Die Lage im Junginger Kindergarten ist durchaus kritisch. Es fehlt an Personal – und niemand weiß, wo es herkommen soll. Deshalb hat der Gemeinderat gestern die Betreuungszeiten angepasst und den Weg für ein neues Baukasten-System geebnet.
Jungingen - Schon seit Längerem können in Jungingen die Betreuungszeiten nur noch unter größtem Einsatz des Erzieherinnen-Teams um Leiterin Alexandra Broghammer aufrecht gehalten werden. "Wir können das mit dem jetzigen Personal nicht mehr stemmen", so die Leiterin. Die körperliche Belastung für die Mitarbeiterinnen sei sehr hoch. Viele von ihnen arbeiten weit über das Deputat ihrer Beschäftigungen hinaus.
Zwei bewährte Kräfte fallen ab Herbst weg
Und im Herbst würden nun zwei weitere bewährte Kräfte in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig sei es aber schier unmöglich, neue Kräfte zu finden. "Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Zeiten zu kürzen", so Broghammer.
Auf dem Rathaus hat man den dringenden Handlungsbedarf bereits erkannt. Eine völlige Neustrukturierung der Betreuungskosten soll nun Abhilfe schaffen. Broghammer und Hauptamtsleiterin Meike Simmendinger haben das neue Konzept ausgearbeitet. Der Gemeinderat gab gestern grünes Licht dafür.
Eine Kleingruppe muss im neuen Kindergartenjahr geschlossen werden
Um den Betreuungsschlüssel halten zu können, muss zum neuen Kindergartenjahr eine Kleingruppe komplett geschlossen werden. Außerdem wird die Kernzeit um eine halbe Stunden verkürzt. Zukünftig ist dann anstatt um 16.30 Uhr bereits um 16 Uhr Schluss im Kindi.
Komplett neu wird ein Bausteine-System eingeführt. Mit diesem können einzelne Betreuungsblöcke gebucht werden – früh von 7.15 bis 8 Uhr, Halbtagsbetreuung am Vormittag von 8 bis 12.30 Uhr, Nachmittagsbetreuung mit Mittagessen von 12.30 bis 16 Uhr sowie nachmittags von 13.30 bis 16 Uhr.
Sinn des Systems ist eine verlässlich einschätzbare Betreuungszeit, in der über flexible Dienstpläne die Erziehungskräfte bedarfsgerecht eingesetzt werden können.
Die Früh- und Nachmittag-Bausteine können täglich dazugebucht werden
Außer der Halbtagsbetreuung können alle Bausteine täglich dazugebucht werden. Gleichzeitig wird die Gebührensatzung so geändert, dass die Kosten für die Halbtagsbetreuung nach der Anzahl der Kinder pro Haushalt, und nicht wie bisher nach einem gleichzeitigen Kindergartenbesuch der Kinder eines Haushalts gestaffelt werden.
Die Verwaltung sieht damit eine höhere Beitragsgerechtigkeit in die Kostenberechnung eingearbeitet. Denn, so Bürgermeister Oliver Simmendinger, werde es für manche Nutzer sogar billiger. Mehr bezahlen müssten unterm Strich nur diese, die den Kindergarten auch tatsächlich länger in Anspruch nehmen. Weil dies aber in der Regel die Doppelverdienerhaushalte sind, sei auch dies vertretbar.
Für die Gemeinde wird es eventuell sogar teurer
Außerdem sieht der Bürgermeister Jungingen im Vergleich zu den Nachbargemeinde nach wie vor gut aufgestellt, weil dort noch immer höhere Beiträge bezahlt werden müssten. Dass es für die Gemeinde unter Umständen sogar teurer werden kann, wird in Kauf genommen. Denn, so Martin Weinschenk, habe die Gemeinde schließlich auch eine "Fürsorgepflicht".