In der Diakonie Kork leben 32 epilepsiekranke Kinder und Jugendliche. Über ihre Betreuung wird derzeit diskutiert. Foto: Diakonie

Landratsamt kritisiert Unterschriftensammlung der Diakonie Kork für mehr Fachkräftepersonal als "plakative Aktion".

Kehl-Kork - Die Fronten scheinen sich zu verhärten: Während die Diakonie in Kork immer mehr Unterstützer für ihre Aktion "Einer für Elf – das ist zu wenig" findet, wächst im Landratsamt das Unverständnis über dieses Vorgehen.

Die Diakonie will mit ihrer Unterschriftenaktion auf die ihrer Meinung nach mangelhafte Personalplanung des Landratsamts und des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS) aufmerksam machen. Die Diakonie hat die bestehenden Leistungsarbeiten mit dem Landratsamt bereits vor drei Jahren gekündigt. Nun laufen die Verhandlungen zu einer neuen Leistungs- und Vergütungsvereinbarung – und die sorgen für Unruhe bei den Beteiligten.

Die Diakonie wirft den Kostenträgern vor, in ihren Planungen nur einer Fachkraft die Betreuung von elf epilepsiekranken Kindern zu überlassen. "Das entspricht nicht den Tatsachen", sagt Sozialdezernent Georg Benz. Bei dieser "plakativen Aktion" wecke die Diakonie Emotionen in der Bevölkerung, durch die versucht werde, Druck auf die Verhandlungen aufzubauen.

"Tatsächlich liegt der Personalschlüssel derzeit bei 1,53, das heißt, eine Betreuungskraft kümmert sich um gut eineinhalb Bewohner", verdeutlich Benz. Dazugezählt würden hier auch "helfende Hände" wie Praktikanten und Auszubildende in der Heilerziehungspflege. "Bei der Errechnung des Schlüssels wird nur die Gesamtzahl des Personals bedacht, nicht aber, dass nie alle gleichzeitig arbeiten", so Frank Stefan, Vorstandsvorsitzender der Diakonie.

Benz wirft der Diakonie vor, der Öffentlichkeit mit ihrer Aktion nur einen kleinen Ausschnitt aus den Verhandlungen zu präsentiert. "Es geht derzeit um die Frage, welche Tätigkeiten von einer Fachkraft ausgeführt werden müssen und welche auch eine Hilfskraft übernehmen kann", so Benz. Eine Frage, die fachlich beurteilt werden müsse und "die kein Bürger einfach so beantworten kann", sagt er im Hinblick auf die Unterschriftenaktion. Hier seien die Parteien derzeit noch in der Diskussion.

Anders sieht Stefan die Situation: "Es liegt uns ein konkretes Angebot der Kostenträger vor. Unsere Verhandlungspartner haben uns drei Fachkräfte für unsere 32 Kinder und Jugendliche klar und deutlich als Obergrenze aufgezeigt".

Ein Vorschlag, der für ihn untragbar sei. Die Diakonie fordert mindestens eine Fachkraft für die sechs Sechsergruppen, in welche die epilepsiekranken Kinder eingeteilt werden. Das entspricht nahezu einer Verdoppelung des Fachkräftepersonals.

In der Bevölkerung findet die Diakonie dafür Unterstützung. Mehr als 2500 Menschen haben sich bereits an der Unterschriftenaktion der Diakonie beteiligt. "Wir freuen uns, dass sich so viele unserer Position anschließen", erklärt Stefan. Er zeigt sich optimistisch, dass die angepeilte 5000-Marke bis zum Ende des Monats erreicht wird.

Danach wolle die Diakonie die Liste an Landrat Frank Scherer übergeben und "damit deutlich machen, dass auch die Öffentlichkeit hinter uns steht".

Im September steht die nächste Verhandlungsrunde an. Sowohl Landkreis als auch Diakonie hoffen weiter auf eine Einigung. Während der Sozialdezernent hier "keinen riesigen Zeitdruck" sieht, will die Diakonie die Verhandlungen im Herbst abschließen, damit "wir Planungssicherheit für den Baubeginn unseres Neubaus im kommenden Frühjahr haben."

Seite 2: Die Diakonie Kork

Die Diakonie Kork ist eines von deutschlandweit fünf Epilepsiezentren, die mit einem überregionalen Versorgungsauftrag der Diagnostik und Therapie dienen. Außerdem stehen die Rehabilitation sowie Forschung und Lehre im Fokus. In der Diakonie Kork gibt es zusätzlich Wohnangebote für Menschen, die neben der Epilepsie weitere Behinderungen haben.

Die Arbeit der Diakonie beschränkt sich nicht nur auf Menschen, die an Epilepsie erkrankt sind, sondern begleitet und fördert auch Menschen, die an anderen Behinderungen leiden. So gibt es beispielsweise eine Schule für körperbehinderte Kinder, Werkstätten, in denen Menschen mit Behinderung die Teilnahme am Arbeitsleben ermöglicht wird, und eine Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung.