Trainer Dieter Märkle will auswechseln – aber nicht sich selbst. Foto: Baumann

Die Stuttgarter Kickers haben in der Regionalliga gegen Hoffenheim II zwar nur 0:0 gespielt, doch Trainer Dieter Märkle hat trotzdem mehr als einen Punkt gesammelt. Viel spricht dafür, dass er bleibt – zumindest bis zur Winterpause.

Stuttgart - Die beiden Mannschaften hatten am Samstag im Gazi-Stadion einen virtuellen Gegner – den Nebel. Der wurde in der zweiten Hälfte so heftig, dass der Kickers-Trainer Dieter Märkle sagte: „Da habe ich manchmal den Überblick verloren.“ Böse Zungen könnten nun behaupten, das habe sich auf die Mannschaft übertragen. Denn die ließ im Spiel gegen 1899 Hoffenheim II ein halbes Dutzend bester Chancen leichtfertig liegen, so dass unter dem Strich eben nur ein 0:0 heraussprang. So lautete der Tenor des (Noch-)Interimstrainers: „Mit dem Spiel bin ich sehr zufrieden, aber nicht mit dem Ergebnis.“

Die Worte könnten auch von seinem Vorgänger stammen, dennoch hat sich gegenüber der Kaminski-Ära einiges geändert: Der Regionalligist spielte von der ersten bis zur letzten Minute mutig nach vorne, mit hoher Laufbereitschaft, großem kämpferischen Einsatz, aber durchaus spielerischer Linie – nur bei der Chancenverwertung haperte es (wie in den vorigen Heimspielen). So bleibt es zum Abschluss der Hinserie bei einem Sieg im Gazi-Stadion – auch Märkle weiß: „Normalerweise sollte man zu Hause eine Macht sein.“

Frischer Wind im Team

Diese Ansprüche jedenfalls meldete seine Mannschaft durchaus an – und dass man gegen die beste Offensive der Liga kein Gegentor zuließ, spricht auch nicht gegen die Kickers, die mit einer etwas defensiveren Grundausrichtung im 4-4-1-1 angetreten waren. „Wenn man gegen so eine Mannschaft zu null spielt, gibt das auch Selbstvertrauen“, sagte Daniel Schulz, der hinzufügte: „Wir haben in der Mannschaft viel geredet.“ Es scheint ein frischer Wind durch das Team zu wehen, nicht nur weil Märkle die Videoanalyse über den Gegner schon auf den Freitag vorgezogen hatte, um ein wenig Abwechslung in die Abläufe zu bringen, ohne gleich alles über den Haufen zu werfen. Das kommt wohl an.

Mehr noch als das (sogar beklatschte) Remis beschäftigte die immerhin 2830 Fans die Trainer-Frage. Die Antwort ist relativ eindeutig: „Er hat die richtigen Worte gefunden, und im Training ist Feuer drin“, sagt zum Beispiel der Kapitän Schulz. „Er gibt neue Impulse, wir sind etwas freier im Kopf“, sagt Sandro Abruscia, der letzte Mohikaner der vergangenen Saison. „Wenn man das Spiel gesehen hat, gibt es keine zwei Meinungen“, sagt Mijo Tunjic zum Trainer-Thema. Noch Fragen? Wem das alles etwas zu sehr durch die blaue Brille betrachtet scheint, dem sei noch eine neutrale Aussage hinzugefügt: „Ich erkenne die Mannschaft nicht wieder“, sagte auf der Tribüne der frühere Profi-Torwart Valentin Herr, der als Scout des Zweitligisten SV Sandhausen die Kickers nicht zum ersten Mal in dieser Saison beobachtet hat.

Präsidium in der Pflicht

Allerdings kam aus der Mannschaft natürlich auch die Einschränkung: Entscheiden müssen die Vereinsoberen. Allerdings war von den Verantwortlichen aus verschiedenen Gründen weder der Präsident noch der Aufsichtsratsvorsitzende anwesend, und einen Sportdirektor gibt es bekanntlich nicht mehr. Bleibt nur das spekulative Urteil. Dieter Märkle darf bleiben – zumindest bis zur Winterpause.

Dann haben die Kickers Zeit, sich über vakante Stellen, zu denen auch ein Leiter des Nachwuchsleistungszentrums und ein Zeyer-Nachfolger gehören, Gedanken zu machen. Märkle sieht die Dinge gelassen: „So lange nichts anderes vereinbart ist, werde ich die Mannschaft auf Waldhof Mannheim vorbereiten.“ Wobei Zeit für Gespräche vorhanden wäre, am Sonntag und Montag ist trainingsfrei. Nachdem sich der Nebel zum Spielende verzogen hat, warten die Anhänger nun in den Personalfragen auf weißen Rauch über Degerloch.