Die Straßburger Tram fährt seit dem 26. Mai auch wieder über den Rhein nach Kehl. Foto: Schubert Foto: Schwarzwälder Bote

Straßburg jetzt (4): Polizei kontrolliert jeden Passagier / Markierungen weisen Plätze zu

Kehl/Straßburg. "Bitte beachten Sie die Maskenpflicht und einen Abstand von einem Meter zu anderen Reisenden", hallt es auf Französisch, Deutsch und Englisch durch die Wagen der Tram auf ihrem Weg zur Station Kehler Bahnhof. Seit dem 26. Mai fährt sie wieder, die Tram, die die deutsche Grenzstadt seit nunmehr drei Jahren mit Straßburg verbindet.

"Nach 70 Tagen Unterbrechung ist sie wieder zurück in Kehl", freute sich Alain Fontanel, der Präsident des Straßburger Verkehrsbunds CTS, auf Twitter. Zwar wird die Strecke über die Europabrücke nach Deutschland aktuell noch nicht wie vor der Corona-Krise bedient, dies ist für viele Pendler aber trotzdem eine Erleichterung. "Während der Ausgangssperre musste ich weiterhin täglich für die Arbeit die Grenze überqueren. Ohne die Tram war das ziemlich beschwerlich. Ich bin jeden Tag nach Kehl gelaufen, das hat mich einige Zeit gekostet. Jetzt bin ich froh, dass die Tram wieder fährt", bestätigt Johann. Er ist Franzose und überquert zweimal täglich mit der Tram, ausgerüstet mit einer Pendlerbescheinigung seines deutschen Arbeitgebers, den Rhein. Angst, sich in der Tram anzustecken, habe er keine. Er finde es beruhigend, dass alle Passagiere Masken tragen. Abstände würden, so meint er, respektiert.

An der Haltestelle in Kehl angekommen – die zwei weiteren deutschen Tram-Haltestellen werden noch nicht wieder angefahren – formiert sich im vorderen Teil der Tram, neben dem Fahrerabteil, eine Schlange. "Einer nach dem anderen", hört man einen von vier uniformierten Polizisten der deutschen Bundespolizei sagen. Sie empfangen die Passagiere und nehmen Ausweise und Pendlerbescheinigungen unter die Lupe.

Verstöße werden mit bis zu 135 Euro geahndet

"Ich freue mich, wenn die Grenze wieder richtig geöffnet wird und ich unbeschwert, ohne Papiere und Bescheinigung, meinen Weg zur Arbeit aufnehmen kann", erwähnt Johann noch. Dann verschwindet er Richtung Kehler Innenstadt.

In normalen Zeiten verkehrt die Linie D alle zwölf bis 15 Minuten von 5 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts. 5000 Personen, die von Deutschland mit der Tram nach Frankreich pendeln, zählt der Straßburger Verkehrsbund CTS dann täglich. Ob diese Zahlen demnächst wieder erreicht werden? Auf dem Fußboden der Tram befinden sich große rote Aufkleber, die den Reisenden anzeigen, wo sie in den Tram-Abteilen stehen dürfen und in welche Richtung sich ihr Blick während der Fahrt richten sollte. Setzen darf man sich nur auf jeden zweiten Sitz. Für Busse gelten die gleichen Regeln. Verstöße werden mit einem Bußgeld von 135 Euro geahndet.

Die französische Mittzwanzigerin Juliette wohnt in Kehl. Die Tram nimmt sie heute nur ausnahmsweise. "Ich habe mich während der Ausgangssperre daran gewöhnt, mit dem Fahrrad nach Frankreich zur Arbeit zu fahren. Die Tram nehme ich nur ungern, auch wenn alles ausgeschildert ist, fassen die Leute alles an und folgen nicht immer den Regeln. Das verunsichert mich, ich habe Angst mich anzustecken." Wenn die deutsch-französische Grenze am 15. Juni wieder aufgeht, sollte auch für Besucher aus Baden-Württemberg die Reise mit der Tram nach Straßburg unter den festgelegten Auflagen – Abstand halten und Maskenpflicht – wieder möglich sein.