Die Vorsitzende des Heimbeirats, Marika Merkle (rechts), und die Leiterin des Wohnverbunds, Birgit Geiler, überreichten als Symbol für Wachstum und Gedeihen des Projekts ein Bäumchen an Verena Schmidt, Leiterin der Wohnangebote für Kinder und Jugendliche. Foto: Diakonie

Einrichtung will Wohnsituation von Kindern verbessern. 30 junge Menschen sollen in einem Jahr einziehen.

Kehl-Kork - Durch einen Neubau sollen die Wohnangebote der Diakonie Kork für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen dem heutigen Bedarf angepasst werden. Mit dem Spatenstich ist nun der Startschuss für das Bauprojekt gefallen.

Ein Umbau der Häuser, die vor mehr als 40 Jahren für Kinder mit geringerem Behinderungsgrad errichtet wurden, erwies sich nach eingehender Prüfung als unwirtschaftlich, teilt die Diakonie mit. Der Ortenaukreis als zuständige Genehmigungsbehörde und der Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) befürworteten daher einen Neubau als Ersatz. "Das ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg der Sanierung und Modernisierung unserer Wohnangebote", sagte der kaufmännische Vorsitzende Robert Büchel.

30 junge Menschen sollen in gut einem Jahr in das Haus einziehen können. Integriert in die vier Wohngruppen sind zwei Plätze für kurzzeitiges Wohnen. Aktuell hat die Diakonie Kork 50 Plätze für Kinder und Jugendliche. Büchel bedauerte, dass diese Zahl reduziert wird, begrüßte aber die Einrichtung von sechs Plätzen in einer Therapeutischen Wohngruppe. Hier können Kinder und Jugendliche mit sehr hohem Hilfebedarf bis zu 18 Monate intensiv unterstützt werden. Sie sollen so gefördert werden, dass sie nach dieser Zeit möglichst in einer regulären Wohngruppe leben können.

Kritisch sah der Vorstand, dass das Gebäude im Zuge der Inklusionsbemühungen nicht außerhalb des Stammgeländes der Diakonie Kork gebaut werden durfte. Auch die "Aktion Mensch" sehe die Errichtung von Wohnplätzen auf dem Stammgelände als Gegensatz zum Gebot der Dezentralisierung und Gemeindeintegration. Sie bezuschusst daher das Projekt nicht. Die Diakonie Kork müsse somit auf 250 000 Euro verzichten, so Büchel.

Die Gesamtkosten für das Wohnhaus liegen bei 3,6 Millionen Euro. Davon fördert der KVJS rund 1,4 Millionen Euro. Aus Mitteln der "Stiftung Wohnhilfe" werden 100 000 Euro zur Verfügung gestellt.

Für den Ortenaukreis sah die Sozialplanerin Mirjam Schwab Bedingungen erfüllt, die man auch an das Wohnen für eine Familie stelle: das Haus stehe in einem guten Wohnumfeld, die Schule liege in der Nähe, es gibt viel Grün und im Haus und im Umfeld viele Spielgelegenheiten. Die Größe der Gruppen biete ein familienähnliches Zuhause.

Architekt Rolf-Dieter Schink skizzierte den Weg seit 2009, beginnend mit einer Prüfung, ob die bisherigen Wohnangebote umgebaut werden könnten. Aus wirtschaftlichen Gründen habe man dies verworfen und 2011 mit den Planungen begonnen. Ende Juni haben die vorbereitenden Erdarbeiten begonnen. 75 Prozent der Aufträge wurden an Firmen in der Ortenau vergeben. Das Haus wird einen Jahresprimärenergiebedarf haben, der 30 Prozent unter dem eines vergleichbaren Neubaus liegen wird.

Mit der "Aktion Mensch" gibt es eine Zielvereinbarung: bis zum Jahr 2019 sollen insgesamt 153 stationäre Plätze vom Stammgelände gemeindeintegriert verlagert werden. Zusammen mit einem im Kehler Wohngebiet "Schneeflären" geplanten Gebäude könne die Diakonie Kork aktuell nur rund die Hälfte dieser Plätze vorweisen. Förderzusagen für diesen Neubau für Erwachsene liegen bereits vor. Der Baubeginn in Schneeflären verzögert sich jedoch, da das Baugebiet noch nicht erschlossen ist.