Die überschüsssige Wärme der Badischen Stahlwerke in Kehl soll künftig Straßburger Wohnungen heizen. Foto: Rudolf

Energiewende: Landesregierung beteiligt sich an deutsch-französischer Betreibergesellschaft

Offenburg - Die Landesregierung hat am Dienstag beschlossen, sich an der Gesellschaft zur grenzüberschreitenden Abwärmenutzung der Badischen Stahlwerke (BSW) in Kehl zu beteiligen. Damit ist der Weg für das nächste Großprojekt am Rhein frei.

Die Stadt Kehl hat der Förderung durch das Land bereits einiges zu verdanken: Gleich drei Vorzeigeprojekte der Kommune am Rhein wären ohne dessen Unterstützung nicht realisierbar gewesen – die binationale Landesgartenschau 2004, die Deutsch-Französische Kinderkrippe sowie die Tramverbindung über den Rhein.

Weiteres mögliches Jahrhundert-Projekt

"Wir stehen vor einem weiteren möglichen Jahrhundert-Projekt", betonte Kehls OB Toni Vetrano zuletzt bei einem kommunalpolitischen Gespräch im Oktober gegenüber Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

"Wir müssen eine Betreibergesellschaft nach französischem Recht gründen", erklärte Vetrano damals. Das Problem: Das baden-württembergische Finanzministerium erklärte, dass die Haushaltsordnung das nicht zulasse. Der Kehler Rathauschef appellierte daher an den Ministerpräsidenten, eine Lösung zu finden.

Nun scheint der Knoten tatsächlich geplatzt zu sein: Der Ministerrat der Landesregierung hat in seiner Sitzung am Dienstag die Beteiligung des Landes an der Wärmegesellschaft beschlossen. "Die Abwärme aus den Badischen Stahlwerken auf beiden Seiten des Rheins zu nutzen, ist ein herausragendes Leuchtturmprojekt im doppelten Sinne", erklärte Umweltminister Franz Untersteller.

"Mit der Abwärme stellen wir Wärme bereit, die keine zusätzlichen CO2-Emissionen verursacht." Damit komme man einen wichtigen Schritt beim Klimaschutz voran. "Zudem zeigen wir mit dem Projekt, dass die Energiewende keine Landesgrenzen kennt und wir die Potenziale grenzüberschreitend nutzen müssen", betonte der Minister laut einer Mitteilung seines Hauses.

Die in den Badischen Stahlwerken in Kehl erzeugte Wärme solle in Zukunft – nach ihrem Einsatz zur Stahlproduktion – über die Grenze hinweg in die Wärmenetze von Straßburg und zu einem kleineren Teil von Kehl eingespeist werden. Es werde so möglich, fossile Wärmequellen zu ersetzen und die Fernwärmeversorgung klimaneutraler zu gestalten, heißt es vom Land.

Land beteiligt sich mit 12,75 Prozent

Mit der anfallenden Überschusswärme sollen 4500 Haushalte in Straßburg Wohnungen heizen und Wasser erwärmen können. Auch der Pellethersteller BK Bioenergie im Kehler Hafen soll von der Abwärme profitieren. 10 000 Tonnen Kohlendioxid könnten damit bereits in der ersten Projektphase jährlich eingespart werden, versicherte die Stadt Kehl. Das Projekt wird mittlerweile auch mit mehr als einer Million Euro aus dem Interreg-Fonds der Europäischen Union gefördert.

Um die grenzüberschreitende Nutzung der Abwärme zu ermöglichen, ist nun vorgesehen, eine Gesellschaft französischen Rechts unter Beteiligung der Eurometropole Straßburg, der Region Grand Est, der Stadt Kehl sowie des Landes und weiterer Partner zu gründen. Zweck der Gesellschaft ist die Finanzierung, der Bau, der Betrieb und die Instandhaltung einer Wärmetransportleitung einschließlich des Erwerbs und der Weiterveräußerung der Abwärme der Stahlwerke.

Das Land ist mit 12,75 Prozent an der Gesellschaft beteiligt. Damit stelle die Landesregierung sicher, am Ausbau und der zukünftig stärkeren Nutzung von klimaneutraler Wärme in Straßburg und Kehl mitzuwirken, betont das Umweltministerium.

Land informiert

Weitere Informationen zu dem grenzüberschreitenden Projekt gibt’s auf der Webseite des Umweltministeriums Baden-Württemberg unter www.um.baden-wuerttemberg.de. Dort gibt es auch Infos zum generellen Konzept der Landesregierung, Abwärme aus Unternehmen zu nutzen.