Ludwig Englert und viele seiner Imkerkollegen aus dem Zollernalbkreis haben den Sommer 2021 bereits als verloren abgehakt: Ihre Bienen haben keinen oder nur ganz wenig Honig erbracht. Foto: Schmieg

Viele Imker im Zollernalbkreis haben diesen Sommer längst als verloren abgehakt. Auch Ludwig Englert aus Binsdorf: Seine Bienenstöcke haben in diesem Jahr keinen Honig erbracht.

Geislingen-Binsdorf - Ludwig Englert ist stellvertretender Vorsitzender des Imkervereins Balingen-Geislingen-Rosenfeld. Die Bienenzucht betreibt der 67-Jährige seit 15 Jahren. Doch dieser Sommer hat ihm das Hobby beinahe vergällt: "Es ist ein großer Frust", sagt er unverblümt.

14 Bienenvölker leben unweit seines Hauses in ihren Stöcken, elf weitere auf dem Binsdorfer Kesselberg. Im vergangenen Jahr haben die Tiere rund 500 Kilogramm Honig erbracht – "in diesem Jahr absolut null".

Zuckerwasser zufüttern

Im Gegenteil: Englert musste, wie viele seiner Imkerfreunde, Zuckerwasser zufüttern: "Immer mal wieder ein Kilo Sirup rein, damit die Insekten nicht verhungern."

Normalerweise hätte er das ab August gemacht – sozusagen im Tausch gegen den geernteten Honig. Doch in diesem Jahr sind die "Honigräume" aller Stöcke, sozusagen die obersten Stockwerke der Bienenkästen, "nicht ausgebaut", also leer: Die Zargen, die vom Imker den Bienen bereitgestellten Holzrahmen, enthalten keine Waben.

Im Gebiet, das der Verein umfasst, gibt es zwar Imker, die auch 2021 etwas Honig geerntet haben. Aber das sind eher die Ausnahmen. Mehr als 70 Mitglieder zählt der Verein. Manche von ihnen haben dem stellvertretenden Vorsitzenden Englert erzählt: "Ich imkere seit 50 Jahren, aber so ein schlechtes Jahr habe ich noch nicht erlebt."

Grund dieses Desasters ist das in entscheidenden Phasen ungünstige Wetter: Im April und Mai war es fast durchgängig nass und kalt. Deshalb flogen die Arbeiterinnen nicht, um Nahrung zu sammeln. Weil das in der Hauptblütezeit war, haben die Bienenvölker keine Honigvorräte anlegen können. Im Juni und Juli, als es wärmer und trockener wurde, waren die Blüten dann weg: "Da gab es nichts mehr zu holen", weiß Englert, "allenfalls mal an einer einzelnen Linde".

Prognose hat viel Waldhonig versprochen

Die Prognose für diese Saison hatte viel Waldhonig versprochen. Das ist Honigtau, den die Bienen von auf Fichten sitzenden Läusen sammeln. Doch der viele Regen im Frühjahr hat die Läuse von den Bäumen gewaschen, und mit ihnen auch diese mögliche Futterquelle. Zeitweise traute Englert sich gar nicht, in seine Stöcke reinzuschauen: Er fürchtet, dass ein Teil der Bienenvölker stirbt. Die ersten beiden Völker hat er bereits im Juli "abgeräumt", das heißt den Honigraum entfernt.

Auf Honig aus Binsdorfer Erzeugung müssen diejenigen, die von Englert das "flüssige Gold" kaufen, nicht verzichten: Wegen des guten Ertrags im vergangenen Jahr hat er noch immer Honigvorräte und kann die Nachfrage noch eine Weile decken.

Rund 40 Kilogramm Honig hat Englert im "Super-Honigjahr" 2020 von jedem Bienenvolk erhalten. Davon sind noch rund 300 Kilo übrig. Für den eigenen Verbrauch und Verkauf hat er also noch Honig. "So gesehen ist es nicht tragisch, dass es nicht wieder soviel geworden ist." Trotzdem hat ihn dieser Sommer davon überzeugt, die Zahl seiner Völker zu halbieren. Er will aus dem miserablen Jahr für Bienen Konsequenzen ziehen und statt 25 Völkern nur noch die Hälfte betreuen. Bis dahin ist noch viel zu tun.

Ab Ende Augst werden die Bienen für den Winter vorbereitet. Mindestens 5000 Bienen sollten dann in einem Volk sein, damit es gut über die kalte Jahreszeit kommt. Winterbienen leben gut ein halbes Jahr, von September bis März, also viel länger als ihre Vorfahren, die im Frühjahr und Sommer nach wenigen Wochen Arbeit sterben.

Eindämmung der Parasiten

Dann steht die halbjährliche Behandlung der Stöcke gegen die Varroamilbe an: Mit einem Verdunster verteilt der Imker dabei Ameisensäure im Stock. So kann die Ausbreitung der Parasiten auf den Bienen eingedämmt werden. "Ich hoffe, dass ein Teil durchkommt", sagt Englert.

Das Imkerjahr ist damit noch nicht vorbei: Es steht noch die "Wabenhygiene" an. Alle drei Jahre werden die Brutwaben ausgetauscht und eingeschmolzen. Im Winter folgt dann die zweite Behandlung gegen Milben mit Oxalsäure.

Und ab dem Frühjahr fliegt die nächste Bienengeneration dann wieder aus, um Nahrung zu suchen – 2022 hoffentlich bei günstigerem Wetter.