Der große Kursaal wird mit seinem besonderen Ambiente auch gerne von Vereinen genutzt. Das war bisher pro Jahr einmal kostenlos möglich. Jetzt muss generell Miete bezahlt werden. (Archivfoto) Foto: (sb)

Die Stadt Freudenstadt muss sparen. Das hat jetzt auch Auswirkungen auf die Vereine. Sie dürfen die Räume von Freudenstadt Tourismus, zum Beispiel im Kurhaus, nicht mehr einmal pro Jahr kostenlos nutzen.

Freudenstadt - Laut Stadtverwaltung wird die Nachfrage von Vereinen nach Räumen im Kurhaus derzeit immer größer. Besonders gefragt ist demnach der Kienbergsaal. Für dessen Nutzung stellt der Eigenbetrieb Freudenstadt Tourismus dem Amt für Bildung, Familie und Sport pro Nutzung 425 Euro in Rechnung.

Wenn nur etwa 15 Prozent der über 200 Freudenstädter Vereine ihren Anspruch auf eine einmalige kostenlose Nutzung in Ansspruch nehmen, lägen die Kosten für die Stadt bei rund 12 000 Euro, die nicht im Haushalt eingeplant sind und an anderer Stelle eingespart werden müssten, hatte die Verwaltung vorgerechnet. Zudem hat die Stadt die Befürchtung, dass durch die vermehrte Nutzung der Räume im Kurhaus und Kongresszentrum durch Vereine Konflikte mit den Veranstaltungen von Freudenstadt Tourismus auftreten könnten.

Regelung grundsätzlichfür alle gleich

"Wir haben auch noch andere Räume", betonte Oberbürgermeister Julian Osswald und bat den Gemeinderat "dringend", der neuen Regelung, die zunächst bis Ende 2022 befristet ist, zuzustimmen. Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle von der Bürgeraktion (BA) bat darum, die Miete zu staffeln, sodass Vereine weniger zahlen müssen. Das gebe es bereits, antwortete der OB. Wenn die Firma Homag ihre Hauptversammlung abhalte, zahle sie mehr als ein Verein.

Ob die Stadtkapelle bei ihrem Konzert zum neuen Jahr dann auch für das Theater Miete zahlen müsste, wollte Stadträtin Anita Zirz (SPD) wissen. Das konnte Osswald nicht genau beantworten. Die Stadt habe bisher wohl diese Mietkosten übernommen. Aber grundsätzlich müsste die Stadtkapelle auch bezahlen. "Entweder alle oder keiner", so der OB. Stadtrat Friedrich Volpp (Freie Wähler) sprach den Schweizer-Saal im Stadthaus an. Der gehöre zwar nicht zu Freudenstadt-Tourismus, er habe aber gehört, die Stadt habe eine Nutzung durch Vereine dort nicht so gerne.

Parteien und Vereine sind gleichgestellt

Das bestätigten OB Osswald und Petra Weinbrecht vom Amt für Bildung, Familie und Sport. Man müsse das eventuell überdenken, so der OB. Petra Weinbrecht ergänzte, dass der Schweizer-Saal mit dem Museum eben etwas Besonderes sei. "Wir möchten nicht, dass er mehrmals pro Woche durch Vereine belegt ist." Auf eine weitere Frage von Volpp, wie die Regelung für Vereine und Parteien aussieht, gab Weinbrecht bekannt, dass diese gleichgestellt seien.

Stadtrat Axel Reich (CDU) merkte an, dass es für Vereine außer dem Kurhaus kaum größere Räume gebe. Er schlug vor, dass die Vereine die Räume buchen können und die Stadt wenigstens einen Teil an der Miete zahlt, um die Vereine zu fördern. "Die freiwilligen Leistungen der Stadt können wir so nicht weiterführen", machte Julian Osswald klar. Sonst bekomme die Verwaltung für das nächste Jahr keinen genehmigungsfähigen Haushalt hin.

Bärbel Altendorf-Jehle wies darauf hin, dass Theaterensembles für die Nutzung des Theaters nichts bezahlen und regte an, auch der Stadtkapelle die Miete zu erlassen, wenn sie mit einem Konzert einen kulturellen Beitrag für die Stadt leistet.

Am Ende stimmte die große Mehrheit des Gemeinderats für die Aufhebung der kostenlosen Nutzung für die Räume von Freudenstadt-Tourismus vorerst bis Ende 2022 zu. Drei Stadträte stimmten dagegen, drei enthielten sich der Stimme.