Schiffsführer Victor Martz nimmt Platz am Ruder der "Europa 1", die mit moderner Technik und zwei jeweils 1100 PS starken Maschinen ausgerüstet ist. Foto: Kovacs/Landratsamt

Die "Europa 1" ist ein deutsch-französisches Feuerwehrboot. Es ist im Straßburger Hafen stationiert.

Kehl/Straßburg - Seit gut fünf Jahren gibt es das Feuerlöschboot "Europa 1". Vom Liegeplatz am Quai Jacoutot im Straßburger Nordhafen aus fährt die Besatzung zu Einsätzen zwischen Marckolsheim und Karlsruhe. Zwar werden keine Einsatzzahlen wie bei Feuerwehren auf dem Land erreicht (Offenburg 425 in 2012). Trotzdem: "Das Boot war 44 Mal im Einsatz und jedes Jahr werden es mehr Einsätze", sagt Michael Loritz, Beauftragter für zivile Sicherheit im Landratsamt Ortenaukreis.

Zum Vergleich: 2011 waren es lediglich 30. Fast schon rechtfertigend ergänzt er: "Die Anschaffung war notwendig." Denn im Bereich des mittleren Oberrheins habe es bis 2008 nur in Mannheim und Basel Löschboote gegeben. Die "Europa 1" war das erste grenzüberschreitende in der Region.

Hauptsächlich läuft die Besatzung des Boots bei Bränden in Häfen, auf Booten oder an Gebäuden in Wassernähe aus. Auch wenn Vermisste gesucht werden oder bei Hochwasser ist das Boot zur Stelle.

Insgesamt zehn Schiffsführer, 30 Maschinisten und etwa 190 Feuerwehrleute gehören zum Team. So viele Einsatzkräfte werden benötigt, um Bereitschaftsdienst von Montag bis Freitag erfüllen zu können. Pro Einsatz sind acht Mann an Bord.

Gemeinsame Übungen und Lehrgänge runden das Aufgabenspektrum der Mitarbeiter ab. Dabei sind stets Deutsche und Franzosen zusammen auf dem Boot. Bei echten Einsätzen sieht das allerdings noch anders aus. Es hapert noch zu sehr an den Sprachkenntnissen. Zwar sprechen viele der Kollegen die jeweils andere Sprache. "Bei einem Einsatz könnten Missverständnisse aber gefährliche Folgen haben.

Das Boot hat 2,5 Millionen Euro gekostet

Dieses Risiko wollen wir nicht eingehen", so Loritz. Durch mehr Austausch und Lehrgänge soll sich das ändern. Erschwerend sei zudem, dass – anders als im Flugbetrieb, wo Englisch gesprochen wird – die Amtssprache auf dem Wasser immer die eigene Landessprache ist.

Übrigens, neben der Sprache müssen auch technische und bürokratische Hürden überwunden werden. Der Vizepräsident der Feuerwehr des Bas-Rhin, André Hetzel, erinnert sich: "Für die Wasserschläuche mussten neue Adapter gebaut werden, da es in Deutschland und Frankreich verschiedene Anschlüsse gibt. Und: Es hat sechs Monate gedauert, bis die Sirene des Bootes in Frankreich erlaubt war."

Stolze 2,5 Millionen Euro hat das Boot gekostet. Da es sich um ein grenzüberschreitendes Projekt handelt, übernahm die EU eine Million. Den Rest teilten das Land Baden-Württemberg, das Département Bas-Rhin, der französische Staat, das Elsass, der Straßburger Hafen sowie die Feuerwehr Bas-Rhin unter sich auf.

"Für den Betrieb und die Instandhaltung der ›Europa 1‹ haben wir einen Zweckverband gegründet", sagt Loritz. Für die Jahre 2013 und 2014 ist er Präsident des Verbands. Rund 70.000 Euro betragen jährlich die Kosten, die je zur Hälfte von deutscher und französischer Seite getragen werden

Technische Daten:

Länge: 23 Meter

Breite: 6,20 Meter

Tiefgang: 0,90 Meter

Wasserverdrängung: 47 m3

Geschwindigkeit: 40 km/h

Schifftechnische Besatzung: mindestens zwei Personen

Feuerwehr-Besatzung: mindestens sechs Personen

Zwei Hauptmaschinen: MAN, zwölf Zylinder, je 1100 PS

Kraftstofftank: je 4000 Liter Fassungsvermögen Hydraulikkräne: drei Feuerlöschpumpen: drei, Gesamtleistung etwa 15000 Liter pro Minute

Zwei fernsteuerbare Wasserwerfer: Leistung je 4500 Liter pro Minute, Wurfweite: 80 Meter

 Gesamtkosten:

2,5 Millionen Euro