Nicht nur in Kehl ein Problem: Gewalt innerhalb von Beziehungen oder Familien existiert im ganzen Kreis. Der Verein Frauen helfen Frauen Ortenau versucht gegenzusteuern. Foto: Strobeli Foto: Schwarzwälder Bote

Häusliche Gewalt: Stadt hat kreisweit mit die höchste Nachfrage / Kooperation mit "Frauen helfen Frauen"

Kehl bietet mittels einer Kooperation mit dem Verein Frauen helfen Frauen jetzt eine weitere Ansprechperson für Frauen in Not. Das scheint auch nötig: Die Stadt verzeichnet kreisweit mit die höchste Nachfrage zum Thema häusliche Gewalt.

Kehl (red/ma). Für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen gibt es seit Dezember in Kehl eine weitere, feste Ansprechperson: Die Fachberaterin Gertrud Rose wird im Zuge einer Kooperation zwischen der Stadt und dem Verein Frauen helfen Frauen Ortenau (FhF) einen Teil ihrer Beratungen direkt vor Ort anbieten. "Mit der Zusammenarbeit können wir neue Fördergelder erschließen und das Angebot zielgerichtet erweitern", erklärt Marcus Kröckel, Fachbereichsleiter Bildung, Soziales und Kultur.

Der Ausbau der Hilfe scheint auch nötig: Die Rheinstadt verzeichnet ortenauweit mit die höchste Nachfrage zum Thema häusliche Gewalt und Zwangsheirat, heißt es von der Stadtverwaltung. In den Räumen des Frauen und Familienzentrums (FFZ) sollen künftig aber nicht nur Opfer von häuslicher Gewalt, sondern alle Menschen mit schweren familiären Konflikten Hilfe finden; Beratungen auf neutralem Boden sind ebenfalls möglich.

"In Kehl gibt es ein starkes Netzwerk aus Vereinen und Behörden, das im Notfall schnell eingreifen kann", weiß Gertrud Rose. Sowohl das Jugendamt, als auch die Polizei seien in ständigem Austausch mit den sozialen Fachkräften.

Wenn das offene Frauencafé wieder anläuft, kann in diesem Zeitraum zudem eine kostenlose Kinderbetreuung in Anspruch genommen werden. Ein wichtiges Angebot, denn: "Gerade in Zeiten von Corona und einem engeren Zusammenleben dürfen wir die Betroffenen nicht alleine lassen", erklärt Rose. Kann oder möchte eine Frau nicht in die Beratungsstelle kommen, ist es ebenfalls möglich einen Termin in einem Café, Park oder in einer Kita zu vereinbaren. Direkt im Haus des jeweiligen Opfers werden keine Treffen angeboten, um einer Eskalation der Situation vorzubeugen.

Die erweiterte Kooperation zwischen dem Frauen- und Familienzentrum und dem Verein Frauen helfen Frauen Ortenau kann dabei eine lange und fruchtbare Vorgeschichte vorweisen: Seit 2009 ist Rose mit den lokalen Institutionen in Kontakt und bietet immer wieder Beratungen an, zum Beispiel während des offenen Frauencafés oder im Rahmen der Sportangebote. Zu diesem Zeitpunkt setzt sich das FFZ bereits seit Jahren gegen Gewalt an Frauen ein. Durch diese Bemühungen entsteht das Netzwerk Häusliche Gewalt und Zwangsheirat, welches Betroffenen in der Region seine Hilfe anbietet.

"Auf diesem Weg konnten wir eine gute Vernetzungsarbeit leisten und immer mehr Partner ins Boot holen", sagt Edeltraut Böhler, Leiterin des FFZ. Im Projekt "Häusliche Gewalt, Platzverweis und Stalking" bündeln die Institutionen der Stadt und der Verein im Juli 2009 zum ersten Mal ihre Kompetenzen. "An diese langjährige Kooperation wollen wir anknüpfen und Kehl als wichtigen Standort in der Ortenau weiter stärken", erläutert Petra Fränzen, Geschäftsführerin des Vereins.

Die nun angebotene feste Fachberatung zum Thema häusliche Gewalt wird im Rahmen eines Förderprojektes des Landes Baden-Württembergs finanziell unterstützt und ist vorerst auf ein Jahr beschränkt. Wichtig sei bei dem Angebot vor allem, dass Hilfe niederschwellig, ohne viel Bürokratie, direkt vor Ort angeboten werde, fügt Marcus Kröckel an. Dieser Ansatz werde in Kehl schon seit Jahren verfolgt.