Mann? Frau? Oder doch lieber Blümchen und Schmetterling? Der neue Kindergarten in der Johanniterstraße 33 – ehemals Edith-Stein-Schule – braucht einen Namen.Foto: Otto Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Name Heinrich von Besele für alte Edith-Stein-Schule abgelehnt / Kosten schießen in die Höhe

Der Tagesordnungspunkt sah ganz harmlos aus: Das Gebäude der alten Edith-Stein-Schule, das von der Stadt gekauft wurde, um Kindergartengruppen unterzubringen, soll nach Heinrich von Besele benannt werden, so der Vorschlag der Stadt. Es folgte eine heftige Debatte im Gemeinderat: Warum in Mann? Und warum überhaupt eine Person?

Rottweil. Das Gebäude in der Johanniterstraße 33 stand in der Sitzung gleich mehrfach im Fokus, denn: Die Umbauarbeiten, die dort nötig sind, schießen um 300 000 Euro in die Höhe, wie Bürgermeister Christian Ruf bekanntgab.

Doch zunächst gab es ordentlich Gegenwind in Sachen Namensgebung. Klar ist: Der Name Edith Stein passt nicht mehr, weil die gleichnamige Schule längst umgezogen ist. Jetzt sollen darin übergangsweise die Achert-Schüler sowie langfristig ein neuer Kindergarten und die Stadtkapelle mit ihren Proberäumen unterkommen.

Warum keine Frau?

Eben aufgrund der Verbindung zur Kapelle kam die Verwaltung darauf, das Gebäude "Heinrich von Besele-Haus" zu nennen. Dieser lebte von 1844 bis 1887 und zeichnete sich, wie Fachbereichsleiter Marco Schaffert vortrug, durch sein großes musikalisches Engagement in Rottweil aus. Er war Musikdirektor des Heilig-Kreuz-Münsters, leitete den Konviktchor, den Männergesangverein und die Stadtkapelle, unterrichtete am Gymnasium und komponierte den Rottweiler Narrenmarsch.

Ein verdienter Bürger also – Begeisterung kam bei den Stadträten dennoch nicht auf. Das sei ein "sehr respektabler, bekannter Name", eröffnete Arved Sassnick (SPD+FFR) die Debatte – doch ob man auch den Namen einer Frau in Erwägung gezogen habe? Das war Wasser auf die Mühlen von Ingeborg Gekle-Maier (Grüne). Sie hatte eine ganze Liste über Namenspaten von Rottweiler Schulen parat – von Albertus Magnus über Konrad Witz und Oswald von Nell-Breuning bis Joseph von Eichendorff und einigen mehr, bei denen die Frauen mit Edith Stein und Annette von Droste-Hülshoff die Minderheit ausmachen. Die Gesellschaft sei von Männerfiguren geprägt. Es sei dringende Aufgabe, in die Sprache und die Öffentlichkeit mehr Frauen zu tragen.

CDU-Stadtrat Ralf Banholzer sprach sich generell gegen eine Benennung nach einer Person aus. Auch wenn die Verdienste Beseles unbestritten seien, habe man viele andere Möglichkeiten. "Das macht landauf, landab Probleme", meinte auch Peter Schellenberg (FWV). Oft finde "irgendein Historiker" dann eben doch etwas, was kritisch sei. Außerdem sei der Schwerpunkt im Gebäude der Kindergarten – und dafür gebe es nettere Namen, so Schellenberg mit Verweis auf das "Herzstückle".

Gabriele Schneider (Grüne) erinnerte daran, dass die Würdigung mit der Beselestaße in Rottweil schon erfolgt sei. Außerdem könne man Dreijährigen den langen Kindergartennamen kaum zumuten. "Maja Becht wäre leichter", schmunzelte sie.

Bei zehn Ja-Stimmen, 13 Nein-Stimmen und einer Enthaltung wurde die Bennenung nach Besele abgelehnt. Oberbürgermeister Ralf Broß erklärte, dass man sich nun eben vorläufig weiter mit "alte Edith-Stein-Schule" behelfen müsse, bis ein neuer Name gefunden ist.

Schlechte Nachrichten hatte Bürgermeister Christian Ruf in Sachen Umbau parat: Es habe sich ein "erheblicher Mehraufwand" ergeben, der vor allem durch Brandschutzanforderungen bedingt ist. Man müsse in die Substanz eingreifen. Eine feuerhemmende Abtrennung der Kinderkrippe vom Rest des Gebäudes ist erforderlich. Weil künstliche Mineralfaser verbaut ist und diese als Gefahrstoff gilt, muss das Material aus den Abhangdecken entfernt werden. Eine Lüftungsanlage und ein zweiter Fluchtweg verteuern das Ganze außerdem.

20 neue Betreuungsplätze

Im Haushalt sind für die eigentliche Einrichtung der zunächst zwei Krippengruppen à zehn Kinder 85 000 Euro eingeplant, für Bau- und Sanierungsmaßnahmen 385 000 Euro. Ruf bat die Stadträte dringend, einer außerplanmäßigen Ausgabe von 300 000 Euro zuzustimmen, weil die Zeit dränge. Immerhin kann laut Ruf mit einer höheren Förderung, nämlich mit 154 000 Euro, gerechnet werden. Die Kosten pro Betreuungsplatz, so betonte er, lägen immer noch deutlich unter denen eines Neubaus.

Die Schaffung der Betreuungsplätze sei dringend erforderlich. "Wir müssen bis zum Sommer am Start sein", betonte Ruf. Andere Ausweichquartiere wie das Alte Spital (Vorschlag von Grünen-Stadtrat Hubert Nowack) oder andere Schulgebäude (Vorschlag von CDU-Stadtrat Hermann Alf) seien nicht geeignet oder rappelvoll. Und eine Containerlösung, die CDU-Stadtrat Pascal Schneider ansprach, sei auf die lange Sicht gesehen noch teurer.

Der Gemeinderat stimmte letztlich mehrheitlich zu. Und spätestens zu Eröffnung des Kindergartens, so Oberbürgermeister Ralf Broß, sollte dann auch ein neuer Name gefunden sein. Vorschläge zur Namensnennung – "von Blümchen bis Schmetterling" – seien erwünscht.

NamenssucheHaben Sie eine Idee, wie der neue Kindergarten in der Johanniterstraße 33 künftig heißen könnte? Senden Sie Ihre Vorschläge gerne unter dem Stichwort "Namenssuche" an redaktionrottweil@schwarzwaelder-bote.de. Wir leiten Sie dann die Stadtverwaltung weiter. Vergessen Sie nicht, Ihren eigenen Namen dazuzuschreiben.