In seiner jetzigen Form hat der Effringer Kindergarten keine lange Zukunft mehr. Foto: Geisel

Bei der Frage nach einem geeigneten Standort für einen Kindergarten-Neubau ist der Effringer Ortschaftsrat gespalten und spiegelt damit wohl auch die Stimmung im Ort wider. Die Abstimmung endete mit einem Patt.

Wildberg-Effringen - Vor einigen Wochen informierten Verwaltung, Ortsvorsteher und Architekt in einer Bürgerinformation über das Vorhaben. Damals auf der Basis, dass der Neubau auf dem Bolzplatz bei der Grundschule errichtet wird. Es gab reichlich Kritik, die Bürger brachten alternative Vorschläge ins Spiel. "Danach gab es viele Gespräche", berichtete Ortsvorsteher Uwe Traub in der Ortschaftsratssitzung. Man habe die Anregungen von der Verwaltung prüfen lassen, auch der Kirchengemeinderat – die Kirchengemeinde ist Träger der Einrichtung – hat beraten. Dabei ist ein Punkt besonders wichtig: der Zeitdruck.

Lange Zeit nichts geschehen

Lange Zeit sei nichts passiert, man sei gefühlt keinen Schritt vorangekommen, so Einrichtungsleiterin Vanessa Döring. Darum habe man nun auf eine Standortentscheidung gedrängt. Es fehle an räumlichen Kapazitäten, hinzu kämen bauliche Mängel. "Wir können keine fünf bis zehn Jahre warten", drängte Döring, "wir brauchen in zwei bis drei Jahren eine Lösung." Es werde immer schwerer, Mitarbeiter zu finden und zu halten, ergänzte Pfarrerin Lisbeth Sinner: "Für uns ist es eine Perspektiv-Frage." Nicht zuletzt, weil die Betriebserlaubnis aufgrund der vorhandenen Situation nur noch zähneknirschend erteilt worden sei. "Die Zeit drängt", bekräftige die Pfarrerin, "wir brauchen eine Entscheidung."

Abstimmung endet unentschieden

Eine solche fiel allerdings in der Sitzung nicht, die Abstimmung endete unentschieden. Bisher habe man in der Werre einen sehr guten Kindergarten, fand Jens Mayer (Freie Wähler). Mit dem Verkehr – einer der Hauptkritikpunkte – sei es überall schwierig. Wenn man einen Neubau am bisherigen Standort zu akzeptablen Preisen umsetzen könne, sei er dafür, auch wenn er durchaus das Problem sehe, einen hinter dem Bestand liegenden Bauplatz zu erschließen.

Zuhörer applaudieren

Die Park- und Verkehrssituation am Bolzplatz sei schwierig, fand Wolfgang Dürr (CDU). Er tendiere zum Standort Werre. Ein Neubau auf dem Bolzplatz bedeute keinen Flächengewinn, merkte Fraktionskollegin Lena Huber an. Schule und Kindergarten direkt nebeneinander bedeute außerdem zu viel Verkehr. Außerdem könne das Bebauungsplanverfahren für einen Neubau an der Werre gleichzeitig zur Erschließung dringend benötigter Bauplätze genutzt werden. Durch deren Verkauf sei eine gewisse Refinanzierung möglich. Zudem, so Huber weiter, gebe es für das Fleckenfest noch keine feste Alternative. Alles in allem sprach sie sich ebenfalls für die Werre aus – und erhielt dafür Applaus von den zahlreichen Zuhörern.

Werre schneller realisierbar

Clemens Creutz (CDU) sah den Verkauf des bisherigen Standorts – zur Refinanzierung, die Verwaltung erwartet etwa 600 000 Euro Erlös – zu Gunsten eines Neubaus auf dem Bolzplatz als Vorteil und sprach sich für diese Lösung aus. Frank Juszczak (SPD) wies auf die Synergieeffekte zwischen Kindergarten und Schule in direkter Nachbarschaft hin. Zudem lasse sich der Neubau auf dem Bolzplatz schneller realisieren. Gemeinderat Tim Dombrowske (Freie Wähler) befürwortete ebenfalls den Bolzplatz. Ortsvorsteher Uwe Traub schloss sich an: An der Werre werde die Entwicklung lange dauern. Selbst wenn Grundstückserwerb, Bebauungsplanverfahren und dergleichen reibungslos laufen, sieht er keinen möglichen Baubeginn vor 2025. Das Fleckenfest auf dem Bolzplatz habe "eine gewisse Historie", doch sei der Knackpunkt weniger ein neuer Standort als weiterhin die notwendige Zahl an Helfern zu finden.

Bolzplatz wenig genutzt

Der Bolzplatz werde nur wenig genutzt, so Uwe Traub. An zehn Tagen habe es Vor-Ort-Termine bei "Fußballwetter" und zur Mittags-/Nachmittagszeit gegeben, wobei kein einziges Kind angetroffen worden sei. Dennoch sei dem Gremium und der Verwaltung wichtig, dafür eine Alternative zu schaffen, sollte es zu einer Bebauung kommen. Eine Verkehrskonzeption im Rahmen des Bebauungsplanverfahren sei "zwingend nötig". Dass sich Synergien zwischen Kindergarten und Grundschule einstellen, wie man am Beispiel von Gültlingen sehe, habe die geschäftsführende Schulleiterin Heike Müller in einer Gemeinderatssitzung klar bestätigt.

Bei einer Gesamtinvestitionssumme von schätzungsweise vier Millionen Euro, gab der Ortsvorsteher zu bedenken, werde der Gemeinderat zudem eine gewisse Refinanzierung – wie durch den Verkauf des Standortes Werre – fordern.

Grundstück in privater Hand

Ein weiteres Hindernis am Standort Werre: Das benachbarte Grundstück befindet sich in Privatbesitz. Der Eigentümer sei zwar prinzipiell zum Tausch bereit, jedoch müsste die Stadt im Gegenzug dafür drei Bauplätze am Sonnenrain opfern. Eine ganz andere Preisklasse, stellte Traub fest. Ebenfalls eine Preisfrage: Bei einem Neubau auf dem bestehenden Grundstück müsste die Einrichtung in eine Zwischenlösung aus Modulen umziehen. Das werde – alle Kosten eingerechnet – über die gesamte Bauzeit gerechnet etwa 750 000 Euro kosten. So viel Geld, das habe der Gemeinderat entschieden, wolle man nicht für ein Provisorium ausgeben, bemerkte Bürgermeister Ulrich Bünger dazu.

Eine noch genannte Alternative, das Grundstück des alten Schulhauses, falle von vorneherein weg, so Traub. Es liege an der Ortsdurchfahrt und sei daher prinzipiell wegen des Verkehrs nicht geeignet.

Die Entscheidung zwischen Werre und Bolzplatz liegt nun beim Gemeinderat, der sich am 28. April mit dem Thema auseinandersetzen will. Beide Möglichkeiten gingen mit einem Beschluss für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan einher, erklärte Ulrich Bünger. Klar sei: "Jetzt muss es losgehen".