Erek Speckert hat seit Anfang des Jahres die Zügel bei Kern-Liebers in der Hand. Foto: Unternehmen

Neuer Geschäftsführer Erek Speckert berichtet von Zielen. Beschäftigungsgarantie reiche bis 2022.

Seit wenigen Wochen ist Erek Speckert neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der Kern-Liebers-Firmengruppe. Im Pressegespräch berichtet er von seiner Sicht auf das Unternehmen.

Schramberg-Sulgen - Seit Januar ist Erek Speckert neuer Chef von Kern-Liebers. Von Anfang an hat er alle Bereiche des Standorts Schramberg persönlich aufgesucht, soweit es die Corona-Regeln zuließen. Auch in der Produktion hat er mitgearbeitet, um das Unternehmen mit all seinen Facetten auch aus dieser Perspektive kennenzulernen. "Das mache ich regelmäßig, um bei einem Betrieb dieser Größe die Belange der Mitarbeiter im Blick zu behalten", erklärt Speckert.

Als Maschinenbauer und durch seine Erfahrungen in der Metallurgie, Oberflächenbearbeitung und Elektrochemie – in diesem Bereich hat er promoviert – bringt er alles mit, was Kern-Liebers als "globaler Produzent hochkomplexer Teile und Baugruppen mit Schwerpunkten in Federn und Stanzteilen mit eigenem Sondermaschinenbau" braucht. Dazu kommt, dass Speckert nicht nur in Japan, sondern auch in China und Mexiko gearbeitet hat, beides Länder mit wichtigen Standorten von Kern-Liebers.

Strukturwandel

Rund 60 Prozent des Geschäfts mache Kern-Liebers im Bereich Automotive, der gerade den Strukturwandel vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität durchmacht. Als klassischer Zulieferer dieser Technologie könne man noch eine Zeitlang weitermachen. Entscheidend sei aber: "Man muss heute schon daran arbeiten und entsprechende neue Projekte bei den Kunden generieren, wenn der Verbrenner ausläuft", betont Speckert. Mit zehn Jahren Übergangszeit rechneten Experten. "Welche Produkte von uns werden dann in welcher Stückzahl wo gebraucht?", formuliert Speckert die Kernfrage. Die Kunden erwarteten heute kurze Wege zum Produzenten, die Corona-Pandemie verstärke diesen Trend zur zuverlässigeren Lieferkette noch. "Local for local", dieses Prinzip von Kern-Liebers bleibe natürlich gültig. Daraus folge, dass am Standort Schramberg vor allem für Europa Neues entwickelt und produziert werde.

Freund der direkten Kommunikation

Kern-Liebers sei ein Produzent kleiner Teile, ohne die die großen nicht funktionierten. Entsprechend hoch seien die Qualitätsanforderungen. Sein erster Eindruck nach sechs Wochen: "viele offene Menschen, ohne Berührungsängste, auch nicht in der Produktion, mit extrem innovativen spannenden Projekten in der Pipeline."

Gefragt nach seinem Führungsstil, antwortet Speckert: "Ich bin ein Freund der direkten Kommunikation." Er finde es oft besser, zum Telefonhörer zu greifen, als viel hin und her zu mailen und sich durch einen breiten Verteiler abzusichern. Und wo es möglich ist, werde per Videochat kommuniziert.

Standortsicherung

"Jeder Standort von Kern-Liebers kann profitabel und konkurrenzfähig sein, wenn alle an einem Strang ziehen", meint Speckert auf die Frage nach der Rolle des Hauptsitzes in Sulgen. Und er meint damit ausdrücklich alle Akteure: Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall.

Von seinem (noch) externen Blick auf das Unternehmen könne er sagen, es sei gut gewesen, dass man schon seit 2018 begonnen habe, einer "gewissen Schieflage" gegenzusteuern und mit dem "Projekt Zukunft" die Restrukturierung zu starten. Dadurch sei Kern-Liebers bis jetzt relativ gut durch die Corona-Zeit gekommen: "Die Mitarbeiter konnten 2020 durch den Standortsicherungsvertrag trotzdem noch gut schlafen, während in vielen anderen Betrieben teils Panikmanagement herrschte." Er sehe schon, dass die Beschäftigten im Tarifergänzungsvertrag "einiges auf den Tisch gelegt haben", aber es sei keine Einbahnstraße gewesen: Die Beschäftigungsgarantie reiche bis 2022. Gemeinsam werde man sehen, wie es danach weitergeht.

Perspektive

Zu Kern-Liebers sei er gekommen, weil "ich in einem Familienunternehmen arbeiten wollte". Diese setzten in der Regel nicht auf kurzfristige Gewinnoptimierung, sondern auf den langfristigen Erfolg. Außerdem habe er den Eindruck, dass "hier eine Bodenständigkeit existiert und soziale Verantwortung gelebt wird, auch in der Ausbildung". Und wie sieht die Zukunft von Kern-Liebers in zehn Jahren aus? "Ich wünsche mir und arbeite mit der Belegschaft daran, dass wir dann im Automotive-Geschäft profitabel sind, dieses idealerweise reduziert und in andere Bereiche diversifiziert haben." Nach kurzer Pause fügt Speckert noch hinzu: "Und wir wollen auch in 20 Jahren noch erfolgreich am Markt sein."

Ein Indiz, dass Speckert sich in seine Aufgaben "voll reinhängt" und dieses Ziel konsequent verfolgt, ist der geplante Umzug seiner Frau und der drei schulpflichtigen Kinder von Weinheim nach Schramberg. Für den Anfang hat er zunächst im "Junghans-Bau" in der Talstadt eine Wohnung gefunden, die groß genug für seine Familie ist.