Die Brenner-Apotheke in der Friesenheimer Hauptstraße 5 schließt zum 31. März. Foto: Bohnert-Seidel

Seit 1806 wird in der Friesenheimer Hauptstraße 5 Medizin verkauft. Damit ist ab 31. März aber Schluss. Apotheker Werner Brenner wird in den Ruhestand gehen, einen Nachfolger für das Geschäft konnte er nicht finden.

Die Auflösung des Klosters in Schuttern im Jahr 1806 dürfte in unmittelbarem Zusammenhang mit der Apotheke in Friesenheim in der Friesenheimer Hauptstraße 5 stehen. Mehr als 220 Jahre lang wurde in Friesenheim in der Hauptstraße eine Apotheke geführt. Einen Großteil davon war die Apotheke den Friesenheimern als „Brenner Apotheke“ bekannt. 1972 hat Apotheker Werner Brenner in Friesenheim das Gebäude gekauft und umfassend saniert. 2022 wurde noch das 50-Jährige in der Apotheke gefeiert, doch jetzt wird die Apotheke zum 31. März 2025 geschlossen. Mit ihr wird eine der ältesten Apotheken im Ortenaukreis geschlossen. Werner Brenner hat sich bis heute vielfach nach einem Nachfolger umgeschaut und keinen gefunden.

 

„Jetzt ist Schluss. Mit 82 Jahren sollte man schon einmal aufhören dürfen“, sagt Werner Brenner gegenüber der Lahrer Zeitung. Apotheker sei er aus Berufung. Apotheker, das sei ein Beruf, der sich nicht so einfach ablegen lasse. Am liebsten habe er hinten im Labor die Rezepturen gemacht. Nach wie vor mache ihm der Beruf sehr viel Spaß, aber jetzt wird er erst einmal auf reisen gehen und wie er sagt: „Ein bisschen das Nichts-Tun pflegen.“

Gebäude ist bereits seit dem vergangenen Jahr verkauft

Seit vier Jahren habe er keinen Urlaub gemacht. Humorvoll ergänzt er: „Ich habe einen gewissen Nachholbedarf.“ Zwar habe er sich nach einem Nachfolger umgeschaut, von interessierten Apothekern habe jedoch niemand zugesagt, berichtet Brenner. Eine Übernahme wäre auch mit einer Vertretung durch Werner Brenner möglich gewesen.

Brenner möchte sich komplett zurückziehen. Das Gebäude selbst ist bereits seit dem vergangenen Jahr verkauft. Nach wie vor hängt sein Herz an der Apotheke in Friesenheim. Die Familie mit Sohn und Tochter habe kein Interesse an der Übernahme der Apotheke gezeigt. Für ihn war die Apotheke Lebensmittelpunkt. Morgens um 7.30 Uhr war er der Erste und abends nach 19 Uhr der Letzte. Sein Dienst an den Menschen habe etwas mit Respekt und Ehrgefühl zu tun. Der Beruf lasse sich nicht einfach ablegen. So plane er eine neue Aufgabe innerhalb der großen Apotheker-Familie. Über den Betrieb der eigenen Apotheke habe er bis Ende 2024 insgesamt 35 Jahre lang für die Apothekenkammer im Ortenaukreis die Einteilung der Wochenenddienste übernommen. Seit dem 1. Januar 2025 läuft das über Künstliche Intelligenz, von der Werner Brenner nicht allzu viel halte.

Die Brenner-Apotheke erfreut sich über einen festen Kundenstamm aus Friesenheim und der Region. Bislang habe Werner Brenner keinen Zeitdruck für Veränderungen verspürt. So bleibt auch für die Schließung die logische Konsequenz, die er mit seinen 82 Jahren mit großer Überzeugung formuliert: „Irgendwann ist Schluss. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“ Jetzt will er noch etwas von der Welt sehen.

Geschichte des Gebäudes

Erbaut wurde das Haus in der Friesenheimer Hauptstraße 5 um 1700. Bis 1802 blieb nachweislich die Herstellung von Medikamenten dem Kloster in Schuttern vorbehalten. Dort im Pfarrgarten haben die Mönche Kräuter gepflanzt und in eigenen Laboren Tinkturen und Tees hergestellt. Noch vor der Säkularisation von 1806 dürfte die Apotheke ausgelagert worden sein. Ein erster Apotheker im Haus in Friesenheim dürfte schätzungsweise ein Mönch gewesen sein. Um 1804 wurde der Grundstock für eine jahrhundertelange Tradition einer Apotheke gelegt. 1972 hat Werner Brenner die Apotheke in Friesenheim gekauft. 2022 wurde 50-Jähriges gefeiert und jetzt schließt die Apotheke zum 31. März.