Für Kinder im Grundschulalter ist Bewegung auch in der Schule von großer Bedeutung. (Symbolbild) Foto: dpa-Zentralbild

Die Corona-Pandemie hat auch den Schulsport auf dem Gewissen. Es ist an der Zeit, sich über die Bedeutung von Bewegung an Schulen und in Kindergärten Gedanken zu machen. Denn wenn wenn sie fehlt, wie es aktuell der Fall ist, hat das negative Folgen auf die Gesundheit der Kinder. 

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Der Sportunterricht an Schulen ist nicht erst seit der Corona-Pandemie ein Sorgenkind. Zu oft fallen Stunden aus, die Qualität ist aufgrund von Lehrermangel dürftig, ganz zu schweigen von fehlendem Schwimmunterricht. 

Negative Folgen für die Gesundheit

Die Folgen sind mittlerweile dramatisch. Laut dem aktuellen Kinder- und Jugendsportbericht halten 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Bewegung von mindestens 60 Minuten täglich nicht ein. Dieser Bewegungsmangel wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Etwa jedes fünfte Kind ist übergewichtig. Die Folgen von Bewegungsmangel reichen über mangelnde körperliche Fitness und Haltungsschäden bis hin zu geringerer geistiger Leistungsfähigkeit. Spätfolgen im Erwachsenenalter sind der frühere Beginn von Herz-Kreislauferkrankungen und Rückenleiden.

Schulsport fällt flach

Schulen haben eine Verpflichtung für die Gesundheit der Kinder. Coronabedingt fällt jedoch seit vielen Monaten der Schulsport flach. Auch nach der Wiederöffnung der Schulen ist für den Sport vorerst kein Platz. Dabei könnte der Unterricht in der Sporthalle durchaus stattfinden, wenn das Hygienekonzept eingehalten wird. Für viele Kinder ist dieser Unterricht der einzige feste Sporttermin im Kalender und daher ist es eine Katastrophe, wenn er ausfällt. Was kann man also tun?

Wichtiges Mittel der Gesundheits- und Sozialerziehung

Sport in der Schule ist heute zu einem festen Bestandteil des Bildungsangebots geworden. Alle gesellschaftlichen Gruppen und politischen Parteien sehen im Sport ein wichtiges Mittel der Gesundheits- und Sozialerziehung.

Die Situation des Schulsports wird jedoch heute mehr denn je diskutiert. Andere Länder machen es vor. In Island beispielsweise ist der Sport ein wichtiger Bestandteil des schulischen Alltags. Kinder treiben im Rahmen der schulischen Betreuung ganz selbstverständlich mehrere Stunden am Tag Sport. Die Vereine sind eng vernetzt mit den Schulen. Eine zu frühe Spezialisierung auf eine Sportart gibt es auch nicht. Alle Kinder und Jugendliche widmen sich neben dem Lernen im Klassenzimmer den unterschiedlichen Sportarten. Ein solches Konzept wäre auch in Deutschland möglich. 

Schwimmen lernen ist wichtig

Um herauszufinden, wie es um die Schwimmfähigkeit der Grundschüler bestellt ist, hat das Kultusministerium im Schuljahr 2018/2019 zum ersten Mal eine landesweite Umfrage an allen Grundschulen im Land durchgeführt. Ziel dieser Umfrage war es, Handlungsbedarf zu erkennen, um zielgerichtete Maßnahmen einleiten zu können. Diese sollen im Rahmen eines Schwimmkongresses, der am 17. April in digitaler Form stattfinden soll, vorgestellt werden.

Hierzu zählen zusätzliche Schwimmkurse im Vorschulbereich sowie der Ausbau der Kooperationen im außerunterrichtlichen Schwimmangebot und im regulären Schwimmunterricht. Im Doppelhaushalt des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport sind dafür für die Jahre 2020 und 2021 jeweils 1,1 Millionen Euro bereitgestellt. Leider hat die Corona-Pandemie dazu geführt, dass sich die Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen verzögert.

„Schwimmen zu können, gehört zum Leben dazu und kann Leben retten. Umso wichtiger ist es, dass Kinder früh und spielerisch ans Wasser gewöhnt werden“, sagt Sportministerin Susanne Eisenmann und ergänzt: „Die meisten Kinder können, sofern sie im Vorschulalter regelmäßig im Wasser waren und gezielt angeleitet wurden, zu Beginn ihrer Grundschulzeit bereits kürzere Strecken schwimmen. Hier wollen wir gemeinsam mit den Schwimmverbänden in Baden-Württemberg und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft ansetzen und gezielt Schwimmkurse zur Stärkung der Schwimmfähigkeit von Vorschulkindern anbieten.“

Mehr Bewegung auch in der Schule

Seit Jahren fordert und fördert die Deutsche Sportjugend mehr Bewegung von Kindern und Jugendlichen nicht nur in Sportvereinen, sondern auch im Alltag, in Schulen und in der Kita, in Betreuungsangeboten und in der Freizeit. Doch das allein reiche nicht. In allen Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen müsse es zahlreiche niedrigschwellige Bewegungsangebote geben. Die Zahlen belegen, wie massiv der Aktivitätsgrad von Kindern sinkt, sobald sie ihre ersten Schritte in Einrichtungen wie Kita und Schule gehen.

Kultusministerium gibt Anregungen

Bereits im Juli 2020 seien die Grundschulen darauf hingewiesen worden eine tägliche Bewegungszeit zur Rhythmisierung unabhängig vom Sportunterricht einzuplanen, so ein Sprecher des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. Anregungen könnten sich die Schulen auf der Seite "lernenüber@all" holen. Außerdem sei das digitale Sportangebot "Mach mit - bleib fit!" speziell für Schüler entwickelt worden.  

Alternative sind Online-Angebote

Bis der Sportunterricht wieder in gewohnter Form stattfinden kann, wird es noch einige Wochen dauern. Ein klares Konzept, wie der Sportunterricht wieder in Präsenz stattfinden kann, gibt es noch nicht. Als einzige Alternative bleiben vorerst Online-Angebote.

Sport und Bewegung sind tragende Säulen

Grundsätzlich hat der Schulsport in Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert, sagt Susanne Eisenmann: „Sport und Bewegung sind tragende Säulen eines gesunden und ausgeglichenen Lebens. Sie haben für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen außerdem eine herausragende Bedeutung, der wir in unseren Bildungsplänen, aber auch in den zahlreichen Kooperationen mit Schulen, Verbänden, Vereinen und weiteren Sportbegeisterten gerecht werden. Nichtsdestotrotz arbeiten wir vor allem auch angesichts des zunehmenden Bewegungsmangels daran, Sport und Bewegung noch mehr im Schulalltag zu verankern.“

Die Ministerin ergänzt: „Es bedrückt mich als Sportministerin, dass wir aktuell sowohl in der Schule, als auch in der Freizeit und in den Vereinen nur sehr eingeschränkt Sport treiben können. Wir alle setzen uns seit Monaten mit Herz und Kopf dafür ein, möglichst gut durch die Pandemie zu kommen, und ich habe dabei besonders auch die Belange der Sportlerinnen und Sportler im Blick – das gilt für den Schul- genauso wie für den Vereinssport. Und ich bin zuversichtlich, dass der Sport 2021 eine größere Rolle als im vergangenen Jahr spielen wird."