Martina Braun (von links) und die Sprecherin für Kinder und Familien sowie frühkindliche Bildung, Dorothea Wehinger tauschen sich intensiv mit der Leitung der Kindergärten der Raumschaft Triberg, Ute Meier in Nußbach, Barbara Brohammer, Maria Schoch, beide in Triberg, Simon Wiesenbach in Schonach und Beatrix Oschlies in Gremmelsbach aus Foto: Kommert

Der Personalmangel brennt den Leiterinnen der Kindergärten ebenso auf den Nägeln wie die aus ihrer Sicht mangelnde Unterstützung durch die Politik. Bei einem Treffen in Nußbach brachten sie die Probleme auf den Tisch.

Raumschaft Triberg - Frühkindliche Bildung stand im Fokus, als die grüne Landtagsabgeordnete Martina Braun mit ihrer Fraktionskollegin Dorothea Wehinger im Pfarrsaal von St.Sebastian in Nußbach eintraf – eingeladen hatte die Leiterin des Kindergartens, Ute Meier, gekommen waren praktisch alle Leiterinnen der raumschaftlichen Kindergärten.

Bildung beginnt längst nicht mehr in der Schule

Wehinger habe als Sprecherin für Kinder und Familien sowie frühkindliche Bildung den passenden Hintergrund, nannte Braun Gründe für ihr Kommen. Es sei einfach eine andere Sache, wenn sich fachpolitische Sprecher mit einem Thema ihres Bereichs befassen. Wehinger, selbst 20 Jahre lang Kita-Leiterin, befasste sich nach vielen Fortbildungen mit Coachings, eine spannende Zeit, wie sie befand. Die Nöte der Kindergärten seien ihr bekannt – ihre Arbeit finde zu wenig Beachtung, zumal, da Bildung längst nicht mehr in der Schule beginne, sondern buchstäblich bei null.

Dazu komme heutzutage ein hoher Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund – oftmals "Sprach-lose" Kinder, die Rahmenbedingungen seien mithin massiv verändert. Das Problem: Für Kitas sei das Kultusministerium nur teilweise zuständig, der jeweilige Träger sei hier eigentlich Ansprechpartner. Meier war der Ansicht, das Ministerium mache sich bei diesem Thema einfach einen schlanken Fuß.

Veränderte Rahmenbedingungen

Streiks könnten dazu ein probates Mittel sein, so Wehinger. Es sollte aber nicht allein auf mehr Geld geschielt werden, sondern auch auf die Rahmenbedingungen. Zwar seien noch niemals so viele Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet worden, doch seien auch noch nie so viele wegen veränderter Rahmenbedingungen nötig gewesen.

Dazu wusste Maria Schoch, Chefin des Familienzentrums Mariengarten, dass ihre Einrichtung von 7 bis fast 17 Uhr geöffnet sei: "Wir müssen uns Nischen suchen, um unsere Besprechungen durchzuführen", erklärte sie. Dazu komme, wie auch Braun erkannte, die Verwaltungstätigkeit – bei praktisch allen komme die "on top". Die Befreiung davon wäre eine wichtige Forderung. Das könne, so Wehinger, jeder Träger machen, werde aber wohl so nicht bezahlt.

Mehr mit dem Computer als dem Nachwuchs beschäftigt

Meier betonte, dass zu den wenigen Stellen eben auch die Verwaltungsarbeit dazu komme: "Wir rödeln stets hinterher. Dabei sind wir pädagogische Fachkräfte und keine Manager oder Verwaltungsfachleute." Sie arbeite seit 40 Jahren mit Kindern, heute sei sie mehr mit dem Computer denn dem Nachwuchs beschäftigt. Ähnlich sah dies Braun – hier würden Fachkräfte verheizt – was aber laut Wehinger vor allem an den Strukturen liege. Maria Schoch stellte ernüchtert fest, die Erzieherinnen und Erzieher passten sich dem System an – eigentlich aber sollte es umgekehrt sein.

Integration und Inklusion seien weitere Themen, befand Barbara Brohammer vom Triberger Kindergarten St. Anna. Die komme wesentlich zu kurz wegen des Personalmangels. Wiewohl laut Wehinger noch nie so viele Erzieherinnen ausgebildet würden wie derzeit. "Es bessert sich in jedem Fall viel zu langsam", teilte Meier mit. Zwar seien für sie Ansprechpartner vorhanden, betonte Beatrix Oschlies vom städtischen Kindergarten in Gremmelsbach allerdings seien diese nicht für alltägliche Themen zuständig.

Zuschüsse beispielsweise für Sprachförderung seit Jahren gleich geblieben

Wichtig sei die Unterstützung durch die Politik – und die sehe sie derzeit nicht, ärgerte sich Meier. Zuschüsse beispielsweise für Sprachförderung, die überaus wichtig sei, seien seit 15 Jahren gleich geblieben, einrichtungsübergreifende Förderungen seien nur schwer zu erhalten, warf Brohammer ein. Was aber auch ein Nachteil kleinerer Einrichtungen sei, hielt Wehinger dagegen.

Braun meinte, dass man einen Rechtsrahmen schaffen sollte für Kindergartenbeauftragte, eventuell auch über die Landkreise, was aber laut Wehinger zu Problemen mit den Trägern führen könne – dennoch müsse so etwas auch im ländlichen Raum möglich sein, denn "jedes Kind hat ein Recht auf Bildung". Schoch sieht das eigentliche Problem oft auch bei den Eltern.

Meier sah am Ende das Ganze pragmatisch: Alles wäre kein Thema, wenn es eine Kita-Pflicht gäbe. Überarbeitet müsste auch die eigentlich recht neue praxisintegrierte Ausbildung (PiA). "Werden sie offensiver gegenüber den Trägern", riet Wehinger abschließend, schließlich könne man es sich nicht leisten, Kinder zu vernachlässigen.