Bei den Bauarbeiten am Verwaltungsgebäude der Werkrealschule war es zu Verzögerungen gekommen. Foto: Archiv Klormann

Zwei Kindergartengruppen sind derzeit im Gebäude der ehemaligen Werkrealschule auf dem Wimberg untergebracht. Eine dritte soll im März einziehen können. Doch dafür sind zunächst Investitionen von rund 150 000 Euro notwendig.

Calw - Eigentlich hätte auf dem Wimberg ein neuer Kindergarten gebaut werden sollen. Doch nachdem klar wurde, dass die Werkrealschule schließen wird, warfen Gemeinderat und Stadtverwaltung diese Pläne komplett über den Haufen. Denn warum ein Gebäude leerstehen lassen und dafür ein neues bauen? Also investierte die Stadt rund 1,7 Millionen Euro in den Umbau des Verwaltungsgebäudes der Werkrealschule, um im dortigen Erdgeschoss Platz für zwei Gruppen- und einen Mehrzweckraum zu schaffen.

Mitte Januar begann der Kindergartenbetrieb schließlich mit zwei Gruppen. Ein etwas "holpriger Start" wie Andreas Hailer vom Hochbauamt der Stadt im Vorfeld bei einer Bau- und Umweltausschusssitzung angemerkt hatte. Der Baustoffmangel, die hohe Nachfrage nach Handwerkern sowie eine Deckenkonstruktion, die so gar nicht zu der in den Bauunterlagen passen wollte, verzögerten und verteuerten die Maßnahme.

Personalräume verlegen

Nun steht jedenfalls schon die dritte Gruppe ins Haus – oder besser gesagt, der Bedarf für eine dritte Kindergartengruppe "ist dringlich", wie Hailer in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses betonte. Inzwischen ist auch die Verwaltung der Werkrealschule aus dem Obergeschoss des Gebäudes ausgezogen, sodass das frei ist. Der Plan sieht also vor, die Räume für das Personal in das Obergeschoss zu verlegen und dort einen Essens- und Bewegungsraum zu schaffen. Der bisher als Mehrzweckbereich genutzte Raum im Erdgeschoss soll indes für die dritte Gruppe bereitgestellt werden.

Daher stehen eine ganze Reihe von Arbeiten an. Beispielsweise der Einbau einer Rauchschutztür im Flur, die Ertüchtigung der Treppenanlage und der äußeren Fluchttreppe für Kleinkinder, die Verkleidung der vertikalen Lüftungskanäle, die Erneuerung des Bodens, der Einbau einer Teeküche im Personalraum sowie einige weitere Maßnahmen, um das Ganze kindersicher zu gestalten. "Laut einer aktuellen Kostenschätzung vom Ingenieurbüro Bugenings belaufen sich die Kosten für diese Maßnahmen auf zirka 150 000 Euro", ist der Sitzungsvorlage zu entnehmen.

Nicht zu stemmen

Warum aber wird nicht gleich im Obergeschoss der dritte oder gar ein vierter Gruppenraum geschaffen werden? Schlicht weil es weder zeitlich noch finanziell ohne Weiteres zu stemmen wäre, wie sowohl aus den Sitzungsvorlagen hervorgeht, als auch aus Hailers Ausführungen. Für Gruppenräume müsste nämlich unter anderem die Obergeschossdecke von unten brandschutztechnisch ertüchtigt werden. Eine temporäre Nutzung indes, also wenn keine Gruppen- oder Schlafräume, sondern lediglich – wie geplant – Personalräume sowie ein Essens- und Bewegungsraum dort eingerichtet werden, ist das nicht notwendig.

Das Gremium zeigte sich teils nicht ganz zufrieden mit dieser Lösung. Was wäre denn, fragte Hans Necker (Neue Liste Calw), wenn man bald eine vierte Gruppe einrichten müsste, weil der Bedarf da ist? Während Hailer erneut betonte, dass das massive Bauarbeiten nach sich ziehen würde, unterstrich Jan Hambach, Leiter der Stabstelle Strategie und Projekte, dass aus der Kindergartenbedarfsplanung kein Bedarf für eine vierte Gruppe hervorginge.

Siegrid Bantel (Freie Wähler) äußerte ihren Unmut über die gesamte Planung in Sachen Kindergarten auf dem Wimberg. 2020 hatte die Verwaltung noch den Bau eines viergruppigen Kindergartens vorgestellt – "das wäre eine tolle Sache gewesen". Stattdessen müsse man jetzt schrittchenweise vorgehen, was ihrer Ansicht nach alles andere als nachhaltig sei. Gespart habe man so ganz bestimmt nicht, ist sich Bantel sicher. "Das ist sehr unglücklich gelaufen", resümierte sie.

Bis März fertig sein

Dieter Kömpf, der die Sitzung in Vertretung von Oberbürgermeister Florian Kling leitete, empfahl ungeachtet der Kritik, den Weg weiterzugehen, den man nun eingeschlagen habe. Alles andere wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll. Zumal, das betont Hailer erneut, die Anforderung sei, bis März alles fertig für eine dritte Gruppe zu haben.

Demzufolge soll noch diesen Monat mit den Ausschreibungen begonnen werden. "Im Idealfall können die Baumaßnahmen dann von November bis März umgesetzt werden und die dritte Gruppe rechtzeitig bedarfsentsprechend in Betrieb gehen", heißt es in der Sitzungsvorlage. Der Ausschuss stimmte dem Vorhaben bei einer Gegenstimme zu.