Junge beim Kinderarzt: Die Praxen verhängen teils Aufnahmestopps. Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Eltern haben die Unterschriftenaktion „SOS – der Kinderärztemangel betrifft uns längst alle!“ gestartet. Das steckt dahinter.

Eine Elterninitiative macht Druck: Unter der Überschrift „Kinder brauchen Kinderärzte!“ hat sie eine Petition gestartet. Per offenem Brief werden Politiker vor Ort zum Handeln aufgefordert.

 

Derzeit läuft die Unterschriftenaktion „SOS – der Kinderärztemangel betrifft uns längst alle!“ in den Landkreisen Zollernalb, Rottweil und Freudenstadt. Ziel sind allein im Zollernalbkreis 500 Unterschriften. Diese sind am Montagnachmittag schon fast erreicht.

„Schwierigkeiten bei der Terminvergabe, zehrende Wartezeiten in übervollen Wartezimmern, lange Fahrtstrecken“, bemängelt die Initiative einerseits.

Kinderärztemangel: Praxisteams „am oder bereits über dem Limit“

Sie betont aber auch, dass die Mediziner allein das Problem nicht lösen könnten. Ärzte und Praxisteams seien „am oder bereits über dem Limit“. Von Aufnahmestopps ist die Rede – und damit von fehlender kinderärztlicher Versorgung selbst für die Allerkleinsten.

Tatsächlich: Einige Kinderärzte im Zollernalbkreis haben selbst bei Neugeborenen eine Aufnahmegrenze festgelegt, manche nehmen überhaupt keine neuen Patienten auf. „Das ist aktuell die traurige Realität hier in der Region“, heißt es in der Petition.

Die medizinische Versorgung der Kinder sei nicht mehr gesichert. „und die Situation spitzt sich immer weiter zu“. Gefordert werden „eine gute, konstante und vor allem wohnortnahe kinderärztliche Versorgung. Die aktuelle Lage ist ein Armutszeugnis für ein so modernes und hoch entwickeltes Land.“

Elterninitiative wendet sich an den Landrat

Die Elterninitiative wendet sich an Landrat Günther-Martin Pauli, an Bundes- und Landtagsabgeordnete, an Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie an Kreistagsmitglieder.

Als Beispiel für den Ärztemangel wird unter anderem eine Veränderung in der Horber Kinderarztpraxis Nagel angegeben. Die Praxis wird ab 2025 nur noch Privatpatienten und Selbstzahler versorgen.

„Danach haben wir als Kassenpatienten versucht, so wie Hunderte andere Eltern auch, bei einem neuen Kinderarzt unterzukommen.“ Dies sei jedoch weit über Landkreisgrenzen hinweg unmöglich.

Für den Zollernalbkreis gilt: Rein rechnerisch gibt es laut Kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) keine Unterversorgung. Jedoch: In Hechingen schließt im November die Kinderarztpraxis Ciokan. Kinderärztin Claudia Noll-Streich hat ihre Stelle gewechselt und die Praxis in Bisingen zum Oktober verlassen. Immerhin dort ist – ab Januar – ein Nachfolger gefunden. Kinderarzt Philipp Schwarze, ehemals beschäftigt in der Horber Praxis Nagel, übernimmt.

Hier geht’s zur Petition für den Zollernalbkreis.