Ist die DHBW in Horb im WM-Fieber? Studenten erzählten, dass Dozenten das Deutschland-Spiel während der Vorlesung anschalteten. Foto: Kupferschmidt

Während Public-Viewing in der Gastronomie eher zurückhaltend angeboten wird, schalten Dozenten an der DHBW das WM-Spiel während der Vorlesung ein. Die Studenten klatschen allerdings keinen Beifall.

Horb - Statt den Prof zu Mathematik oder Betriebswirtschaftslehre zu hören, gab es im Hörsaal Public Viewing der Fußball-WM in Katar. Deutschland gegen Japan. Darum gibt es jetzt Streit an der Dualen Hochschule in Horb.

So berichteten Studenten der DHBW unserer Redaktion, dass Dozenten während der Vorlesung das WM-Spiel angeschaltet haben. Das soll in mindestens drei Kursen der Fall gewesen sein. Jubeln, bangen und zittern statt trockenem Vortrag in Mathe oder BWL. Doch einige Studenten hätten die Zeit lieber genutzt, um sich auf die bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten.

Studenten: Wurden zum Public Viewing gezwungen! 

Und wie kam das an? Die Begeisterung dafür hielt sich in Grenzen, berichteten die Studenten. Einige wollten die WM boykottieren, um die menschenrechtsverletzenden Verhältnisse in Katar nicht zu unterstützen. Durch das Einschalten im Vorlesungssaal wurden sie allerdings unmittelbar dazu gezwungen, sich das Spiel anzusehen. An der DHBW besteht zum einen Anwesenheitspflicht, zum anderen setzten die Dozenten die Vorlesung nach dem Spiel fort. Außerdem sei der Gruppenzwang nicht zu unterschätzen.

Dozenten schalten WM-Spiel ein

Andere Studenten, so wurde uns berichtet, interessieren sich nicht für Fußball – und hätten die Spielzeit bevorzugt mit Lernen verbracht, statt die Zeit abzusitzen. Schätzungsweise 30 Prozent der Studis aus den Kursen sind im WM-Fieber und befürworteten das Vorgehen der Dozenten. So heißt es aus Hochschul-Kreisen.

Die Initiative, die Sportveranstaltung anzusehen, sei aber teilweise gar nicht von Studenten gekommen – sondern Dozenten haben das Spiel angeschaltet, erzählen Studenten.

DHBW: "Priorität liegt auf Wissensvermittlung"

Auf Anfrage unserer Redaktion zeigt sich das Sekretariat zuerst überrascht, dass Dozenten Sportveranstaltungen anschalten, statt zu unterrichten. Andrea Rohrer, Leiterin Allgemeine Studienberatung und Hochschulkommunikation: "Die Priorität unserer Hochschule liegt ganz klar auf der Lehre und Wissensvermittlung."

Bei Ausnahmefällen – wie der Fußball WM in Katar  liege es in der Verantwortung der Dozenten und der Studenten, "dass auch in diesem Fall alle Lehrinhalte adäquat vermittelt werden".

Public-Viewing-Pflicht für Studenten? 

Und wie steht es um die Anwesenheitspflicht der Studenten, wenn Dozenten die Fußball WM in Katar in der Vorlesung einschalten? "Generell gilt an der DHBW Anwesenheitspflicht, wobei auch ein hoher Anteil an Selbststudium vorgesehen ist", so Rohrer. Zur Klausurvorbereitung könnten Studenten die Bibliothek und die Lerninseln nutzen.

Die DHBW zieht nun Konsequenzen: "Ihre Anfrage ist Anlass für uns, im Austausch mit unseren Dozierenden und Studierenden auch diese Dinge zu besprechen." Hier setze und vertraue die DHBW in Horb auf die Mitbestimmungsstrukturen für die Studenten an der Hochschule, wie die Sprecher innerhalb der einzelnen Kurse, die verfasste Studierendenschaft und den allgemeinen Studierendenausschuss.