Die Bäume im Wald in Kehl-Kork sehen grün und vital aus. Die Bemühungen des Försters scheinen zu funktionieren. Foto: Stadt Kehl Foto: Lahrer Zeitung

Auswirkungen möglichst gering halten. Förster will Kahlschläge vermeiden. Wege müssen gesichert werden.

Kehl - Vor neun Jahren haben die Experten im Kehler Stadtwald die ersten Anzeichen für Eschentriebsterben gesehen. Seither hat sich die Situation erheblich verschlechtert: Lichte Kronen, abgestorbene Äste und von selbst umgestürzte Bäume gehören zum Waldbild. Förster Markus Gutmann hofft, ein Heilmittel gefunden zu haben.

Durch den Pilzbefall, der europaweit auftritt, sterben die Wurzeln der Eschen ab, der komplette Baum wird brüchig, seine Standsicherheit ist nicht mehr gewährleistet. Dennoch wollen die Kehler auf Kahlschläge verzichten und stattdessen nur die kranken Eschen aus dem Mischwald entfernen. Die Maßnahmen zeigen erste positive Wirkungen.

"In den vergangenen drei bis vier Jahren hatte sich der Pilz eher auf die jüngeren Bäume beschränkt", berichtet Markus Gutmann, der Förster. "Seit zwei Jahren sind jedoch auch die älteren Bäume vom Befall derart stark betroffen, dass ganze Bäume absterben.Wenn nur eine kleine Fläche davon betroffen wäre, wäre es kein Problem." Im Stadtwald sind 40 Prozent der gesamten Waldfläche mit den Pilzen befallen – davon macht der Eschenanteil wiederum mehr als 40 Prozent aus. Kahlschläge könnten, so Gutmann, das Problem nur kurzfristig lösen. Der Nachteil wäre, dass zusätzlich gesunde Bäume und die Mischbaumarten wie Eiche, Erle und Hainbuchen gefällt werden müssten.

Durch die Besonnung der Bestandsränder entsteht zudem eine Stresssituation für die verbliebenen Bäume. "Der Absterbeprozess würde dadurch auch eher forciert werden", meint Gutmann. Da die Auswirkungen für die jetzigen und nachfolgenden Generationen so gering wie möglich gehalten werden sollen, seien verschiedene Aspekte zu berücksichtigen: Zum einen prägt der Wald das Landschaftsbild positiv. Große, kahle Stellen lösen bei den Menschen Panik und Unbehagen aus. Gefällte Bäume sollen weiterhin als Brennholzmöglichkeit genutzt werden können – zudem müssen die ökologischen und die finanziellen Aspekte beachtet werden. Denn: Wenn die Kosten zu hoch ansteigen, wären auch Arbeitsplätze im nachhaltigen Sektor in Gefahr. "Wie man in solch einer Situation vorgeht, ist Abwägungssache", erläutert Gutmann. "Kompromisse müssen immer gemacht werden. Wir denken, dass unser Ziel nur erreicht werden kann, wenn wir flächig vorgehen und die geschädigten Eschen herausnehmen."

In den Lichtschächten werden neue, junge Bäume gepflanzt

Auch in diesem Jahr wurden weitere Maßnahmen umgesetzt, um dem Problem entgegenzuwirken. "Der Fokus lag auf der Sicherung der Straßen, der Fahrradwege und des Naturerlebnispfads", so der Förster. "Damit keine Gefährdung von umfallenden Eschen ausgeht, wurden diese entnommen, die anderen Bäume blieben stehen." Das sei für das Landschafsbild und aus ökologischen Gründen, besonders für lichtliebende Arten, eine wertvolle Maßnahme gewesen. Zudem wurden auf großen Flächen beschädigte Eschen herausgenommen. In den dort entstandenen Lichtschächten soll die nächste Waldgeneration nachwachsen. Damit dies gelingt, sind auch die Jäger gefordert. Zwingende Voraussetzung ist, dass die Bäume nachwachsen, ansonsten wären die Folgen schlimmer als bei einem Kahlschlag.

Obwohl der Pilzbefall eine ernsthafte Bedrohung für die Eschen im Stadtwald darstellt, zieht Gutmann ein positives Zwischenresümee: "In allen Bereichen des Korker Walds sind aufgrund der Maßnahmen erfreuliche Entwicklungen zu sehen, die zeigen, dass man auch auf Kahlschläge verzichten kann." Aufgrund der Naturverjüngung sehen die Bäume vital und grün aus. Auch über die Mitarbeit aller Beteiligten freut sich der Förster. "Sie haben verstanden, worum es geht und ziehen mit. Es kann auch nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen und die verschiedenen Aspekte berücksichtigt werden." Falls die Maßnahmen zur Waldpflege weiterhin positiv verlaufen, sieht Gutmann die nächsten 80 bis 100 Jahre positiv. "Ich bin sehr gespannt, wie es sich entwickelt. Bei guter Pflege wird uns ein schöner Wald erhalten bleiben."