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Atomkraftgegner sind guter Dinge, dass Frankreichs neuer Präsident Kernreaktor bald vom Netz nimmt.

Fessenheim - Die Atomkraftgegner am Oberrhein sind guter Hoffnung, dass Frankreichs neuer Präsident François Hollande den Kernreaktor im elsässischen Fessenheim bald vom Netz nimmt.

„Wir schauen vorsichtig optimistisch in die Zukunft“, sagte der Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands in Freiburg, Axel Mayer. Auch der Chef des Trinationalen Atomschutzverbands (Tras), Jürg Stöcklin, erwartet, dass Hollande „zu seinem Wort steht und schnell eine Grundsatzentscheidung trifft“. Tras gehören auch viele deutsche Gemeinden an.

Der Sozialist hatte im Wahlkampf zwar nicht den Ausstieg aus der Atomkraftnutzung in Frankreich versprochen, jedoch angekündigt, das älteste und gefährlichste Atomkraftwerk Frankreichs innerhalb der nächsten fünf Jahre abzuschalten. Die beiden Druckwasserreaktoren nahe Breisach produzieren seit Ende der 70er Jahre Strom. Im letzten TV-Duell vor der Wahl erklärte Hollande, mittelfristig sollten statt 75 Prozent nur noch 50 Prozent der elektrischen Energie aus Kernkraftwerken stammen.

Gewisse Zweifel bleiben allerdings

Auf diesen Richtungswechsel und vor allem die Stilllegung des ältesten französischen Reaktors setzt auch Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne): „Ich verbinde damit große Hoffnungen und gehe davon aus, dass Hollande sein Wahlkampfversprechen einlöst und Fessenheim bald abschaltet, so wie er es im Wahlkampf versprochen hat“, sagte er unserer Zeitung. Allerdings sollte das nicht erst 2017 passieren: „Das wäre ein bisschen spät. Je früher, desto besser.“

Gewisse Zweifel bleiben allerdings. „Die Abschaltankündigung ist bisher nur ein Wahlkampfversprechen, und damit hat die Umweltbewegung nicht nur positive Erfahrungen gemacht“, sagte BUND-Geschäftsführer Mayer. Die französische Atomallianz aus Parteien, Teilen der Medien und den Technokraten fürchte einen Dominoeffekt und werde sich einiges einfallen lassen, um die Stilllegung zu verhindern, vermutet er. Deshalb müsse der grenzüberschreitende Protest weitergehen, denn ein schwerer Atomunfall sei jederzeit möglich.

Dass die Atomkraftszene durchaus zuversichtlich ist, zeigt sich an einem kleinen, aber nicht unwesentlichen Detail. Mayer: „Ab Montag gibt’s in unserem BUND-Laden die Restbestände des Aufklebers ‚Fessenheim Abschalten‘ für 50 Cent statt für einen Euro.“ Mit großer Spannung wird nun zunächst verfolgt, wen Hollande in sein Kabinett holt. Hoffnungen auf das Umweltministerium, so heißt es, könne sich die grüne Generalsekretärin Cécile Duflot machen – natürlich eine Atomkraftgegnerin.