Der Hechinger Hilfsverein Kinder brauchen Frieden hat sich für den an einer „Wasserkopf“-Bildung erkrankten Muhammad in Afghanistan eingesetzt – doch die Rettung des Jungen scheiterte.
Der Hechinger Kinderhilfsverein „Kinder brauchen Frieden“ ist an verschiedenen Projekten in Afghanistan beteiligt. Jüngst haben die Verantwortlichen in einer Pressemitteilung über zwei Einsätze berichtet.
„Kinder brauchen Frieden“ hat um das Leben des kleinen Muhammed gekämpft Kinder brauchen Frieden wurde im April auf das Schicksal des sieben Monate alten Muhammad aus Kabul aufmerksam. Muhammad litt an einer Hydrocephalus – umgangssprachlich „Wasserkopf“-Bildung – und benötigte dringend eine Operation, um zu überleben. Sein Vater, völlig mittellos und verzweifelt, hatte bereits erwogen, das Kind und sich selbst zu töten, um dem Leiden ein Ende zu setzen.
Kinder brauchen Frieden hat Erfahrung mit diesem Krankheitsbild aus anderen Regionen der Welt, verfügt laut Pressemitteilung über ein starkes Netzwerk an Experten und reagierte sofort: Die Behandlungskosten wurden zugesagt und die mit Hydrocephalus sehr erfahrene Ärztin Uta Düll aus Ruanda wurde konsultiert.
Verlegung ins Ausland nicht möglich
Die Firma Miethke, ein langjähriger Partner von Kinder brauchen Frieden, habe den zu implantierenden Shunt zur Verfügung gestellt. Das wichtige medizinische Material konnte in wenigen Tagen nach Kabul gebracht werden.
Muhammad wurde in einer Klinik in Kabul aufgenommen. Eine Verlegung ins Ausland in eine Klinik mit größerer Erfahrung sei aufgrund der aktuell schwierigen Lage in Afghanistan nicht möglich gewesen. Dennoch haben sich die Beteiligten entschieden, die einzige Überlebens-Chance für den jungen Patienten zu nutzen.
Kürzlich erreichte jedoch die tragische Nachricht den Hechinger Verein, dass Muhammed während des Eingriffs verstorben ist. Trotz aller Bemühungen und einer hoffnungsvollen Ausgangslage sei die Rettung sehr wahrscheinlich an miserablen Zuständen im Land gescheitert. Das Gesundheitssystem in Afghanistan kollabiere, viele Ärzte hätten das Land verlassen und internationale Hilfsgelder flössen kaum noch.
Aus Hechingen kam Hochwasser-Hilfe für Kinder in Afghanistan Kinder brauchen Frieden hat zudem wichtige Soforthilfe nach einer verheerenden Flut am 12. Mai in Afghanistan geleistet. Viele hunderte Menschen, darunter auch zahlreiche Kinder und Frauen hätten dabei ihr Leben gelassen. Die erschütternden Bilder, die den Kinderhilfsverein Kinder brauchen Frieden aus Hechingen aus den betroffenen Provinzen im Nordosten des Landes erreicht haben, zeigten Schlammlawinen, erschöpfte und traumatisierte Kinder, sowie eine unvorstellbare Zerstörung. Es mangele an Nahrungsmitteln, Decken, Zelten und sauberem Trinkwasser. Viele Dörfer sind von der Außenwelt abgeschnitten.
Land scheint nicht zur Ruhe zu kommen
Das Land scheint nicht zur Ruhe zu kommen, nachdem es bereits unter mehreren Missernten wegen Dürre, einer Hungersnot im Winter und der Rückführung von hunderttausenden Afghanen aus Pakistan zu leiden hatte. Viele NGOs haben das Land verlassen, und die Taliban scheinen nicht ausreichend in der Lage zu sein, die eigene Bevölkerung zu ernähren und zu versorgen.
Seit über zwei Jahren leistet „Kinder brauchen Frieden e.V.“ immer wieder mit gezielten Aktionen wie Medizincamps und Suppenküchen Hilfe, um möglichst vielen der Kinder dort zu helfen, so die Mitteilung. So auch bei der jüngsten Katastrophe. Direkt nach ersten Berichten von den Überschwemmungen durch die Partner vor Ort lief die erste Hilfsmaßnahme an.
Der Hechinger Verein hat durch die bisherigen Aktionen gute Kontakte nach Afghanistan geknüpft. Ein afghanischer Freund von „Kinder brauchen Frieden“ aus Reutlingen und dessen Bruder vor Ort in Afghanistan koordinieren die Hilfe. Nach den ersten Auslieferungen zeugten zahlreiche Fotos von der erfolgreichen Übergabe der zahlreichen Hilfsgüter an die Familien.