Um die kämpfenden Männer an der Front an den Weihnachtsgefühlen teilhaben zu lassen, gab es während des Ersten Weltkriegs spezielle Postkarten. Foto: Stadt Kehl

Ausstellung in Kehl zeigt, wie während des Ersten Weltkriegs Weihnachten gefeiert wurde.

Kehl - Miniatur-Handgranaten als Christbaumschmuck und Weihnachtspäckchen für die Front: Die Ausstellung "Kehl und der Erste Weltkrieg" im Hanauer Museum zeigt, wie zwischen 1914 und 1918 Weihnachten gefeiert worden ist.

Der Christbaum wurde pa-triotisch geschmückt, die Hausfrauen fabrizierten Weihnachtsgebäck in Form von Eisernen Kreuzen und militärischen Geschossen und für die Kinder fand sich auf dem Gabentisch vielerlei Kriegsspielzeug. Die Soldaten an der Front erhielten "Liebesgaben"-Pakete von zu Hause, mit deren Inhalt sie in den Unterständen kleine Weihnachtsfeiern veranstalten konnten.

In der Ausstellung wird ein weihnachtlich geschmücktes Zimmer gezeigt: Da finden sich patriotische Figuren und Symbole am Christbaum wie zum Beispiel der Kaiser in einem Ballon, ein mit den nationalen Farben geschmückter Zeppelin, ein handgemachtes U-Boot, Handgranaten und Eiserne Kreuze. Die Spielwarenindustrie hatte Hochkonjunktur und brachte zu Weihnachten das "neueste Kriegsspiel" auf den Markt: Im mit Schlachtschiffen bedruckten Geschenkkarton fanden die Kinder ein (deutsches) U-Boot und ein (britisches) Schlachtschiff, beide aus Holz, wobei Letzteres aus Einzelteilen zusammengesetzt wurde, die bei korrekter Umsetzung der Spielanleitung tatsächlich in die Luft flogen. Auch ein sogenanntes "Kriegs-Geduldspiel" ist im Hanauer Museum zu sehen, bei dem aus vielen kleinen Einzelteilen das Porträt des deutschen Kaisers zusammengesetzt werden konnte. Natürlich handelt es sich dabei um ein Puzzle – diese Bezeichnung jedoch war, da englischen und damit "feindlichen" Ursprungs, zutiefst verpönt.

Ähnliches galt für die Zigaretten, die in Tausenden Feldpostpäckchen an die Soldaten verschickt wurden: Sie durften nicht mehr unter den gut eingeführten Markennamen wie "La Fleur" oder "Tower Girl" geraucht werden, sondern hießen dann "Gudrun" oder "Siegesbanner". Schon im Oktober 1914 ließ das Militär im Hinblick auf die Weihnachtssammlungen für die Front verbreiten: "Erwünscht sind vor allem wollene Socken, Zigaretten, Tabak, Lebkuchen, Leckerle, Springerle, Dauerwurst, Kerzen, Postkarten, Bleistifte." Dass auch in Kehl und in den Ortschaften Frauen und Mädchen reihenweise Strümpfe strickten, wird ebenfalls in der Ausstellung deutlich. Da die Söhne, Ehemänner und Väter kaum Heimaturlaub erhielten, versuchten die Familien, ihre Lieben per Feldpost an den Weihnachtsgefühlen teilhaben zu lassen. Die Ausstellung präsentiert neben Original-Weihnachtspäckchen mit Miniatur-Christbäumen und anderen Gaben auch zahlreiche Postkartenmotive, die diesem Zweck dienen sollten.

Die komplett in deutscher und französischer Sprache gestaltete Ausstellung ist donnerstags, freitags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet – auch am zweiten Weihnachtsfeiertag. Am 25. Dezember und am 1. Januar ist die Ausstellung geschlossen.

Führungen finden zu folgenden Terminen statt: Freitag, 26. Dezember, ab 15 Uhr, Freitag, 2. Januar, ab 15 Uhr, Sonntag, 4. Januar, ab 11 Uhr, Donnerstag, 8. Januar, ab 10 Uhr, Freitag, 9. Januar, ab 12.30 Uhr und Sonntag, 11. Januar, ab 15 Uhr. Eine Führung in französischer Sprache wird am Sonntag, 4. Januar, ab 15 Uhr angeboten. Weitere Führungen sind nach Vereinbarung unter Telefon 07851/ 7 87 83 möglich.