Schmerz, Wehmut, Stolz – ein Mix an Gefühlen durchlebten die Zuschauer am Donnerstag bei der Premiere des Fecker-Dokumentarfilms im Kino.
Man muss kein Fecker-Stammgast gewesen sein, um den Dokumentarfilm “Eine Kleine Kneipe“ von Julian Wirth und Else de Waal über das Hechinger Gasthaus Fecker, das vor fast einem Jahr geschlossen hat, spannend finden zu können. Der Film ist nun in Hechingen im Kino angelaufen.
Das Gefühl von Heimat, das sich mit einem bestimmten Ort verbindet, der für eine Lebensepoche steht, kennt eigentlich jeder. Menschen zuzuschauen und erzählt zu bekommen, warum sie sich an diesem besonderen Ort besonders wohl fühlen, das macht beim zuschauen einfach Spaß.
Film lässt sich auf generelle Entwicklung in Kleinstädten übertragen
Und das andere Grundthema des Films, wie sich auch Kleinstädte in diesen modernen Zeiten verändern, was die Innenstädte dabei verlieren und eventuell aber auch gewinnen, wie sich die Zeiten eben ändern – auch das ist von generellem Interesse. Da muss man nicht mal Hechinger sein, um das zu verstehen.
Fecker-Publikum war immer bunt gemischt
Am Donnerstag waren zur Premiere vor allem jene Leute eingeladen, die im Film auch zu sehen waren. Als Fasnet-Musikanten, Weihnachts-Glühwein-Trinkende, Krugschränkle-Belegschaft, Erinnerungs-Bewahrer an alte Zeiten, Stammtisch-Familien, gemütlicher Biertrinker mit Spaß an der Geselligkeit.
Nur das Gasthaus selbst fehlt an diesem Abend
Wohl zum ersten Mal nach der Fecker Schließung vor einem Jahr war diese Gruppe vor dem Film im Foyer des Burgtheater-Kinos in jener Besetzung zusammen, wie sie früher im Fecker auch immer wieder zusammenkam.
In der Premieren-Stimmung schwingt Wehmut mit
Professor, Handwerker, Jung und Alt. Seite an Seite, mehr oder weniger bekannt und befreundet miteinander. Aber dennoch Gemeinschaft. Die gleichen Leute wie damals, nur halt ohne Fecker.Aber ohne Gasthaus ist eine Gasthaus-Gesellschaft halt ein etwas trauriger Haufen. Es herrschte schon fast eine befangene Stimmung im Kinofoyer.
Stadtpfarrer zieht bemerkenswerten Vergleich
Michael Knaus, Hechingens ehemaliger Stadtpfarrer, ist im Film auch zu sehen als einer, der hier viele Menschen kennengelernt hat. Und er sagt dazu etwas, das hängen bleibt. Dass das Gefühl im Fecker fast mit der in einer Kirche vergleichbar sei. Ein Platz, in dem sich das Zusammenkommen und die Gemeinschaft von Menschen beinahe materiell in den Mauern festgesetzt hat. Er wolle das aber nicht wirklich gleichsetzen, versichert Knaus dann aber doch.
Gasthaus bot besonere Bühne für seine vielfältigen Gäste
Ein bisschen Wahrheit ist trotzdem dran. Im Film zu sehen ist, wie dieses spezielle Gasthaus mit seiner über hundert Jahre alten Einrichtung, seiner Gastwirtinnen- und Gästegeschichte eine besondere Bühne bietet, auf der viele Gäste jeweils ganz eigene Rollen spielen, die nun nirgendwo anders mehr in dieser Form zur Aufführung kommen werden. Auch das ein Thema, das auch Nicht-Feckerdauergäste gut verstehen können.
„Hier war einfach alles am schönsten“
Wer bei der Premiere im Publikum rumfragte, was für sie die schönsten Momente im Fecker waren, erhielt viele Antworten. Wenn der Ansturm in der Küche vor bei war und man sich noch kurz zu den Gästen in den Schankraum setze, so Frauen aus dem Fecker-Team.
Zuschauer nennen viele Fecker-Lieblingsmomente
Beim Musikmachen. Am Auseligen oder Lumpenmontag. Ganz früher, als man als Schülerin hier Hohlstunden verbrachte und das erste Bier trinken durfte. Ein Kabarettabend mit Christoph Stählin auf der Minibühne. Weihnachten. Kartoffelsalat. Wurstsalat. „Hier war einfach alles am schönsten“, meinte eine Frau.
Nach dem Film gab es viel Beifall im Saal, und im Foyer standen die Besucher noch nett zusammen. Das Fecker-Team hatte dazu noch einmal den berühmten Wurst- und den Kartoffelsalat angerichtet. Die Stimmung war eher besinnlich.
Nun läuft der Film im Hechinger Burgtheater-Kino. Mindestens vier Wochen, möglicherweise bis nach Weihnachten, so Kinochef Ralf Merkel. „Das hängt natürlich immer auch etwas vom Publikums-Interesse ab.“.