In Holzhausen soll als gesamtstädtisches Projekt ein Naturkindergarten entstehen.
Als charmante Lösung, um dem steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen Herr zu werden und gleichzeitig ein neues pädagogisches Angebot zu schaffen, bezeichnete Heidi Kuhring (GAL) das Vorhaben, einen Naturkindergarten einzurichten. Zumal es bei dem Bau eines „normalen“ Kindergartens ansonsten rund vier Jahre dauern könne, bis dieser stehe.
Anders beim Naturkindergarten: Denn bei diesem wird lediglich eine Art gut ausgebauter, hochwertiger Bauwagen beziehungsweise Wohnwagen aufgestellt. Den Großteil der Zeit verbringen die Kinder im Freien. „Die Natur bietet den Bewegungsfreiraum, den Kinder brauchen“, erklärte Erzieherin Theresa Rieger, die den Naturkindergarten – „Vergissmeinnicht“ soll er heißen – später leiten soll. Draußen könne man die Jahreszeiten ganz nah erleben. Zudem würden die kognitiven Fähigkeiten sowie Grob- und Feinmotorik geschult.
Standort: am Bauernwald Holzhausen
Als Standort sei ein Platz zwischen Holzhausen und Mühlheim am Bauernwald ausgewählt worden. Der biete mehrere Vorteile. Holzhausens Ortsvorsteher Armin Hipp zählte auf: Es handle sich um städtisches Gebiet, der Wald grenze direkt an, es gebe eine „topfebene“ Wiese, Neckar und Mühlbach seien schnell erreichbar, und es gebe genug Platz für mögliche weitere Wagen.
Interessenten für Plätze im Naturkindergarten gibt es laut Hauptamtsleiter Hartmut Walter bereits. „Das muss also nicht der letzte in der Gesamtstadt sein.“ Angeboten werden verlängerte Öffnungszeiten.
Die Stadtverwaltung hatte bei drei Anbietern Angebote für einen Wagen mit der Kapazität für 20 Kinder ab drei Jahren eingeholt. Vorgeschlagen wurde die Vergabe an die Firma Finkota mit Kosten von rund 115 000 Euro für das Wichtelwagen-Modell „Dagobert“ inklusive Frachtkosten. 90 000 Euro hatte man in den Haushaltsplan 2023 eingestellt.
Inbetriebnahme im Herbst
Geliefert werden könnte der Wagen frühestens Mitte Mai. In Betrieb nehmen will man ihn zum Start des Kindergartenjahres 2023/2024. Weil er im Außenbereich aufgestellt wird, sei ein Bauantrag erforderlich.
Der Wagen bietet rund 30 Quadratmeter Grundfläche, und verfügt über eine zweite Ebene, die es ermöglicht, Themengruppen zu separieren.
Hoffnung auf Bewerbungen von Erziehern
Auf Jürgen Hubers (FWV) Frage nach der Infrastruktur hieß es, der Wagen werde autark sein – aber ohne Wasser- und Abwasseranschluss, mit einer Toilette auf Trockenbasis. In Sachen Parkplätze seien zwei für die Erzieher und zwei für Eltern vorgesehen. Der Funkmast, den Eberhard Stiehle (FWV) ansprach, sei Luftlinie rund 800 Meter vom gewählten Standort weg, so Armin Hipp.
Beliebtheit steigt
Barbara Klaussner (CDU) erkundigte sich, wie viele Kinder mindestens nötig seien und ob der Wagen einbruchsicher sei. Vandalismus sei eher ein Thema, meinte Walter.
In anderen Naturkindergärten der Region habe der Betrieb oft mit wenigen Kindern begonnen, die Begeisterung sei aber schnell groß gewesen, so dass nach und nach mehr hinzukamen, hieß es von Verwaltungsseite zur ersten Frage.
Ein großer Vorteil: Wer sich das Konzept des Naturkindergartens aussuche, der sei auch dazu bereit, sein Kind an einen Ort außerhalb des Wohnortes zu fahren – was ja sonst immer ein schwieriges Thema sei, meinte Silvia Weimer, Leiterin des bestehenden Holzhauser Kindergartens.
Pino Potenzas (FWV) großer Wunsch war, dass sich mit dem neuen Kindergarten auch gleich weitere Erzieher bewerben. „Für Sulz ist das Ganze ein Riesengewinn“, fasste es Gabriele Brucker (GAL) zusammen, ehe der Gemeinderat einstimmig für die Vergabe votierte.