Am Donnerstag hat der Betreiber des Nürburgrings der Deutschen Presse-Agentur mitgeteilt, "den für die Formel 1 reservierten Termin 19. Juli zugunsten eines anderen Veranstalters freizugeben". Foto: DPA

Nachdem der Betreiber des Nürburgrings am Donnerstag angekündigt hatte, dass es in diesem Jahr kein Formel-1-Rennen dort geben werde, sind die Chancen auf ein Rennen in Deutschland auf den Nullpunkt gesunken.

Nürburg/Hockenheim - Die Formel 1 rast in dieser Saison wohl an Deutschland vorbei. Die minimalen Hoffnungen auf ein Rennen sind geplatzt. Am Donnerstag sagte der Nürburgring endgültig für den Großen Preis von Deutschland ab. Wenige Tage zuvor hatte schon der Hockenheimring erklärt, nicht mehr als Ersatzkandidat zur Verfügung zu stehen.

Der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel, Vizechampion Nico Rosberg und Konstrukteurs-Triumphator Mercedes müssen somit auf einen Heim-Auftritt verzichten. Letztmals fand 1960 kein Grand Prix in Deutschland statt. Auf dem offiziellen WM-Kalender ist das Rennen für den 19. Juli eingeplant.

Es habe keine Einigung mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone erzielt werden können, sagte Pietro Nuvoloni, der Sprecher des Nürburgring-Betreibers Capricorn Nürburgring GmbH, der Deutschen Presse-Agentur. Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler hatte bereits am Dienstag erklärt: „Wir haben keine Hoffnung mehr, dass die Formel 1 hier statt findet.

Nuvoloni machte letztendlich Chefvermarkter Ecclestone für das Aus des deutschen Grand Prix verantwortlich. Nachdem der Brite seit Monaten keine Entscheidung getroffen habe, „sind wir zur Auffassung gekommen, dass es jetzt aus zeitlichen, organisatorischen und auch wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn mehr macht, weiter zu warten“, sagte er. Der Nürburgring habe sich entschieden, „den für die Formel 1 reservierten Termin 19. Juli zugunsten eines anderen Veranstalters freizugeben“. Die Eifel-Rennstrecke hätte einen Verlust hingenommen, aber nur in einem betriebswirtschaftlich vertretbaren Rahmen, erklärte Nuvoloni.

Ähnlich hatte auch Seiler argumentiert: „Wir rechnen nicht mehr damit, dass in Hockenheim 2015 ein Grand Prix stattfindet. Wir können wegen anderer Veranstaltungen nicht mehr zuwarten.“ Eine seriöse Organisation des Rennens sei nicht mehr möglich. Um genügend Karten absetzen zu können, muss der Vorverkauf normalerweise schon vor Weihnachten angekurbelt werden.

Der Nürburgring hat schon seit längerem finanzielle Probleme

Die Hockenheimring GmbH hatte im Vorjahr mit dem Formel-1-Lauf ein Minus von etwa zwei Millionen Euro zu beklagen. Die Einnahmen durch nur 52 000 Zuschauer konnten die Kosten mit Antrittsgebühren im zweistelligen Millionenbereich nicht decken. Hockenheims Oberbürgermeister Dieter Gummer hatte vor kurzem versichert, dass die nordbadische Gemeinde für ein Defizit nicht aufkomme.

Der Nürburgring hatte schon seit längerem finanzielle Probleme. Deshalb schien eine Veranstaltung des Rennens in der Eifel eh zweifelhaft. Ecclestone knüpft den Rennstreckenbetreibern zwischen 10 und 20 Millionen Euro ab.

Ecclestone hatte angesichts der Unsicherheiten um den deutschen Grand Prix in der zurückliegenden Woche das Rennen für „im Moment tot“ erklärt. Vor dem Saisonauftakt in Australien hatte er versichert: „Es wird keinen Ersatz geben, wenn es nicht stattfindet.“ Zugleich hatte Ecclestone gegenüber einem anderen Medium erklärt: „Das Rennen in Deutschland ist für die Formel 1 sehr wichtig, wir wollen Deutschland nicht verlieren.“

So besteht in dem von vielen konträren wirtschaftlichen und politischen Interessen geprägten Hick-Hack noch eine minimale Chance. Sollte Ecclestone als Vertreter des Rechteeigners CVC zu finanziellen Zugeständnissen bereit sein, könnte es doch noch zu einem Gastspiel der ebenfalls kriselnden Königsklasse des Motorsports in Deutschland kommen. Klarheit darüber gibt es möglicherweise nach dem Treffen des Weltrats des Internationalen Automobil-Verbands (FIA) am Freitag in Genf.