Europa-Minister Guido Wolf zeichnete erst im April Martine Mérigeau, Leiterin des Kehler Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz (ZEV), aus. Sie sei das "Gesicht des europäischen Verbraucherschutzes am Oberrhein", so der Minister. Foto: ZEV Foto: Schwarzwälder Bote

Verbraucherschutz: Kehler Verein hilft bei grenzübergreifenden Streitigkeiten / Fast 75 Prozent Erfolgsquote

Damit Europäer sich nicht im Klein-Klein der EU verlieren, beantwortet das Zentrum für europäischen Verbraucherschutz (ZEV) seit 25 Jahren ihre Fragen und schlichtet Streitfälle. Allein im vergangenen Jahr bearbeitete der Kehler Verein 15 000 Fälle.

Kehl. Im vergangenen Jahr hat das ZEV mit einem Budget von rund 2,6 Millionen Euro mehr als 15 000 Fälle bearbeitet – 38 Prozent mehr als 2017. Rund 116 000 Kontakte zu Verbrauchern wurden verzeichnet. Dabei konnten die 45 Kehler Mitarbeiter fast drei Viertel der Fälle zu Gunsten der Bürger klären, so der nun veröffentlichte Jahresbericht der Verbraucherschützer. Seit 25 Jahren ist der deutsch-französische Verein ZEV aktiv.

Bei Online-Schlichtern geht es im Schnitt um rund 500 Euro

"Unter dem Dach des Vereins befinden sich vier weitere Abteilungen", erklärt Nina Zeindlmeier vom ZEV im Gespräch mit unserer Zeitung. Mittlerweile würden sich die "Europäisches Verbraucherzentrum (EVZ) Deutschland und dessen französisches Pendant mit Verbraucherfragen, welche "über Frankreich und Deutschland hinausgehen" beschäftigen. Diese seien Teil eines europaweiten Netzwerks. Damit helfe der Verein nun auch Verbrauchern aus anderen EU-Ländern, die einen Rechtsstreit mit einem deutschen oder französischen Unternehmen haben. Zudem gebe es seit 2003 die "E-Commerce-Stelle" und die "Online-Schlichter".

  Verbraucherzentralen: Franzosen und Deutsche scheinen sich über die selben Dinge zu ärgern, zumindest wenn es um die EVZs geht. Beschwerde-Thema Nummer eins war für beide Nationen der Tourismus. Gleich danach kommen Probleme mit Fahrzeugen/ Mietwagen und dem Online-Shopping. Dabei beschwerten sich die Deutschen mit fast 7000 grenzüberschreitenden Anfragen etwas häufiger als die Franzosen mit nur etwa 6600. Im Vergleich zum Jahr 2017 legten beide Nationen um fast 45 Prozent zu.

  E-Commerce-Stelle: Die E-Commerce-Verbindungsstelle Deutschland informiert und berät Verbraucher und Unternehmer zu Fragen rund um den Handel über das Internet. Betrug im Netz, Widerrufsrecht und Gewährleistung sind typische Themen. Rund 490 Anfragen beantworte die Abteilung im vergangenen Jahr, 60 Prozent davon kamen von Verbrauchen, rund 25 Prozent von Unternehmen, so der Jahresbericht des ZEV.

  Online-Schlichter: Für viele Verbraucher und Unternehmen ist das Internet als Markplatz nicht mehr wegzudenken. Falls es dort mal zum Streit kommt, helfen die "Online-Schlichter" des ZEV kostenlos. Im vergangenen Jahr setzten sich diese in 930 Fällen für die Rechte der Bürger ein, der Streitwert betrug im Schnitt rund 500 Euro.

Weitere Informationen: www.cec-zev.eu

Dieses Jahr widmet sich der deutsch-französische Verein unter anderem dem Thema Tachomanipulation. Verbraucher sollen so die Risiken des Gebrauchtwagenkaufs gering halten können. Auch auf dem Programm stehen Musterschreiben, mit denen Mieter in Frankreich selbstständig ihre Rechte durchsetzen können, zum Beispiel bei der Kündigung oder Rückzahlung der Kaution.