Hier soll ab Herbst 2024 die Schutzhütte des Naturkindergartens stehen. Foto: Felix Biermayer

Der Gemeinderat ist von dem Nutzen einer neuen Einrichtung überzeugt. Einen Wasseranschluss bekommt die Schutzhütte aus Kostengründen nicht. Es gibt aber auch kritische Stimmen.

Seit Anfang des Jahres diskutiert der Gemeinderat die Idee eines Naturkindergartens. Der soll auf dem Plateau zwischen den Sportplätzen entstehen. Die Vorschläge der Verwaltung waren dem Gremium bisher zu schwammig. Mal fehlte eine Prognose der Kinderzahlen, mal eine konkrete Kostenschätzung. Die Verwaltung arbeitete nach – und präsentierte in der jüngsten Sitzung ein „ganzheitliches“ Konzept, wie es Bürgermeister Ryyan Alshebl nannte.

 

Die Zahl der zu betreuenden Kinder ist seit 2016 um 70 Prozent auf 131 gestiegen, vor allem durch den Zuzug ins Fuchsloch. Aktuell hat die Kita Kunterbunt acht Gruppen mit 145 Kindern und ist damit voll belegt. Es werden dort auch Jungen und Mädchen von Mitarbeitern der Gemeinde betreut. Ein Naturkindergarten soll Entlastung bringen und eine weitere Gruppe schaffen. Außerdem erweitere ein Naturkindergarten das pädagogische Angebot im Ort, heißt es im Konzept.

Ostelsheim wird wachsen

Auch die weitere Bevölkerungsentwicklung mache eine Erweiterung nötig. Das Konzept bezieht sich hier auf die Prognose, die im Zuge des Gemeindeentwicklungskonzeptes erstellt wurde. Nimmt man den Trend der vergangenen fünf Jahre als Grundlage, wird Ostelsheim bis 2040 um fast 600 Menschen wachsen – darunter auch viele Kinder. Liegen die Zahlen der vergangenen zehn Jahre zugrunde, wächst die Bevölkerung nur um 100 Menschen.

Die Verwaltung hat zudem das Interesse der Eltern von 138 Kindern abgefragt. 32 davon können sich vorstellen, ihre Kinder in einen Naturkindergarten zu schicken. 50 Prozent wollten weitere Informationen. Für vier Kinder gibt es sogar schon definitive Zusagen. Das Konzept plant deshalb mit vorerst einer Gruppe im Naturkindergarten. Bei Bedarf ist die Erweiterung auf zwei Gruppen möglich. Pro Gruppe kommen zwei Fach- und zwei Hilfskräfte zum Einsatz.

Das Personal soll zum Teil aus der Kita Kunterbunt stammen. Für den Naturkindergarten gebe es auch schon externe Initiativbewerbungen. Insgesamt werde mehr Personal nötig. In der Kita Kunterbunt sollen aber keine Gruppen geschlossen, sondern lediglich verkleinert werden. Insgesamt betont das Konzept die angestrebte Zusammenarbeit beider Einrichtungen. So könnte es Vertretungen aus der Kita im Naturkindergarten geben.

Wasseranschluss zu teuer

Stehen soll die knapp 70 Quadratmeter große Schutzhütte mit großem Vordach künftig dort, wo jetzt die Modellauto-Rennstrecke des VfL Ostelsheim ist. Zwar gibt es in der Nähe Wasser- und Abwasserleitungen. Die seien aber zu klein für den Naturkindergarten. Allein der Anschluss würde deshalb 256 000 Euro kosten. Das ist mehr als die Hütte mit knapp 242 000 Euro. Deshalb will die Gemeinde auf den Anschluss verzichten. Eine Grube oder Dixi-Klos seien eine mögliche Lösung, so Kämmerer Fabian Dieringer.

Stimmt die Prognose?

Für das Konzept an sich gab es aus dem Gemeinderat viel Lob. Kritik entzündete sich aber an der Prognose der Bevölkerungszahlen. Ein Zuzug wie ins Fuchsloch sei in den nächsten Jahren nicht noch mal zu erwarten, meinte Klaus Richter (FWV). Auch stelle er in Frage, ob sich die Investition bei vier konkreten Anmeldungen lohne. Das sah auch Christine Schweizer (FWV) so. „Können wir uns das leisten?“, fragte sie.

Ernst-Martin Gehring (FWV) befürchtete sogar, dass die Kommune Fördergelder für die Kita Kunterbunt zurückzahlen müsse – weil dort nicht mehr alle Plätze besetzt seien. Außerdem sei der Standort wegen des teuren Anschlusses schlecht. Schweizer brachte eine Naturgruppe in der bisherigen Kita ins Spiel.

Alshebl sieht Bedarf

Bürgermeister Alshebl erklärte, dass die Förderung nicht zurückgezahlt werden müsse, wenn sich die Gesamtzahl der Plätze in einer Kommune nicht reduziert. Ein anderer Standort sei schwierig, da viele Eltern die Kinder mit dem Auto brächten. Am Sportheim gebe es ausreichend Parkplätze. Alshebl betonte, dass es neben den vier Anmeldungen ein größeres Interesse am Naturkindergarten gebe. Das werde zu Anmeldungen führen, wenn ein genaues Eröffnungsdatum klar sei. Das sei momentan für den Herbst 2024 geplant.

„Wir wollen als Kommune wachsen“, erklärte er. Deshalb müsse man jetzt die Kapazitäten für den Zuzug schaffen, auch im Kindergartenbereich. Und nicht erst handeln, wenn die Hütte brennt. Auch Jessica Klötzer (UL) sah den Bedarf. Zudem seien Investition in Kinder immer lohnend. Der Gemeinderat entschied sich schließlich bei zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen für den Naturkindergarten. Einen Wasser- und Abwasseranschluss wird er aber nicht bekommen.