Im Herbst werden es zehn Jahre, dass das Ebinger "KaufWaschCafé" aus der Taufe gehoben wurde. 2018 zog es aus der Gartenstraße in größere Räume in der Bahnhofstraße um.
Albstadt-Ebingen - Die folgenden Jahre waren nicht leicht; die Pandemie stellte – und stellt – auch das KaufWaschCafé vor Probleme. Trotzdem fällt die Bilanz des ersten Jahrzehnts positiv aus. Definitiv bewährt hat sich der Grundgedanke, die Kombination von Waschsalon mit je zwei Waschmaschinen und Trocknern, Second-Hand-Shop für Kleidung und Hausrat sowie einem kleinen Café. "Die Kundschaft wäscht ihre Wäsche, inspiziert das textile Sortiment, sitzt während sich Trommel dreht im Café und unterhält sich – untereinander oder mit unseren Mitarbeitern", sagt Diana Schrade-Geckeler, Geschäftsführerin der Diakonischen Bezirksstelle Balingen. "Manche kommen jeden Tag vorbei – das gehört einfach zu ihrer Tagesstruktur."
Aktuelles Projekt: "Aufbruch Quartier"
Aber natürlich ruhen sich das KaufWaschCafé, seine Leitung und sein Team nicht auf ihren Lorbeeeren aus – zu den bewährten Ideen kommen immer wieder neue hinzu. Das Schlagwort lautet "Aufbruch Quartier": "Wir überlegen uns, welche Angebote in unserer Nachbarschaft fehlen, ob wir die Möglichkeit haben einzuspringen – und ob wir es im Haus tun oder rausgehen sollen?", erläutert Schrade-Geckeler. Ein Beispiel: Digitalisierung: Noch immer hätten viele Menschen kein Geld für Geräte und auch keine Erfahrung mit ihnen; sie wüssten nicht, wie sie man die Online-Formulare im Jobcenter richtig ausfüllt. "Ein PC-Platz mit Internetzugang und einem Ansprechpartner – damit wäre ihnen vielleicht doch geholfen."
Ein ganzheitlicher Blick auf die Mitarbeiter
Schon seit langem arbeitet das KaufWaschCafé mit dem Jobcenter zusammen und betreut und beschäftigt Menschen, die gerade keine Arbeit haben, aber den Kontakt zur Arbeitswelt nicht verlieren sollen – ihnen wird in der Bahnhofstraße ein strukturierter Alltag, eine Aufgabe und Kollegialität geboten. Die Maßnahme erstreckt sich über fünf Jahre; die ersten zwei werden in vollem Umfang vom Jobcenter gefördert. Was aber, wenn sie sich dem Ende nähert? "Prinzipiell muss uns danach niemand verlassen", sagt Mike Buck, der seit kurzem die Abteilung Läden der Diakonie leitet. "Zusammen mit dem Jobcenter und den Mitarbeitern schauen wir uns nach weiteren Möglichkeiten und Perspektiven um."
Der neue Mann heißt Mike Buck
Seit Oktober des vergangenen Jahres kümmert sich Buck um den Tafelladen in Balingen und das KaufWaschCafé in Ebingen. Er bringt langjährige Erfahrung mit der Arbeit im sozialen Bereich mit: 2013 war er in der mobilen Jugendarbeit in Balingen aktiv, danach studierte er drei Jahre lang Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Netzwerk- und Sozialraumarbeit an der DHBW Schwenningen und war im Anschluss weitere drei Jahre in der Suchtberatung in Balingen tätig. "Wir sind froh, gerade jetzt, in der Hochphase von Corona und einer wirtschaftlich schwierigen Zeit, jemanden für den Posten gefunden zu haben", sagt Diane Schrade-Geckeler.
Stichwort Corona: Die Pandemie hat dem KaufWaschCafé nicht gerade gut getan: Wegen der ständig wechselnden Corona-Regelungen, so Schrade-Geckeler, seien viele Menschen, vor allem die älteren, verunsichert und blieben deshalb weg. Andere wüssten nicht, ob sie kommen dürfen oder nicht. "Sie dürfen", versichert Schrade-Geckeler. "Wir mussten lediglich während des ersten Lockdowns schließen". Seitdem stünden die Türen für alle offen – auch für jene, die ohne Kaufabsicht zum Verweilen vorbeikommen. "Uns ist vor allem wichtig, für die Menschen da zu sein und ihnen einen Begegnungsraum zu bieten".