Frank Stefan erinnerte bei seiner Rede an die Deportierten. Foto: Diakonie Kork

Gedenkfeier für deportierte Mädchen und Frauen. Frank Stefan schlägt Brücke zur aktuellen Situation.

Kehl-Kork - Aus der heutigen Diakonie Kork sind am 28. Mai 1940 70 Frauen und Mädchen nach Grafeneck deportiert worden. Bei einer Gedenkfeier erinnerte Vorsitzender Frank Stefan an die Ereignisse.

 

"Es war der erste Transport, der damals in der badischen Diakonie vorgenommen wurde", so Stefan. Die Anstaltsleitung sei davon ausgegangen, dass die Bewohnerinnen in eine staatliche Einrichtung verlegt werden sollten. Nachdem innerhalb weniger Wochen bei den Angehörigen Todesmitteilungen eingetroffen waren, protestierte Adolf Meerwein, damaliger Leiter der Einrichtung, beim Innenministerium und informierte auch den evangelischen Oberkirchenrat. Die Kirchenleitung reagierte jedoch sehr zurückhaltend.

"Ich bin dankbar, dass unsere Kirche heute klare Worte findet", so Stefan. Der Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh hatte sich zum Jahrestag geäußert: "Wir haben nicht deutlich und klar genug widersprochen. Die Verantwortlichen in den Einrichtungen fanden in der damaligen Kirchenleitung zu wenig Unterstützung". Die Kirche orientiere sich an einem Menschenbild, das durch die Liebe und Barmherzigkeit Jesu Christi bestimmt sei und jedes Leben als Geschenk aus Gottes Hand annehme.

Stefan schlug eine Brücke zur aktuellen Situation: Die UN-Konvention zu Rechten von Menschen mit Behinderung sei eine gute Grundlage für eine möglichst gleichberechtigte Teilhabe am Leben der Gesellschaft. Das Grundgesetz postuliere, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen sei Verpflichtung aller staatlicher Gewalt. Die Voraussetzungen, diese Rechte zu verwirklichen, hinkten jedoch hinterher.

Die Diakonie Kork setze sich in intensiven Verhandlungen für Rahmenbedingungen ein, die auch Menschen mit schwersten Behinderungen ein Leben in Würde und die Möglichkeit zur Teilhabe am Leben der Gemeinschaft bietet.