4,5 Millionen Euro, statt 2,9 Millionen Euro wird das Projekt "Anbau und Erweiterung des Eutinger Kindergartens Fantadu" kosten. Foto: Morlok

Was vor rund zwei Jahren als Projekt "Anbau und Erweiterung des Eutinger Kindergartens Fantadu" mit einer Kostenschätzung von 2,9 Millionen Euro auf die Reise geschickt wurde, hat sich inzwischen zu einer Herkulesaufgabe entwickelt, die jeden Kostenrahmen zu sprengen scheint.

Eutingen - Bereits in der Septembersitzung stellte Rat Andreas Gaus fest, dass dies kein Kindergartenanbau mehr ist, sondern ein Großprojekt mit Wirkung über die Grenzen von Eutingen hinaus wurde. "Es ist etwas üppiger geworden", sein damaliges Fazit.

Die Architektin Eva Atkinson vom beauftragten Planungsbüro "Hauserpartner" stellte in der Septembersitzung die Planung vor und in der jüngsten Sitzung musste Bürgermeister Armin Jöchle leider mitteilen, dass sich die Kosten, im Gegensatz zur letzten Planung, erheblich verteuert haben.

Kosten erhöhen sich auf 4,5 Millionen Euro

Die Kosten für das Gebäude inklusive Nebenkosten betragen jetzt insgesamt knapp 4,5 Millionen Euro. Bei der Kostenschätzung vom September 2021 wurden für das Gebäude noch Kosten in Höhe von 3,578 Millionen Euro angegeben und die Gesamtkostenberechnung für die Baumaßnahme, also zusammen mit er Außenanlage, beläuft sich derzeit auf insgesamt 5,212 Millionen Euro. Als Preistreiber listete die Gemeindeverwaltung folgende Parameter auf, die wir im Infokasten unten zusammengefasst habe. (Summe in Euro jeweils in Klammer)

Gerade im Außenbereich hat Jöchle die Hoffnung, dass sehr großzügig von der Planerin kalkuliert wurde und man vielleicht doch auf das ein oder andere verzichten kann.

Dass so eine Hiobsbotschaft eine rege Diskussion im Gremium hervorrief, ist klar. Rätin Sonja Schlichter-Müller stellte für sich fest: "Ich finde die Kostenexplosion erschreckend und enttäuschend", um dann nachzufragen: "Gibt es Einsparmöglichkeiten?" "Wird in der Küche tatsächlich gekocht oder nur aufgewärmt?" ihre nächste Frage. "So einfach ist das nicht", erklärte Jöchle.

Da die Metzgerei Odermatt seine Belieferung mit Fertigessen einstellen will und man auf den Lieferdienst "Cook & Chill" (englisch: Kochen und Kühlen) zurückgreift, müssen Kühlschränke rein und entsprechend Absicherungen ebenso her wie Dampfgarer oder Konvektomaten. "Wir haben nicht das Erste-Seiten-Angebot eines Möbelherstellers, sondern eine Edelstahlküche, von Firma Kurz geplant. Alles andere ist – Entschuldigung – am falschen Platz gespart", so Jöchle.

Planern soll man jetzt ein Limit setzen

Rat Andreas Gaus zeigte sich davon überzeugt, dass die Verwaltung nicht bestrebt ist, den Bau so teuer wie möglich zu machen, sondern einen guten zukunftsorientierten Zweckbau hinstellen möchte. "Jetzt anfangen 100.000 Euro weg zu doktern, das ist am Thema vorbeigeschafft", seine Einstellung. Doch solle man den Planern jetzt ein Limit setzen und sein Appell ging dahin, man möge zukünftig keine solche Großbauten mehr in dieser Art und Weise planen.

Auch Rat Gerhard Schweizer zeigte sich über die ausufernden Kosten erstaunt. Jöchle mahnte dahingehend, dass man das Gesamtkonzept nicht außer Acht lassen sollte und nicht nur den Spargedanke im Auge haben darf. Als Beispiel brachte er den Göttelfinger Kindergarten "Max und Moritz" in die Diskussion. Damals hat man im kleinsten Dorf den größten Kindergarten gebaut. Ein Entschluss, der heute positiv ist. Jöchle sieht einen modernen Kindergarten auch als weichen Standortfaktor bei der Gewinnung von Fachkräften an, wie er betonte.

Synergien mit Spielplätzen nutzen

Bürgermeister-Stellvertreter Winfried Seele stellte fest, dass die Außenanlagen die Überraschung waren: "Ich habe nicht damit gerechnet, dass da noch so ein Brocken kommt". Sein Gesamtfazit: 1,5 Millionen Mehrkosten – na ja – wir müssen hier für die Zukunftssicherung von 20 Jahren bauen. Ich bin dafür, dass wir die Planung so freigeben."

Rat Martin Kramer fand die Mehrkosten für die geplante Photovoltaik-Anlage ebenso wie viele seiner Kollegen okay. Doch er mahnte, dass man Synergien mit Spielplätzen in unmittelbarer Nähe nutzen und nicht nur einfach neue Spielgeräten kaufen sollte. Jöchle gab ihm da Recht, dass so manches Spielgerät "nice to have" sei, doch müsse man zumindest die beiden kleinen Spielhäusle, den Turm und die beiden Sandkästen ersetzt: "Die sind durch."

Mehrheitlich, bei nur einer Gegenstimme wurde der Planung zugestimmt, den eigentlichen Baubeschluss möchte Jöchle jedoch auf einen späteren Sitzungstermin verschieben.

Info: Eine Liste der Mehrkosten

 Als Preistreiber im Bereich des eigentlichen Anbaus und der Außenanlage listete die Gemeindeverwaltung folgende Parameter auf (Summe in Euro jeweils in Klammer):

Als Kostensteigerung werden pauschal zehn Prozent angenommen (257.000 Euro). Die Vergrößerung der Photovoltaik-Anlage von 4kWp auf 77 kWp (125.000), die Gefahrenmeldeanlage (32.000), die Lüftungsanlage in der Küche (113.000) und der Schallschutzabsorber (16.000) verteuern den Bau ebenso wie eine zusätzliche Fläche von 33 Quadratmeter für einen Schlafraum (80.000) sowie die Flachdachabdichtungsarbeiten am Bestandsdach (40.000) auf Mehrkosten gegenüber der Kostenschätzung vom 8. September um insgesamt 814.134 Euro.

 Doch damit nicht genug. Im Außenbereich ist mit folgenden Mehrkosten zu rechnen:

Kostensteigerung pauschal zehn Prozent (22.000 Euro), Verlegung Spielplatz (36.000), Schotterfläche Modulanlage (25.000), Gehweg (72.000), Sitzmauern U3/Ü3 und Stützmauer U3 Bereich (49.000), neue Spielgeräte Bestand Ü3 (86.000) Zaunanlage (43.000), Legionellensicherer Umbau Wasserlauf (10.000), Fahrradständer, Sonnenschutz, Gerätehütten (55.000), Pflanzflächen (43.000), Spielplatzflächen (30.000) und Sonstiges (22.000) macht Summa Summarum 493.498 Euro. In den Gesamtkosten für die Außenanlage ist bereits das Honorar der Planungsleistungen in Höhe von 103.000 Euro, für die man im Zuge dieser Gemeinderatssitzung ebenfalls die Genehmigung erteilte, enthalten.