Kehl/Straßburg - Verkehrsminister Winfried Hermann hat auf seiner Sommertour durch das Land in Kehl Halt gemacht. Vor einer Tramfahrt nach Straßburg informierte OB Toni Vetrano ihn über das grenzüberschreitende Projekt. Hermann war begeistert.

Auch für einen Oberbürgermeister steht es wohl nicht ständig auf der Tagesordnung einen Landesminister zu empfangen. Um so schöner, wenn dieser kommt um sich ein Erfolgsprojekt mal genauer anzusehen: Drei Millionen Fahrgäste wurden bereits im ersten Betriebsjahr 2017/18 gezählt, als die vorläufige Endstation der deutsch-französischen Tramlinie noch am Kehler Bahnhof war.

Der grüne Minister zeigte sich am Dienstagnachmittag vom deutsch-französischen Verkehrsprojekt begeistert: "Die Tram zwischen Kehl und Straßburg ist zum Leuchtturm geworden", so Hermann. Es sei erst die zweite baden-württembergische Straßenbahn-Verbindung in ein Nachbarland – neben der Verbindung zwischen Basel und Weil am Rhein. "Von der Verbindung über den Rhein profitieren nicht nur die vielen Pendler und Besucher, die schnell, bequem und ohne Stau von Kehl nach Straßburg und umgekehrt kommen. Die Bahn entlastet die Stadt vom Autoverkehr und schont das Klima", freut sich der Grünen-Politiker.

Aber auch über Klima- und Verkehrspolitik hinaus habe die Straßenbahn zwischen Kehl und Straßburg Vorbildcharakter: Andere ehemalige Schienenverbindungen zwischen Frankreich und Deutschland sollten auf ähnliche Weise reaktiviert werden, so der Minister. So zum Beispiel Rastatt/Hagenau und Breisach/Colmar. "Fast 75 Jahre nach Kriegsende ist es Zeit, die alten Brücken zu reaktivieren", so Hermann. Auch in der Verkehrspolitik Frankreichs sieht der Minister ein Vorbild: "Frankreich hat vor 20 Jahren begonnen, abgebaute Straßenbahnen wieder aufzubauen", sagte Hermann anerkennend. "Wir brauchen mehr solche Modelle."

Sichtlich stolz hatte OB Vetrano den baden-württembergischen Verkehrsminister zuvor begrüßt. In lockerer Runde hatten sich Minister, OB, Stadträte, Vertreter aus Lokal- und Landespolitik sowie Pressevertreter vor dem Kehler Rathaus versammelt. Aus Frankreich war unter anderem Jean-Louis Metzger, stellvertretender Betriebsleiter der städtischen Verkehrsbetriebe Straßburg (CTS), gekommen. "Ich wage zu behaupten, dass wir uns in zwei, drei Jahren fragen werden: Wie haben wir das vorher nur ohne Tram gemacht?", so Vetrano in seiner Eröffnung. Dabei sei die grenzüberschreitende Tram nur ein Baustein des Kehler Verkehrskonzepts.

Ein "Rendezvous" zwischen Tram und Bus

Als der Gemeinderat sich 2014 für die Tram in Kehl entschieden habe, sei klar gewesen, dass die Stadt auch einen Anschluss der Tram an das Kehler Busnetz brauche. Daraus ist der "Busrendezvous"-Halt am Rathaus entstanden. "In Stoßzeiten fahren abgestimmt auf die Tram alle halbe Stunde Busse in die Ortsteile von Kehl", so Vetrano. Mittlerweile verkehre die Tram tagsüber alle 14 Minuten, samstags und an Feiertagen sogar alle sieben Minuten. Abschließend ließ sich Verkehrsminister Hermann nicht nehmen, die viel gelobte Tram selbst auszuprobieren – auf dem Weg zum nächsten Termin nach Straßburg. CTS-Vertreter Metzger lud den Politiker zu einem Besuch ins Führerhaus des Zuges ein.

Info: Ein Ticket für den Minister

Auch baden-württembergische Würdenträger dürfen in Kehl nicht Schwarzfahren: Daher hatte die Pressestelle der Stadt für alle Beteiligten im Vorraus des Besuchs Fahrkarten besorgt – diese wurden ordnungsgemäß entwertet.