Restaurant, Friseur oder Taxi: Wie viel Trinkgeld sollte man geben? (Symbolfoto) Foto: Barbara Gindl/APA/dpa

Beim Friseur, im Restaurant oder im Taxi – oft stellt sich die Frage, wie viel Trinkgeld angemessen ist. Wir haben bei der Deutschen-Knigge-Gesellschaft nachgefragt und geben einen Überblick.

Oft verlässt man sich beim Thema Trinkgeld auf sein Bauchgefühl oder rundet den Betrag einfach auf. Trinkgeld zu geben gilt in Deutschland als großzügige Geste, doch den richtigen Betrag zu finden ist oft gar nicht so einfach – ohne geizig oder zu spendabel zu wirken.

 

Vor allem in der Gastronomie ist es üblich, Trinkgeld zu geben. War man mit dem Service und der Atmosphäre zufrieden, gilt es als ungeschriebene Regel, einen kleinen Betrag zusätzlich zu bezahlen.

„Grundsätzlich dient Trinkgeld als Anerkennung für eine besondere Qualität der Dienstleistung und ist ein Zeichen der Wertschätzung“, erklärt Nathalie Butz vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga gegenüber unserer Redaktion.

Ist es noch angebracht, Trinkgeld zu geben?

Auch wenn viele Dienstleistungen teurer geworden sind und das Geld bei vielen Menschen nicht mehr so locker sitzt, ist es nach wie vor angebracht, Trinkgeld zu geben, meint auch Linda Kaiser, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft e. V.

Bei der Frage, wie viel Trinkgeld angemessen ist, könne man sich in Deutschland an fünf bis zehn Prozent des Rechnungsbetrags orientieren, so Kaiser. Ab einem dreistelligen Betrag sind eher fünf Prozent üblich.

In welchen Branchen gibt man Trinkgeld?

Doch wie sieht es mit dem Trinkgeld in anderen Branchen aus? Sollte man auch Taxifahrern oder Handwerkern zusätzlich etwas geben? Und wie ist es beimFriseur – wird dort ebenfalls eine Zuwendung in Form von Trinkgeld erwartet?

Wichtig sei laut Kaiser zu betonen, dass die Trinkgeldgabe immer freiwillig ist – ganz egal, in welcher Branche.

„Trinkgeld wird in allen Branchen gegeben, in denen der Kunde eine personenbezogene Dienstleistung in Anspruch nimmt“, erklärt die Knigge-Expertin. Das betreffe hauptsächlich die Gastronomie, Friseure, Massage- und Nagelstudios, Beauty- und Spa-Einrichtungen, Lieferdienste, aber auch Handwerksbetriebe. Auch beim Tierarzt komme es gelegentlich zur Trinkgeldgabe, so Kaiser.

Kein Trinkgeld bei Selbstbedienung

Kein Trinkgeld hingegen wird üblicherweise in Betrieben mit Selbstbedienung wie Schnellimbissen, im Verkauf oder bei der Post gegeben. Der Grund: In Take-Away-Shops oder bei Selbstbedienung übernimmt der Kunde den Großteil des Services selbst.

Wie verhält es sich mit Handwerkern im Haus, die eine Küche einbauen oder mehrere Tage vor Ort arbeiten? Sollte man den Arbeitern lieber Getränke anbieten – oder besser, als Zeichen der Zufriedenheit, eine kleine Summe geben? Die Entscheidung, ob und wie viel man gibt, liege im eigenen Ermessen – dennoch sei auch im Handwerk ein Trinkgeld ein gern gesehener Ausdruck der Wertschätzung, meint Petra Schlitt-Kuhnt von der Handwerkskammer Konstanz. „Zur Höhe gibt es keine feste Regel. Das Trinkgeld richtet sich nach dem Umfang und der Qualität der Leistung sowie nach der Freundlichkeit der Dienstleister. Wenn ein kurzfristiger Termin ermöglicht wurde oder sich jemand überdurchschnittlich engagiert hat, drücken viele Kunden ihre Dankbarkeit gern mit einem besonders hohen Trinkgeld aus.“

Kein Trinkgeld bei Unzufriedenheit ist nicht der richtige Weg

Wer sich unsicher ist, kann sich – unabhängig von der Branche – an den fünf bis zehn Prozent orientieren.

Und wenn man nicht zufrieden ist – gibt man dann einfach gar kein Trinkgeld? Dazu meint die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft: „Schlechter Service sollte nicht mit keinem oder einem geringen Trinkgeld abgestraft werden.“ Wer unzufrieden ist, sollte das lieber direkt ansprechen, damit der Service in Zukunft verbessert werden kann.

Bitte und Danke nicht vergessen

Auch das Trinkgeldverhalten habe sich verändert. „Durch die elektronische Bezahlweise wird die Trinkgeldgabe häufiger als unerwünschte Forderung wahrgenommen und die Hemmschwelle, kein Trinkgeld zu geben, wird durch den Bezahlprozess begünstigt“, erklärt Kaiser. Wer den Servicemitarbeitenden einen Gefallen tun möchte, kann das Trinkgeld einfach bar zusätzlich zur Kartenzahlung geben.

Umso wichtiger sei es, mit dem Servicepersonal freundlich und wertschätzend umzugehen. „Die Gabe von Trinkgeld entbindet den Gast oder Kunden nicht von einem respektvollen Umgang und der Äußerung persönlicher Worte wie ‚Bitte‘ und ‚Danke‘.