Sicherheitskräfte auf Kehler Seite Foto: Stadt Kehl Foto: Schwarzwälder Bote

Sicherheit: Mehr Zwischenfälle in grenzüberschreitender Linie D / Straßburger Personal schreibt Brandbrief

Die Fahrer der Straßburger Verkehrsbetriebe haben sich in einem Bandbrief über zunehmende Gewalt im ÖPNV beschwert. Vor allem betroffen: Die Linie D nach Kehl. Dort hat man bereits reagiert.

Kehl/Straßburg. Die Straßenbahnlinie D verbindet die Grenzstädte Kehl und Straßburg und kann neben der Europabrücke als Symbol der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich verstanden werden. Doch bei den Tramfahrern der Straßburger Verkehrsbetriebe (CTS) sorgt sie für Ärger. In einem offenen Brief beklagt die Gewerkschaft der CTS viele Missstände, immer öfter würden Angestellte und Fahrer Opfer von verbalen und tätlichen Angriffen. "Jetzt reicht’s" heißt es in der Überschrift des Schreibens, dass sowohl als Flugblatt als auch als Brief an Behörden und Politiker verteilt wurde.

Darin ist von 331 "ernsten Zwischenfällen" im Jahr 2018 die Rede, fast 50 mehr als noch 2014 (283). Darunter fallen laut dem Brandbrief "Angriffe, Morddrohungen, Spuckattacken und Schlägereien". Einen explosionsartigen Anstieg gibt es dem Schreiben nach aber vor allem bei den "kleineren Zwischenfällen". Von 2036 im Jahr 2014 sei die Zahl bis im Jahr 2018 auf 5160 solcher Zwischenfälle gestiegen.

Die Gewerkschaft fordert daher von der CTS mehr Sicherheit für Fahrer und Kontrolleure. Zudem brauche man mehr Polizeikontrollen in den Trams, speziell die Fahrten in den Morgenstunden von Kehl nach Straßburg seien durch viele alkoholisierte Fahrgäste gefährdet und müssen von der Polizei begleitet werden. Auch die Kontrollen in Bussen müssen "massiv" erhöht werden.

Der CTS sind die Probleme bekannt. CTS-Direktor Jean-Philippe Lally sagte der Schweizer Pendlerzeitung "20 Minuten", dass die Kontrolleure als Ergänzung zur Videoüberwachung in Bussen und Bahnen zusätzlich mit Body-Cams ausgestattet werden sollen. Außerdem werde man die Kontrollen in den Bussen verdoppeln, sagte Lally der Pendlerzeitung.

Auch auf der deutschen Rheinseite in Kehl weiß man um die Sicherheitsproblematik. "Die Stadt Kehl ist sich darüber bewusst, dass an den Kehler Tramhaltestellen in den Nächten von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag Kontrollmaßnahmen nötig sind", heißt es in einer Stellungnahme.

Die Stadt Kehl hat einen Sicherheitsdienst auf eigene Kosten beauftragt

Oberbürgermeister Toni Vetrano hatte aus diesem Grund Ende April die CTS, die Landespolizei, die Ortspolizeibehörde, die TDK und die französische Polizei zu einem Sicherheitsgespräch eingeladen. In diesem sei vereinbart worden, dass sich die Sicherheitskräfte den Dienst an den beiden Haltestellen teilen. An zwei Wochenenden pro Monat sei seither ein privater Sicherheitsdienst, der von der Stadt Kehl bezahlt wird, an den Haltestellen im Einsatz. An den anderen beiden Wochenenden sei entweder das Polizeirevier Kehl oder der KOD vor Ort. "Dieser Sicherheitsdienst an jedem Wochenende ist vorerst bis einschließlich Dezember vorgesehen", heißt es von der Stadt Kehl.

Um auf die gefährlichen Verhaltnisse im ÖPNV-Netz aufmerksam zu machen, streikten Fahrer bereits am 26. April. Der offene Brief wurde dann am 7. Mai an offizielle Stellen – darunter der Straßburger Bürgermeister und der CTS-Direktor Jean-Philippe Lally – verteilt. Und auch vor weiteren Streiks schrecke die Gewerkschaft nicht zurück, heißt es in dem Schreiben.