisen. „Vor allem von meiner Schwiegermutter wusste ich vom Kinderkrankenhaus in Bethlehem“, sagt Mutter Amira. Die Muslimin vertraut dem guten Ruf der christlichen Einrichtung. Per Krankenwagen werden Sharif, Sleiman und Ayloul nach Bethlehem gebracht. Vater Bahjat ist mit dabei. Mutter Amira muss sich erst weiter von den Folgen des Kaiserschnitts erholen und bleibt zunächst zu Hause.
Im Kinderkrankenhaus wird festgestellt, dass die Lungen der Drillinge noch nicht vollständig entwickelt sind. Die beiden Jungen und das Mädchen werden künstlich beatmet und ernährt, bis sie schrittweise eigenständig atmen und mit der Flasche gefüttert werden können.
Während Sleiman und Ayloul auf die Neugeborenenstation verlegt werden, kämpft ihr älterer Bruder Sharif weiter auf der Intensivstation. Doch auch sein Gesundheitszustand stabilisiert sich schließlich. Nach gut zwei Monaten können die Drillinge das Krankenhaus verlassen.
Die Zeit bis zur Entlassung sei nicht einfach gewesen, erinnert sich Amira. Sechs Wochen pendelte sie zum Krankenhaus. „Wenn ich meine Kinder auf der Intensivstation und später auf der allgemeinen Station zurückgelassen habe, um nach Hause zu fahren, wusste ich: die Kinder sind in Sicherheit“, sagt Amira. Das Personal kümmere sich „wie Mütter“ um ihre Kleinen.
Die Kinder werden noch nach Betlehem überwiesen
Die letzten beiden Wochen der stationären Behandlung verbrachte Amira Rabab’a nahe bei ihren Kindern in der Mütterschule des Krankenhauses. „Doktor Amal hat mich bestärkt zu bleiben, damit ich lerne, wie ich die Babys halten, baden oder füttern muss. Sie hat mich auch nachts eingespannt. Wenn die Kleinen Hunger hatten, wurde ich geweckt, um sie zu versorgen“, sagt die Drillingsmutter mit einem Lächeln.
Bis heute halten die Eltern an der guten Betreuung durch das vertraute Team in Bethlehem fest. Vor allem bei schwereren Infekten überweisen die Ärzte in Hebron die Drillinge wieder nach Bethlehem. Die anfangs schwachen Immunsysteme der Kinder machten weitere Krankenhausbesuche nötig, manche stationär, bis sich die Gesundheit der Frühchen stabilisiert hatte. „Die Distanz zwischen dem Wohnort und dem Kinderkrankenhaus in Bethlehem ist ein Problem, besonders in diesen Tagen“, sagt Ärztin Fawadleh mit Blick auf die vielen Straßensperren, die seit Beginn des Gaza-Krieges die Fahrt nach Bethlehem erschweren. Viele Konsultationen und Nachbetreuungen können aber per Telefon oder Video erfolgen.
Die Fortschritte der Drillinge seien hervorragend
Auch beim Kontrollbesuch, nimmt Fawadleh sich Zeit, fragt Mutter Amira nach dem Alltag mit den Kindern, gibt Ernährungstipps und andere Empfehlungen. Der junge Sharif Rabab’a macht unterdessen Späße mit seiner Ärztin. „Sharif ist sehr intelligent und sozial, seine Interaktionen mit der Welt um ihn sind gut“, so die Ärztin zufrieden. Der kleine Kämpfer habe „sehr gut aufgeholt“.
Grundsätzlich entwickeln sich die Drillinge hervorragend, so Fawadleh. Einer nach dem anderen sitzt bei ihr auf der Behandlungsliege, wo sie Herz und Lunge prüft, Reflexe testet und das Wachstum der Kinder begutachtet. Während eines der Kinder untersucht wird, kümmert sich Vater Bahjat um die zwei anderen Energiebündel, die im Spielbereich in der Eingangshalle um die Wette wuseln.
Fawadleh notiert die beobachteten Fortschritte, aber auch problematische Punkte im Untersuchungsbericht. Der erstgeborener Sharif etwa sollte seinen Fuß von einem Orthopäden begutachten lassen, so die Empfehlung der Ärztin.
Die intensive Betreuung der Ärztin, insbesondere kurz nach der Geburt, zahlt sich aus. „Als wir mit den Babys nach Hause kamen, war meine Schwiegermutter zu ängstlich, die Drillinge zu baden. Sie hat schon viele Kinder großgezogen, aber meine waren so winzig“, erinnert sich Amira. „Ich dagegen war selbstbewusst, weil ich das im Krankenhaus gelernt habe.“ Der selbstbewusste Umgang Amiras mit dem Trio hat sich längst auf den Rest der Familie übertragen. Heute schlafen die beiden Jungs im Wechsel bei der Oma und auch die Nachbarschaft unterstützt das junge Paar nach Kräften.
Weihnachtsspenden
Seit 1953 erhalten alle kranken Kinder im Caritas Baby Hospital spendenfinanziert über den Trägerverein der Kinderhilfe Bethlehem bestmögliche medizinische Hilfe. Das Kinderkrankenhaus ist das einzige auf Pädiatrie spezialisierte Krankenhaus im Westjordanland und ist überdies eine nicht wegzudenkende Stütze des palästinensischen Gesundheitssystems. Der klinikeigene Sozialdienst unterstützt besonders bedürftige Familien finanziell, damit kein Kind auf medizinische Hilfe verzichten muss. Die Sozialarbeiterinnen geben den Familien im Krankenhaus und bei Hausbesuchen psychosoziale Unterstützung, bieten Workshops zum Umgang mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen an und helfen bei der Beschaffung von Medikamenten oder bei Anpassungen zu Hause. Spenden gehen an die Seelsorgeeinheit an Wolf und Kinzig: IBAN DE60664527760000018863, Kennwort: Caritas Baby Hospital. Für eine Spendenbescheinigung muss die Anschrift des Spenders angegeben werden. Kontakt: Renate und Diakon Willi Bröhl.