Erschöpfte Helfer: Von Donnerstag- auf Samstagnacht waren die Kehler Wehrleute insgesamt 50 Stunden im Einsatz. Foto: Stadt Kehl

Wehrleute im Landkreis Trier-Saarburg im Einsatz

Kehl - Hinter Kehler Wehrleuten und Einheiten des DRK-Kreisverbands Lahr liegen harte Einsätze: Sie halfen in den Landkreisen Trier-Saarburg und Ahrweiler den Opfern der Flutkatastrophe. Sie berichten von großer Zerstörung aber auch Dankbarkeit.

"Alle Bilder und Videos können nicht zeigen, was wir hier vorgefunden haben", berichtet Feuerwehrkommandant Viktor Liehr, der am späten Donnerstagabend mit den Kameraden des Hochwasserzugs aus Kehl aufgebrochen ist. "Die Wirklichkeit ist viel schlimmer." Überwältigt hat ihn aber auch die Hilfsbereitschaft der Menschen in der Umgebung der totalen Zerstörung: "Leute, die gerade alles verloren haben, haben für die Einsatzkräfte Brote geschmiert und Getränke angeboten", berichtet er.

Kehler Wehrleute sind 50 Stunden im Einsatz

Doch damit nicht genug: Ein Mann habe zuerst seiner Nachbarin, einer älteren Frau geholfen, bevor er in seinem eigenen Haus Hand angelegt habe. Zwei Frauen, deren auf einer Anhöhe gelegenen Wohnungen nicht betroffen waren, hätten den ganzen Tag über andere mit Essen versorgt, beschreibt er nur zwei Szenen des Zusammenhalts, den die Kehler Feuerwehrleute in Ralingen erlebt haben.

Die Kehler Feuermänner sind am Donnerstag um 22 Uhr losgefahren, weil sie noch in der Nacht eingesetzt werden sollten, teilt die Stadt mit. Das erwies sich dann doch als zu gefährlich; sie nächtigten in einer Sammelunterkunft, bevor sie der Einsatzstab am frühen Morgen nach Ralingen schickte. 63 Einsatzstellen hat Liehr am Freitag in dem Dorf unweit der luxemburgischen Grenze begutachtet, 37 haben die Kehler Wehrleute selber bearbeitet, vier ans Technische Hilfswerk (THW) abgegeben, bevor sie zur Übernachtung in die Gemeindehalle fuhren.

Auch am Samstag ging es zunächst wieder nach Ralingen, doch dort reichten dann die Mittel der eigenen Einsatzkräfte aus. Die Einsatzleitung schickte den Kehler Hochwasserzug 20 Kilometer weiter nach Langsur. Doch auch dort war das Auspumpen der meisten Keller bereits im Gange; ein Hochwasserzug aus Esslingen war schon vor Ort.

Den Kehler Wehrleuten wurden nur noch zwei Einsatzstellen zugewiesen, bevor sie in Richtung Nürburgring geschickt wurden. In einem zentralen Bereitstellungsraum waren dort die Einsatzkräfte der Bundeswehr, des THW, der Feuerwehr sowie des Roten Kreuzes und der Rettungsdienste in Bereitschaft. Um 18 Uhr wurde der Kehler Hochwasserzug aus dem Einsatz entlassen und tat die etwa fünfstündige Heimfahrt an.

Gegen 23 Uhr waren Kommandant Liehr und seine 16 Kameraden wohlbehalten in Kehl zurück, wo sie vom Vizepräsidenten des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, Michael Wegel, und Kreisbrandmeister Bernhard Frei in der Wache empfangen wurden. Bis Mitternacht haben sie noch aufgeräumt und sich dann – nach 50 Einsatzstunden – ins Rest-Wochenende verabschiedet, so die Stadtverwaltung Kehl.

DRK hilft Frau, die in ihrem Haus festsitzt

De Katastrophenschutzeinheiten des DRK-Kreisverbands Lahr berichten von unwirklichen Zuständen im Bereich Bad Neuenahr-Ahrweiler: Ein Teil der Lahrer Helfer evakuierte dort in einer Nacht, ohne Strom und Beleuchtung, Senioren aus dem elften Stock einer Einrichtung. Sie seien in ein Hotel verlegt worden.

In einem anderen Fall musste eine Frau aus einem schlammüberfluteten Haus in ein Krankenhaus gebracht werden. Nur mit der Hilfe eines ortskundigen, jungen Mannes, der als Lotse mit seinem Motorrad vorausfuhr, war es möglich, durch Schleichwege, über Feldwege und Weinberge zu dem Haus zu gelangen, das über das normale Straßennetz nicht mehr erreichbar war. So konnten die Helfer der Frau die dringend benötigte, medizinische Hilfe zu Teil werden lassen und sie in ein Krankenhaus verlegen.

"Der DRK-Kreisverband Lahr im Badischen Roten Kreuz wird den eingesetzten Hilfskräften die nach dem Einsatz notwendige Nachbetreuung anbieten", heißt es in einer Mitteilung. Auch vor Ort in den Schadensgebieten sind alle abkömmlichen Einheiten der DRK-Notfallbetreuung aus der Ortenau im Einsatz.

Aktuelle Lage

Die Zahl der Opfer steigt laut Deutscher Presseagentur auf mindestens 163 Menschen. Allein in Rheinland-Pfalz wurden demnach bis Montag nach Polizei-Angaben 117 Unwetter-Tote gezählt. Aus Nordrhein-Westfalen waren zuletzt 46 Tote bekannt. Entspannung versprechen die Wetteraussichten für die kommenden Tage: Es soll weitgehend trocken bleiben.