Auch in der Kinderklinik Tübingen macht sich der Medikamentenmangel bemerkbar. Foto: Marie-Luise Koschowsky

Durch Lieferengpässe in Kinderkliniken kann es zu langen Wartezeiten und verschobenen Terminen kommen. Durch eine EU-Reform des Rechts für Medizinprodukte ist es für Hersteller oft nicht mehr lukrativ Produkte herzustellen, für die es keine hohe Nachfrage gibt.

Rottenburg/Tübingen - Auch in der Kinderklinik Tübingen machen sich die Auswirkungen davon bemerkbar. Dort kommt es unter anderem zu Verschiebungen oder Wartezeiten, wobei letztere nicht zwingend auf Lieferengpässe bei medizinischen Geräten zurückzuführen seien. Glücklicherweise können Spezialuntersuchungen, die verschoben werden mussten, in der Regel innerhalb eines kurzen Zeitabstands nachgeholt werden.

 

Medikamentenmangel

Allerdings kommt es nicht nur bei medizinischen Geräten zu Lieferengpässen, sondern auch im Medikamentenbereich. Das sei dem Universitätsklinikum Tübingen zufolge häufiger der Fall als bei den Instrumenten. Wenn spezielle Medikamente gerade nicht verfügbar sind, weil sie nicht geliefert werden können, muss auf alternative Medikamente umgestiegen werden.

Keine Besserung in Sicht

"Die Engpässe werden vermutlich eher zunehmen, da die Kinderheilkunde für die Medizintechnikhersteller aufgrund der geringeren Nachfragemenge oftmals nicht so lukrativ ist, wie die Erwachsenenmedizin", erklärt Melani Vukosav, Teamleitung der Pressestelle des Universitätsklinikum Tübingen. "Das liegt vor allem an der EU-Reform des Medizinprodukterechts: Die Hersteller werden dabei verpflichtet, sich einem teuren Rezertifizierungsprozess für Medizinprodukte zu unterziehen."

In Bereichen wie der Kinderkardiologie, in dem von allen Produkten nur eine geringe Anzahl benötigt wird und die Zertifizierungskosten sehr hoch sind, können die Hersteller wegen der Reform nicht mehr kostendeckend produzieren. Deshalb werde die Produktion von Artikeln, die in der Kinderkardiologie benötigt werden, immer häufiger eingestellt.

Höhere Kosten und Einschränkungen

Noch besteht kein allzu großer Grund zur Sorge für die medizinischen Versorgung: "Bislang kann das Universitätsklinikum Tübingen noch alle notwendigen Therapien und Operationen durchführen." In Zukunft können aber durchaus Schwierigkeiten für die Klinik entstehen. "Befürchtete Auswirkungen der Reform auf das Universitätsklinikum Tübingen sind allerdings höhere Kosten aufgrund von Produktumstellungen oder auch Einschränkungen durch alternative Produkte, die etwas umständlicher im Handling sind."