Gerade für die U-Untersuchungen ist der Schritt zum Kinderarzt notwendig. Doch was tun, wenn man in gar keiner Praxis mehr aufgenommen wird? (Symbolfoto) Foto: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Die Kassenärztliche Vereinigung sagt, dass der Landkreis Freudenstadt in Sachen Kinderärzten aktuell sogar überversorgt sei. Die Wirklichkeit sieht bald anders aus, sagt FDP-Landtagsabgeordneter Timm Kern. So lautet seine alarmierende Analyse.

Die Nachricht verunsichert viele Familien: Durch die Ankündigung, dass der Horber Kinderarzt Michael Nagel seine Praxis ab nächstem Jahr nur noch für Privatpatienten weiter betreibt, fürchten viele um einen Engpass bei Kinderärzten in der ganzen Region.

 

Der Landtagsabgeordnete Timm Kern (FDP) hatte bereits vor einigen Monaten die Zahlen der ärztlichen Versorgung im Landkreis Freudenstadt abgefragt, wie er nun in einer aktuellen Pressemitteilung berichtet. Er sieht die Situation der Gesundheitsversorgung im Landkreis wie in Baden-Württemberg „insgesamt sehr kritisch“.

Kern: So sind die Zahlen wirklich

Die Zahlen für Kinderärzte würden dabei auf den ersten Blick noch gut aussehen: So ist ein Versorgungsgrad von mehr als 113 Prozent für den Landkreis Freudenstadt angegeben.

Wenn man sich die Zahl der einzelnen Kinderärzte im Landkreis anschaue, werde aber deutlich, so Kern, wie fragil diese Zahl sei: So gibt es laut der Antwort des Sozialministeriums ganz konkret vier Kinderärzte in Horb, vier in Freudenstadt und einen in Baiersbronn. Durch den Wegfall von Michael Nagel reduziert sich der Versorgungsgrad entsprechend.

Es droht eine erhebliche Unterversorgung

Wenn nun die in der Praxis von Nagel praktizierenden Ärzte Philipp Schwarze und Nicole Anders zusätzlich noch wegfallen würden, wäre der Landkreis besonders in seinem östlichen Teil mit nur einer verbliebenen Kinderärztin erheblich unterversorgt.

Der FDP-Politiker möchte dieser Situation mit einer neuen Anfrage an das Sozialministerium unter Führung des grünen Ministers Manfred Lucha nachgehen: „Dr. Nagel hat seinen Ausstieg aus dem kassenärztlichen System unter anderem mit der massiven Bürokratie begründet. Ich möchte deshalb zwei Fragen nachgehen: Wie können wir in der akuten Situation den Familien in Horb und Umgebung in Sachen Gesundheitsversorgung helfen? Und wie können wir in Baden-Württemberg die massive Bürokratie im Gesundheitswesen abbauen, damit solche Entscheidungen wie von Herrn Dr. Nagel nicht mehr vorkommen? Darauf erwarte ich Antworten von Minister Lucha. Aktuell ist die Lage der Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg jedenfalls unbefriedigend.“