Der gelernte Schneider Osama Bitar kam bereits vor fünf Jahren mit seiner Ehefrau nach Deutschland. Für Flüchtlinge aus Kehl hat er nun Masken genäht. Foto: Stadt Kehl

Soziales: Geflüchteter Syrer aus Kehl stellt Hygieneschutz für Flüchtlinge her

Kehl - "Nähen ist meine Leidenschaft", sagt Osama Bitar und öffnet eine Schublade, in der Stoffreste in sämtlichen Farben zum Vorschein kommen. Im Schrank darüber stehen Rollen mit Fäden, Borten und Bändern.

Gelernter Schneider geht seinem Hobby nur Zuhause nach 

"Zum Beispiel nähe ich Kissen", sagt er und zeigt auf zwei Nähmaschinen, die an der anderen Seite des kleinen Raumes, der ihm als Nähstube dient, stehen und auf ihren nächsten Einsatz warten. Gekauft hat er die beiden Geräte – ein etwas älteres Modell für die Grundarbeiten und eine Overlock-Nähmaschine, um Stoffkanten zu nähen – in Deutschland. Seinem gelernten Beruf geht er allerdings nur Zuhause als Hobby nach; ansonsten ist er in Offenburg bei einer Firma für Rehatechnik tätig.

Hilfe bei Wohnungssuche und Integration 

Nach ihrem Aufenthalt in einer Gemeinschaftsunterkunft in der Kehler Teilgemeinde Marlen erhielten Bitar und seine Frau Hanaa 2015 Unterstützung von der städtischen Integrationsmanagerin Johanna Bung. Sie half den beiden und ihrem zukünftigen Vermieter bei der damals komplexen Verfahrensweise zur Kommunalen Anschlussunterbringung für Flüchtlinge. Der Kontakt zwischen Bung und Bitar verlief sich anschließend.

Integrationshelfer bittet Osama Bitar um Unterstützung

Doch dann kam die Corona-Krise und mit ihr neue Herausforderungen für das Kehler Integrations-Team: "Nachdem bekannt wurde, dass ab dem 27. April eine Maskenpflicht gilt, gingen bei uns etliche Anfragen ein", erinnert sich Bung. Nicht alle Flüchtlinge in Kehl seien auf die Schnelle in der Lage gewesen, sich eine Maske zu besorgen oder selbst zu nähen.

Beim gemeinsamen Austausch erinnerte sich das Team schließlich an den gelernten Schneider aus Syrien und so bat der Integrationsmanager Fares Mousa ihn um Unterstützung in Sachen Schutzmasken. Ohne zu zögern sagte Osama Bitar zu und fertigte kurzerhand an einem Wochenende 50 Masken an, berichtet die Stadt Kehl in einer Mitteilung.

Den dafür benötigten Stoff spendeten Bung und ihre Kollegin Svenja Gerbendorf. Dieser war jedoch nur teilweise geeignet, weil er aus Hygienegründen bei mindestens 60 Grad waschbar sein muss.

Masken werden auf Anfrage von der Diakonie verteilt 

Daher griff der Schneider aus Marlen auch kurzerhand auf seinen eigenen Fundus zurück. Die genähten Masken übergab Integrationsmanagerin Bung im Anschluss an die Diakonie; dort werden sie im Rahmen des Projekts "Flüchtlinge nähen für Geflüchtete" auf Anfrage verteilt. "Hier zeigt sich, wie wichtig die Arbeit des städtischen Integrationsmanagements ist und dass die Gesellschaft von Menschen, denen wir geholfen haben, auch oft etwas zurückbekommt", erklärt Marcus Kröckel, Fachbereichsleiter für Bildung, Soziales und Kultur.