Die Jugend hat’s vor allem seit der Coronapandemie nicht leicht. Dennoch gibt es einige Angebote für die jungen Balinger. In Sachen psychischer Gesundheit sei aber noch Luft nach oben.
Alle Arbeitsbereiche des Kinder- und Jugendbüros Balingen sind im vergangenen Jahr intensiv geprägt gewesen durch die Aufarbeitung der deutlich spürbaren Corona-Folgen. Jochen Brendle, Leiter des Kinder- und Jugendbüros, erklärte, in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses des Balinger Gemeinderats, dass vor allem das Zurückführen in den Normalzustand im Vordergrund stand. Kontakte reaktivieren, motivierende Aktionen, sowie Teilhabe und Mitbestimmung.
Carolin Thiele berichtete aus der Schulsozialarbeit. Als Nachwehe der Coronapandemie haben sie und ihre Kollegen beobachtet, dass sie den Schülern psychisch sehr zugesetzt hat. „Die psychische Gesundheit ist in den Fokus gerückt, da müssen wir mehr machen“, erklärt sie. „Unsere Kinder haben viel auszuhalten.“
„Alle Angebote, die es gibt, sind alle am Limit“
Es werden deutlich mehr Einzelfallhilfen in Anspruch genommen und auch die Klassengespräche haben zugenommen. Viele Jugendlichen zeigten depressives, selbstverletztendes und gar suizidales Verhalten. Auch Angst- und Essstörungen haben zugenommen. Auch die Probleme im privaten Umfeld der Kinder hätten zugenommen. Es gebe zum Teil einen Anstieg von Gewalterfahrungen in Familien und Betroffene von Trennung und Scheidung. Auch der oft unkontrollierte Medienkonsum mit weiteren negativem Folgen bereite den Fachkräften Sorgen. Auf der anderen Seite gebe es massive Schwierigkeiten zeitnah kinder- und jugendtherapeutische Hilfe zu bekommen. „Alle Angebote, die es gibt, sind alle am Limit“, stellt Thiele klar.
Weiterhin verlässlicher Ansprechpartner sein
Daher lautet laut Thiele das vorrangige Ziel, die Normalität wieder herzustellen mit Hilfe von Kontaktmöglichkeiten und positiven Erlebnissen. „Wir wollen weiterhin ein verlässlicher Ansprechpartner für die Kinder sein“, so Thiele.
Christine Witzemann blickte derweil auf die Aktivitäten in der offenen Jugendarbeit: Sowohl im Jugendhaus in Balingen als auch in den Jugendtreffs in Endingen, Engstlatt und Frommern ist einiges geboten, auch speziell für Mädchen oder Jungen. Zusätzliche waren einige zusätzliche Aktionen geboten, wie die Ausbildungsmesse im Jugendhaus, „Coffee to Help“, die Faschingsparty oder die Eyach-Beachparty.
Umbrüche in der Personalsituation
Brendle erklärte, dass das vergangene Jahr von Umbrüchen in der Personalsituation geprägt gewesen ist. Insgesamt sei auch im Bereich des Kinder- und Jugendbüros der grundsätzliche Fachkräftemangel spürbar, und Neubesetzungen gelängen nicht ohne weiteres nahtlos. Aktuell ist ein Stellenumfang von 89,5 Prozent, verteilt auf drei Arbeitsbereiche, nicht besetzt.
Für das kommende Jahr plant das Kinder- und Jugendbüro ohne Corona-Einschränkungen. Ein großer Fokus wird auch auf der Gartenschau liegen. Geplant sind Konzerte, ein Zirkuswochenende, ein Kinder- und Familienfest sowie jeden Donnerstag Jugendtalks. Die Öffnungszeiten des Balinger Jugendhauses am Rande des Geländes werde derweil aber nicht geändert. „Wir wollen nicht, dass die Kinder und Jugendlichen durch die Gartenschau eingeschränkt werden“, stellt Brendle klar.