Die Staatsanwaltschaft Offenburg ermittelt wegen des Verdachts der schweren Bestechlichkeit gegen einen leitenden Angestellten der Stadt Kehl. Am Freitag wurde im Zuge der Ermittlungen unter anderem auch ein Büro im Kehler Rathaus durchsucht. Archivfoto: Stadt Kehl/Annette Lipowsky Quelle: Unbekannt

Ein Mitarbeiter der Stadt Kehl sitzt in U-Haft. Die Offenburger Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen.  

Kehl - Ein Mitarbeiter der Stadt Kehl sitzt in U-Haft: Die Offenburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den leitenden Angestellten wegen des Verdachts der besonders schweren Bestechlichkeit. Dem Beschuldigten wird zur Last gelegt, in mehreren Fällen von Privatpersonen geldwerte Vorteile als Gegenleistung für Dienstpflichtverletzungen angenommen zu haben, teilte die Behörde am Dienstag mit.

Die Details des Vorwurfs behält die Staatsanwaltschaft vorerst noch für sich. "Der Bürgermeister und sein Stellvertreter sind nicht involviert", versicherte Pressesprecher Kai Stoffregen im Gespräch mit unserer Redaktion. Darüber hinaus könne er keine Angaben machen, um die Identität des Beschuldigten zu schützen.

Am Freitag wurden Durchsuchungsbeschlüsse des Amtsgerichts Offenburg vollstreckt. Beamte der Staatsanwaltschaft und Kräfte des Landeskriminalamts Baden-Württemberg sowie des Polizeipräsidiums "Einsatz" durchsuchten ein Büro des Kehler Rathauses sowie weitere Objekte und stellten verschiedene Beweismittel sicher. Der Beschuldigte wurde festgenommen und noch am Freitag dem Haftrichter vorgeführt, so die Staatsanwaltschaft. Der Richter sei dem Antrag gefolgt und habe einen bestehenden Untersuchungshaftbefehl in Vollzug gesetzt.

Der Haftbefehl enthalte zwei Taten im juristischen Sinne, erklärte Stoffregen gegenüber unserer Redaktion. Die Beziehung zwischen dem Beschuldigten und den Personen, die die "geldwerten Vorteile" gewährt haben sollen, soll Mitte 2020 begonnen haben. Der zugrundeliegende "dringende Tatverdacht" beruhe auf Hinweisen, deren Quelle die Staatsanwaltschaft noch nicht nennt. Es gebe keine Anhaltspunkte, dass die Stadt über die vermeintlichen Machenschaften Bescheid wusste. Nun würden die Beweismittel ausgewertet.

Stoffregen geht davon aus, dass in den nächsten sechs Monaten Anklage den Mann erhoben wird. Solange bleibe er in U-Haft. Der Behördensprecher schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung als hoch ein. Bis dahin gelte freilich die Unschuldsvermutung.

Die Stadt Kehl teilte auf Nachfrage unserer Zeitung und mit Verweis auf das laufende Verfahren mit, "keinerlei Angaben" zu den Vorwürfen zu machen.