Die veranschlagte Summe für den Kindergarten in Bad Teinach-Zavelstein wird nicht reichen. (Symbolfoto) Foto: Anspach/dpa

Der Kindergarten in Bad Teinach-Zavelstein wird erweitert. Doch das kostet nicht wenig Geld. Jetzt wird klar: Die veranschlagten 600.000 Euro werden wohl nicht reichen. Das sorgte für kontroverse Wortbeiträge im Gemeinderat.

Bad Teinach-Zavelstein - Man sieht den Bürgermeister von Bad Teinach-Zavelstein, Markus Wendel, selten überrascht oder gar sprachlos. Der Schultes ist nach Jahren an der Spitze von Bad Teinach-Zavelstein inzwischen mit allen kommunalpolitischen Wassern gewaschen, die man sich nur ausmalen kann und bleibt in den meisten Situationen cool und gelassen.

Umso deutlicher wird, wie verrückt derzeit die Baubranche spielt, wenn Wendel Sätze wie diesen sagt: "Wir stehen ab und zu da und schütteln nur noch den Kopf." Recht ungläubig blickt der Bürgermeister dann auch zu seinem Bauamtsleiter Frank Padubrin und Kämmerer Volker Mönch. "Wir haben alle drei jahrzehntelange Erfahrungen mit kommunalen Projekten, aber sowas auch noch nicht erlebt. Man trifft als Verwaltung auf eine Branche, die nur noch zuckt", so der Rathauschef.

Gemeint ist die Baubranche, die mit teils galaktischen Preissteigerungen die Baukosten für kommunale Projekte nach oben treibt. Wirklich dagegen wehren können sich die Kommunen indes nicht.

Horrende Kosten für den neuen Aufzug

Und das spürt Bad Teinach-Zavelstein nun am eigenen Leib mit der geplanten Erweiterung des Kindergartens in der Badstraße 1 in Bad Teinach. Ursprünglich waren dafür rund 600.000 Euro veranschlagt. Doch das wird bei Weitem nicht reichen, wie jetzt bei einer weiteren Auftragsvergabe deutlich wurde.

Das Gewerk Heizung und Sanitär schlägt mit 35.272,33 Euro zu Buche. Für Bodenbelagsarbeiten werden 19.577,38 Euro fällig. Tischlerarbeiten kosten 72 961,28 Euro. Auch die Putz- und Stuckateurarbeiten sind mit 43.230,27 Euro nicht gerade billig. Fast als Schnäppchen kommen da die 11.270,23 Euro für die Küche daher. Unterm Strich ergeben sich allein aus diesen Gewerken Kosten von 182.311,47 Euro.

Hinzu kommen noch horrende Kosten für den neuen Aufzug, der zur Herstellung der Barrierefreiheit gebaut werden muss. Außerdem stehen noch Glas, Stahl und andere Arbeiten an.

Keinerlei Angebote für Elektro-Arbeiten

Für die ausgeschriebenen Elektro-Arbeiten wurde übrigens gar kein Angebot abgegeben – der Markt zuckt teilweise also gar nicht mehr. Jetzt müsse man auf einzelne Firmen zugehen und fragen, ob diese die Arbeiten übernehmen wollen, erklärte Wendel seinem Gemeinderat das weitere Vorgehen.

Grundsätzlich werden die veranschlagten 600.000 Euro "mit Sicherheit" nicht reichen. Das liegt auch daran, dass einzelne Preise zum Teil drei bis vier Mal höher sind als noch Ende des Vorjahres, als die Kostenkalkulation erstellt worden war. "Der Markt galoppiert uns davon", stellte Wendel nüchtern fest.

Passend zu diesem Bild fragte Gemeinderätin Andrea Mast, ob man denn nicht irgendwie zurückkönne? "Wir haben die Zügel doch noch in der Hand?", fragte sie mit Hoffnung verbunden und ergänzte: "Für fünf zusätzliche Plätze ist das schon Wahnsinn."

Preise werden wohl auch künftig weiter steigen

"Wir haben die Zügel nicht mehr in der Hand", erklärte Wendel unmissverständlich, dass der Gaul, also der Markt, quasi durchgegangen sei. "Es gibt nichts mehr zum kleinen Preis, da wird nix billiger. Die Preise werden auch künftig steigen", fürchtete Wendel. Außerdem seien andere Arbeiten schon vergeben, ein Zurück sei einfach nicht mehr möglich. Mast klagte, man hätte sich eben doch im Voraus noch andere Alternativen überlegen sollen. Wendel daraufhin trocken: "Da muss ich jetzt den ehemaligen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück zitieren: ›Hätte, hätte, Fahrradkette‹. Egal was wir tun, wir sind dem Markt ausgesetzt." Man habe nun beim Kindergartengebäude in Sommenhardt, das als nächstes baulich umgemodelt werden muss, "die Möglichkeit, neu zu denken", erklärte Wendel.

Auch Ratskollege Rolf Berlin hatte wenig Verständnis für das Lamento von Mast: "Das ist vergossene Milch. Das ist jetzt schon rum, da muss man doch nicht mehr rumgackern", wurde Berlin mehr als deutlich. Klar, sei die Preissteigerung nicht schön, aber da müsse man nun eben durch, so der Tenor des Stadtrates. Der Gemeinderat stimmte allen Vergaben schlussendlich auch zu – einzig Mast enthielt sich bei jedem Vergabepunkt.

Bürgermeister Wendel hatte nach diesem Schlagabtausch schon so eine Vorahnung mit Blick auf Sommenhardt: "Das ist eine Wundertüte dieses Haus, da wird es eine ähnliche Debatte geben." Bei aller Diskussion bleibe ein Problem aber bestehen: Die Unterhaltspflicht für die Gebäude hat die Stadt in jedem Fall – egal ob für teures Geld ein darin befindlicher Kindergarten verbessert wird oder nicht.