Ein Rundkurs im Wald bei den Gechinger Sportplätzen mit 18 Stationen sollte Lust auf Sport und Bewegung an frischer Luft machen. Daraus wird aber nichts, die Sportfreunde haben das Projekt abgesagt. Foto: © Val Thoermer - stock.adobe.com/Val Thoermer

Aus der Reaktivierung des Gechinger Trimm-dich-Pfads wird nichts. Nach einem Jahr zäher Vorbereitungsarbeit werfen die Sportfreunde das Handtuch. Wir erklären die Gründe.

Als in Zeiten der Corona-Pandemie vieles im Breitensport, vor allem in Gruppen und in Hallen nicht erlaubt und möglich war, wollten die Sportfreunde Gechingen (SFG) den alten Trimm-dich-Pfad reaktivieren, der auch demnächst im nahenden Frühjahr wieder sicher von vielen Sportbegeisterten genutzt worden wäre. Nach mehr als einem Jahr zäher Korrespondenz mit und immer neuen Vorgaben von den zuständigen Behörden sagte der Verein das Projekt dann allerdings ab.

Vorbereitungsphase 2021 im Sommer nahm das Projekt Form an. Maßgeblich beteiligt war noch der inzwischen verstorbene Ehrenvorsitzende Axel Benz, erzählt der zweite Vorsitzende der SFG, Jan Wentsch, im Gespräch mit unserer Redaktion. Ein etwa zweieinhalb Kilometer langer Rundkurs im Wald bei den Sportplätzen mit 18 Stationen, darunter acht fest montierten Outdoor-Sportgeräte, sollten Lust auf Sport und Bewegung an frischer Luft machen.

Geräteauswahl Die Auswahl der Geräte war bereits mit einem Hersteller abgestimmt. Es sollte ein Kooperationsprojekt der SFG mit Schwarzwaldverein, Forst BW und der örtlichen Schule werden, denn über die Strecke wollte man auch naturkundliche und heimatgeschichtliche Infotafeln platzieren, wie der Verein im Förderantrag ausführte.

Zuschüsse Die Papiere wurde im September 2021 wurde bei Leader Heckengäu eingereicht. Am 19. Oktober 2021 stellte Axel Benz dem Leader-Gremium das Konzept vor und zeitgleich tat dies der SFG-Vorsitzende Jürgen Weber im Gechinger Gemeinderat. Das Gesamtprojekt war mit rund 38 300 Euro brutto beziffert, an Leader-Zuschuss konnten 19 300 Euro erwartet werden.

Eigenleistung Die SFG wollten gut 3200 Euro zuschießen und Eigenleistungen im Wert von circa 5000 Euro erbringen. Nach diesem Konzept sollte die Gemeinde sich mit knapp 15 800 Euro beteiligen. Mit einstimmigem „klaren Votum“, so Bürgermeister Jens Häußler, sagte der Gemeinderat die nötigen Mittel zu. „Von Leader kam gleich am folgenden Tag die Zusage der Förderung“, erzählt Wentsch.

Startklar Das Projekt hätte also im Jahr 2022 verwirklicht werden können, hätte es nicht bürokratische Hürden gegeben. Der örtliche Revierförster sah schon früh kein Problem. Er gab Tipps, wo die Stationen platziert werden können und wie der Forst den Weg wieder nutzbar machen kann. Mitte Januar 2022 schickten die SFG die Finanzierung, drei Angebote zu den Geräten, die Zusage der Hausbank der SFG, dass diese den eigenen und den gemeindlichen Anteil der Kosten auch selbst tragen können, ans Regierungspräsidium (RP) in Karlsruhe. Im April verpflichtete sich die Gemeinde vertraglich, die Unterhalts- und Verkehrssicherungspflicht für den neuen Pfad zu übernehmen, sagt Wentsch, der sich ab da um die Behördenkorrespondenz kümmerte.

Hürden „Bis Anfang August 2022 kam keine Reaktion aus dem RP“, so Wentsch, „am 2. August 2022 dann ein Schreiben, es brauche nochmals eine bindende schriftliche Bestätigung der Bank, die Angebote für die Geräte seien nicht klar und auch müsse das Landratsamt den Pfad genehmigen.“ Von der dortigen unteren Forstbehörde dann die nächste Hürde: So wie beantragt könne das nicht genehmigt werden und dass der Pfad für alle zugänglich sein soll, gehe schon gar nicht. „Wir als Verein mit einer Mountainbike-Abteilung sollten den Weg für die Mountainbiker und Spaziergänger sperren, dabei war mit dem Revierförster geklärt, wie der gesetzlich geforderte Abstand zwischen Radlern und Fußgängern möglich ist“, äußert Wentsch sein Unverständnis.

Verwunderung Bei Leader war man auch der Meinung, dass alle Punkte von Anfang an erfüllt waren und wunderte sich über den zähen Prozess, so Wentsch. Im September habe er ein weiteres Mal telefonisch versucht, mit dem RP alles zu klären, man sagte zu, bis 30. November zu entscheiden. Dem stellte sich wieder das Landratsamt entgegen und forderte am 23. November noch einen Ortstermin, Vorschlag: im Dezember 2022. Das war für die SFG der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie zogen ihren Förderantrag zurück. Was der Schultes sehr bedauerte. Auch er wunderte sich über die Hürden zur Genehmigung, wie er im Gespräch anlässlich einer Gemeinderatssitzung sagte.

Die Stellungnahme des Landratsamts

Auf Nachfrage gab die Pressesprecherin des Calwer Landratsamts, Janina Dinkelaker, folgendes Statement der Forstbehörde an unsere Redaktion weiter: „Die Reaktivierung des Trimm-Dich-Pfads bedarf einer forstrechtlichen Genehmigung, die eine Abstimmung und bestimmter Antragsunterlagen bedarf. Grundsätzlich unterstützt die untere Forstbehörde das Projekt. Dass dieses Projekt nicht länger verfolgt werden soll, hat uns Ende des Jahres überrascht und wir bedauern dies. Sollte das Projekt wieder aufgenommen werden, werden wir es gerne wieder unterstützen.“  Weiter schreibt Dinkelaker zum Projekt Trimm-dich-Pfad: „Anfangs war uns gegenüber von einem „reinen“ Trimm-Dich-Pfad die Rede gewesen. Später war wohl angedacht, dass Sport- und Lehrpfad und Reiten, MTB-Fahren und Laufen auf einer schmalen Trasse möglich sein sollten. Eine solche Prüfung gestaltet sich natürlich deutlich schwieriger und umfangreicher.“